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„Ein Veedel geht vor die Hunde“Klagen über aggressive Feiernde im Zülpicher Viertel

Lesezeit 3 Minuten
Rosenmontag im Zülpicher Viertel

Auch am Rosenmontag war das Zülpicher Viertel gut besucht.

Köln – Aschermittwoch ist es alles vorbei, heißt es im jecken Köln. Im Partyviertel an der Zülpicher Straße sind Anwohner und viele Wirte heilfroh, dass die Menschenmasse n wieder abgezogen sind und alles vorbei ist. „Ein Veedel geht vor die Hunde“, betont der Sprecher der Interessengemeinschaft „Kwartier Latäng“ Markus Vogt am Aschermittwoch. Das einstige Studentenviertel habe sich zum Viertel von exzessiv trinkenden Jugendlichen entwickelt – besonders an Karneval und den Wochenenden.

Gegen Hauswände uriniert und gekotzt

An den jecken Tagen hätten sich aus diesmal wieder sehr viele junge Besucher des Viertels komplett daneben benommen, gegen Hauswände und in Eingänge von Geschäften, Häusern und Kneipen uriniert und übergeben. In diesem Jahr seien auffallend viele Minderjährige stark betrunken gewesen.

Zahlen der Polizei

1008 Einsätze fuhren die Kölner Polizisten über die Karnevalstage in diesem Jahr. Dies sind etwas weniger als im Jahr 2020, als gefeiert werden konnte (1102). Die Zahlen würden sich dem „Vor-Corona-Niveau“ wieder annähern, teilte die Behörde mit.

Taschendiebe griffen in den vergangenen Tagen genau 278 Mal zu (2020: 297). Es gab 481 Körperverletzungen (2020: 553). Die Polizei meldet Jahr 38 Sexualdelikte (47). Bei einer sexuellen Belästigung auf der Roonstraße kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Ordnungsamt. Ein Mitarbeiter erlitt eine erhebliche Verletzung und musste in ein Krankenhaus.

In diesem Jahr wurden acht Polizisten im Einsatzgeschehen verletzt. Im Jahr 2020 waren es 14 Polizisten, die ihren Dienst nach Angriffen beenden mussten. In 19 Fällen stellten Beamte nach Trunkenheit- oder Drogenkonsum Führerscheine sicher. (ta)

Vielen Anwohnern graut es schon vor den Auswüchsen an Karneval. Jedes Jahr das gleiche Spiel: Auf dem Weg nach Hause an den vielen Sicherheitsschleusen den Personalausweis zeigen, dann durch die grölende Menge manövrieren dabei Pfützen von Erbrochenem ausweichen, beschreibt es ein Anwohner. In der Coronazeit sei das Bad in der Menge besonders unangenehm. Glasflaschen konfiszieren die Sicherheitsleute nur zu Spitzenzeiten, dazwischen knirscht es dann gewaltig unter den Schuhen.

Viele Anwohner machen an Karneval lieber Urlaub

An der eigenen Haustür angekommen, könne man noch dem Mann im Kostüm hallo sagen, der gerade in den Hauseingang uriniert. Vorsicht ist auch im Flur geboten, denn der Urin läuft unter der Tür durch. Und auch zu Hause gibt es keine Ruhe: Wohnungen zur Straße hin sind sowieso laut, aber viele Nachbarn laden in dieser Zeit auch gerne den Freundeskreis zu Partys ein. Kein Wunder also, dass im Haus die Briefkästen voll sind – viele machen lieber Urlaub.

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Die Polizei beklagt schon seit Monaten eine zunehmende Aggressivität gegenüber den Beamten auf der Zülpicher Straße. Dies sei auch an Karnevalstagen, besonders an Weiberfastnacht und Rosenmontag so gewesen, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Einsatzleiter Rüdiger Fink sprach am Aschermittwoch von einem „absolut distanz- und respektlos auftretenden Klientel“. Ein Beispiel: An der Roonstraße Ecke Zülpicher Straße stürmte ein 37-Jähriger am Freitagabend nach massivem Alkohol- und Drogenkonsum schreiend aus einer Gaststätte auf den Beamten zu und stach nach derzeitigen Ermittlungen gezielt mit einer abgebrochenen Glasflasche nach dessen Hals. Der Polizist blockte den Angriff im letzten Moment ab und wurde nur leicht verletzt, musste anschließend jedoch seinen Dienst abbrechen, teilte Einsatzleiter Fink weiter mit.