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„Ich bin Angriffsspieler“Karl Lauterbach zu Besuch bei „Das andere Gespräch“

Lesezeit 6 Minuten
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Mit Maske spielte Karl Lauterbach vor allem zu Beginn der Pandemie.

  1. In unserer Sommerserie „Das andere Gespräch“ sprechen Prominente über alles Mögliche – außer über ihre Profession.
  2. Diana Haß hat sich mit Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach über Tischtennis unterhalten.

Wann haben Sie mit dem Spielen angefangen?

Ziemlich jung. Da war ich vielleicht zehn Jahre alt.

Wie kam es dazu?

Ich habe damals viele Ballsportarten gemacht. Ich habe im Verein auch Fußball gespielt und etwas Handball.

Aber als wirklich cool galt Tischtennis bei Jungs doch nicht, oder?

Oh doch! Das war damals ein sehr cooler Sport. Denn in der Region Niederzier-Düren, wo ich gelebt habe, spielte der Verein Simex Jülich um die Deutsche Meisterschaft und deshalb haben das in meiner Region viele junge Leute gemacht.

Haben Sie von einer Karriere als Profi geträumt?

Nein. Das wollte ich nie werden. Ich habe damals sehr viel Sport gemacht. Zweimal die Woche jeweils Tischtennis und Fußball trainiert und am Wochenende beides gespielt. An eine Profilaufbahn war nie gedacht. Dafür hätte mir wahrscheinlich auch das Talent gefehlt.

Zur Person

1963 wurde Karl Wilhelm Lauterbach am 21. Februar in Birkesdorf, das inzwischen zu Düren gehört, geboren. Er wuchs in Niederzier auf. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war Arbeiter einer Molkerei.

Eine Hauptschulempfehlung bekam er seiner Meinung nach aufgrund seiner Herkunft. Er wechselte die Schulen und machte 1982 Abitur.

Als Medizinstudent studierte er in Aachen und den USA. Als Mediziner und Gesundheitsökonom leitet er (derzeit beurlaubt) das Institut für Gesundheitsökonomie an der Universität Köln und ist Professor in Harvard.

In die SPD trat er 2001 ein. Zuvor war er kurz Mitglied der CDU gewesen. Seit 2005 wurde er stets per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen- Köln IV in den Bundestag gewählt.

Bundesgesundheitsminister ist Karl Lauterbach seit dem 8. Dezember 2021. In der Pandemie profilierte er sich als unermüdlicher Warner. (dha)

Wie weit haben Sie es denn gebracht?

Ich musste dann aufhören, um mich aufs Studium zu konzentrieren. Ich hätte in den höheren Amateurligen wahrscheinlich mitspielen können, wenn ich weitergespielt hätte.

Dann haben Sie aber wieder angefangen zu trainieren …

Ja, vor ein paar Jahren. Inzwischen trainiere ich auch bei Rot-Gold Porz. Da spiele ich unter anderem mit Dennis Michel. Ich trainiere aber auch in Berlin. Da habe ich einen Trainingspartner, Nico Papal, ein früherer Bundesliga-Spieler, der technisch ausgesprochen variantenreich spielt. Gegen ihn kann ich nicht bestehen. Aber ich lerne in jedem Spiel. Und auch die Spieler von Porz sind ausgesprochen talentiert.

Sie spielen also lieber gegen jemanden, der besser ist als Sie?

Ja. Von Spielern, die besser sind, lerne ich, und das hilft mir, meine Technik zu verbessern. Und ich freue mich, wenn ich einigermaßen mithalten kann.

Aber meistens verlieren Sie …

Gegen diese Spieler gewinne ich nicht. Mir reicht es, den Sport zu genießen. Ich spiele einfach nicht auf Sieg, sondern mit der Absicht, von Besseren zu lernen.

Beim politischen Schlagabtausch gehen Sie so nicht vor. Da spielen Sie auf Sieg.

Genau, in meiner beruflichen Disziplin spiele ich – um in der Analogie zu bleiben – nicht, um zu lernen, dort möchte ich etwas erreichen. Und es gibt noch einen entscheidenden Unterschied: Politik ist ein Teamsport. Und zwar für die Bevölkerung. Wenn Sie so wollen, sind wir die politische Bundesliga.

Was ist beim Tischtennis Ihre besondere Stärke?

Ich bin ein reiner Angriffsspieler. Ich habe nur dann eine Chance, wenn ich sehr früh selbst das Spiel bestimme und mir den Stil des Gegners nicht aufdrängen lasse.

Die Serie

Jeden Samstag erzählen auch diesen Sommer prominente Kölnerinnen und Kölner über Themen, die ihnen am Herzen liegen.

In den kommenden Wochen erwartet Sie noch ein Interview mit dem neuen Kulturdezernenten Stefan Charles und mit Falk Schnabel, der jetzt Polizeipräsident in Köln ist. (dha)

Haben Sie mal gegen einen echten Crack in dieser Sportart gewonnen?

Ich spiele selten um Punkte. Denn das sind weder besonders schöne Ballwechsel, noch lernt man dabei viel.

Ist Tischtennis populär genug?

Nein. Tischtennis braucht dringend mehr Aufmerksamkeit. Ich beabsichtige, da etwas mehr zu machen. Das ist ein guter Breitensport auch für die Vorbeugung von Erkrankungen. Ich habe schon darüber nachgedacht, öffentlich zu spielen, um die Aufmerksamkeit für den Sport zu erhöhen. Selbst die besten deutschen Spieler – sieht man von Timo Boll einmal ab – sind nicht bekannt. Und das, obwohl Deutschland im Tischtennis sehr gut ist.

Was ist denn so besonders schön daran?

Es ist ein Taktiksport und er ist ausgesprochen schnell: ein bisschen wie rasantes Schach auf Beinen. Ein besonders athletischer Blitzschachsport.

Wie lange kann man spielen?

Bis 80 und darüber hinaus. Tischtennis ist ein Sport, der auch mit eingeschränkter Qualität der Gelenke noch gespielt werden kann. Die Reaktionsfähigkeit wird geprüft, Balance wird gestärkt, ebenso die Schnelligkeit.

Entspannen Sie dabei?

Absolut. Beim Tischtennis kann ich sehr gut abschalten, da ich mich auf den Ball konzentrieren muss. Man kann seine Sorgen nicht mittransportieren wie etwa beim Joggen.

Wie lange brauchen Sie, bis die entspannende Wirkung eintritt?

Man muss schon eine Stunde lang spielen, um davon etwas zu haben.

Gibt es im Bundesgesundheitsministerium eine Tischtennisplatte?

Ich bin froh, wenn ich Zeit zum Essen finde. So eine Platte würde von mir gar nicht genutzt werden.

Wie halten Sie es mit Belägen für die Schläger?

Ich spiele in der Tat mit einer Seltenheit. Die meisten fortgeschrittenen Spieler spielen japanische oder chinesische Beläge. Ich spiele mit einem deutschen Belag. Damit komme ich hervorragend klar.

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Haben Sie noch Ihren allerersten Schläger?

Nein, die werden doch regelmäßig ausgetauscht. Ich habe auch einige Schläger kaputt geschlagen. Das passiert in der Kindheit schon, dass man den Schläger zerschlägt, wenn man in Wut gerät. Das passiert heutzutage Gott sei Dank nicht mehr. Dennoch habe ich noch ein paar Schläger aus der damaligen Zeit.

Wie kam es zu den Wutausbrüchen?

Wenn das Blatt sich wendet, dann kommt es vor, dass die Emotionen hochgehen …

Haben Sie also Schläger gegen die Wand geworfen als Jugendlicher?

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich ja. Auf jeden Fall nicht regelmäßig.

Spielen Sie grundsätzlich mit Mundschutz?

Im Moment nicht, wir testen uns vor dem Spiel. Am Beginn der Pandemie habe ich das schon gemacht.

Haben Sie Ihre Faszination für den Tischtennis-Sport auch an Ihre Kinder weitergeben können?

Meine jüngste Tochter ist aus meiner Sicht sehr talentiert und hat auch in der Damenjugendmannschaft vom 1. FC Köln gespielt, bevor sie nach Berlin gezogen ist.