Die unfertige Hubschrauberstation auf dem Kalkberg steht seit 2015 leer und verschlingt Hunderttausende pro Jahr. Jetzt soll sie mit Millionenaufwand provisorisch fertiggestellt werden.
Neun Jahre LeerstandWas jetzt mit dem Kalkberg in Köln passieren soll
Berge, die das Bild einer Stadt prägen, gibt es so einige. Den Zuckerhut in Rio de Janeiro zum Beispiel, den Tafelberg in Kapstadt oder den Tibidabo in Barcelona. Athen hat die Akropolis und Köln: den Kalkberg. Eine rund 32 Meter hohe ehemalige Deponiehalde der Chemischen Fabrik Kalk, die sich nördlich der Stadtautobahn (B 55a) an der Grenze von Kalk und Buchforst erhebt.
Hier hat die Stadt Köln ab 2013 eine Station für Rettungshubschrauber errichtet, musste aber 2015 kurz vor der Fertigstellung einen sofortigen Baustopp verhängen, weil der Bau wegen Problemen im Untergrund absackte und sich Risse im Gebäude bildeten. Mehr als 30 Millionen Euro flossen bisher in das Projekt, doch seit nunmehr neun Jahren steht der unfertige Hangar leer und wartet darauf, was mit ihm geschehen soll. Nun will die Stadt den Bau zumindest provisorisch vollenden.
Planer vergleichen Kölner Kalkberg mit Akropolis in Athen
Wem der Vergleich zwischen dem Weltkulturerbe Akropolis und dem Kölner Skandalberg absurd erscheint, dem sei eine im Auftrag der Stadt Köln erstellte Präsentation zu den „Nutzungsperspektiven für den Kalkberg“ empfohlen. Hier werden der Athener Burgberg mit seinen Schätzen aus der griechischen Antike und die Kölner Halde mit dem leerstehenden Hangar nebeneinander gestellt (siehe Foto) und ihre Größe und Lage verglichen. Denn wie das mit dem Projekt beauftragte Büro „Neubig Hubacher Architekten und Stadtplaner“ erläutert, könnten sich mögliche Szenarien für die künftige Funktion des Kalkbergs „ausschließlich auf das Plateau und die Nachnutzung des Gebäudes beziehen, das heißt Akropolis-Situation mit oder ohne Gebäude“.
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Die Akropolis in Athen erlebte in ihrer 2500-jährigen Geschichte viele Zerstörungen – nicht zuletzt als die Venezianer 1687 das dort befindliche Pulvermagazin der Osmanen beschossen. Der Kalkberg hingegen war praktisch von Beginn an eine Ruine.
Grund für die massiven Bauschäden: Obwohl der damalige Stadtdirektor Guido Kahlen 2012 vor dem Kauf der Deponie behauptete, der Kalkberg sei „die am besten untersuchte Altlast in Köln“, hatte in der Verwaltung offenbar niemand damit gerechnet, dass der Kalkberg vor allem eines enthielt: Kalkschlamm. Eine weiche Masse, die nachzugeben begann, als im Zuge der Arbeiten an der Helikopterstation rund 50.000 Tonnen Erdreich auf die Kuppe des Bergs aufgebracht wurden.
Weil man Probebohrungen im Vorfeld nur bis in acht Meter Tiefe ausgeführt hatte, blieb die puddingartige Kalkschicht unentdeckt. Das Erdreich musste wieder runter – mit unzähligen Lkw-Transporten. Seitdem bildeten sich laut Stadt in dem Hangar keine Setzrisse mehr. Doch im September 2020 beschloss die Politik das endgültige Aus für die Helikopterstation auf dem Kalkberg. Die Rettungshubschrauber sollten dauerhaft am Flughafen Köln/Bonn stationiert werden.
Seit dem Baustopp 2015 hat die Stadt Köln Millionenbeträge für die Sicherung und Bewachung des nach ihren Angaben zu 90 Prozent fertiggestellten Hangargebäudes ausgegeben. So wurde eine Gerüstkonstruktion als Wetterschutzeinhausung errichtet, die 63.000 Euro pro Jahr kostet. Trotzdem kam es laut Stadt zum Eintritt von Feuchtigkeit und Schäden an der Fassade.
Die Metalltore, mit denen der Hangar ursprünglich verschlossen werden sollte, liegen seit neun Jahren in einem Lager. Die Einlagerung der Tore hat bis Mai 2024 bereits 223.707 Euro gekostet, räumt die Stadt ein. Der Wachdienst, der rund um die Uhr auf dem Kalkberg präsent ist, um Vandalismusschäden am Hangar vorzubeugen, belastet die Stadtkasse im Schnitt mit rund 228.000 Euro pro Jahr.
Kalkberg: Schließung des Hangars soll 3 bis 6 Millionen Euro kosten
Nun soll der Kölner Stadtrat am 12. Dezember entscheiden, wie der unfertige Bau vollendet werden kann. Die Stadt schlägt zwei Alternativen zur Auswahl vor. Für „Restarbeiten zum nutzungsunabhängigen Verschluss der äußeren Hülle des Gebäudes sowie zur Sicherung der Bausubstanz in Vorbereitung einer Nachnutzung mittels Einbau der Sektionaltore“, wie es in bestem Verwaltungsdeutsch heißt, soll der Rat rund drei Millionen Euro locker machen. Darin enthalten sei auch der Mehraufwand zur „Kompensation der konstruktiven Schiefstellungen und Setzungen sowie der Austausch der Antriebs- und Steuerungstechnik“ der Tore. Denn die könnten „aus statisch-konstruktiven Gründen nur mittels Schienensystem und Antriebstechnik“ montiert werden. Die Wartung der Tore koste rund 1000 Euro pro Jahr.
Weitaus teurer wäre die zweite Variante, bei der die zurzeit offene Gebäudeseite des Hangars mit einer festen Wand verschlossen würde. Da dafür ein Fundament errichtet werden müsste, rechnet die Stadt mit Kosten von fast sechs Millionen Euro. Die Hangartore seien dann überflüssig und würden entsorgt.
Wie das Rechnungsprüfungsamt in seiner Stellungnahme betont, entstünde bei beiden Varianten noch kein funktionstüchtiges Gebäude, da zahlreiche Gewerke wie Trockenbau-, Sanitär-, Schlosser-, Schreiner oder Malerarbeiten in den Kosten nicht enthalten sind. Ob die Maßnahmen in Bezug auf ein späteres Nutzungskonzept wirtschaftlich sind, sei nicht bekannt.
Aus dem Konzept für eine neue Nutzung
Im November 2023 stellte die Stadt Köln die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie von „Neubig Hubacher Architekten und Stadtplaner“ für künftige Nutzungen auf dem Kalkberg vor. Darin wird betont, dass es sich um ein Ingenieurbauwerk handelt, das dauerhaft gepflegt und kontrolliert werden muss.
Unter der oberen Erdschicht befindet sich eine Folie, mit der die schadstoffbelasteten Ablagerungen der Deponie abgedeckt sind. Deshalb müssen auf dem Kalkberg Nagetiere vergrämt werden und es dürfen keine Bäume gepflanzt werden. Wilder Bewuchs muss entfernt werden. Es gebe einen Zielkonflikt zwischen der Sicherung der Halde und den Erwartungen der Bürger für eine öffentliche Nutzung.
In Frage kommt laut der Planer vor allem eine Nutzung als barrierefrei zugänglicher öffentlicher Landschaftspark. Ihr Vorzugsszenario lautet „Sportberg im neuen Grünzug Buchforst“ – mit Sportangeboten wie Parcours, Bouldern, Padel, Basketball, Trimm-Dich-Stationen, BMX und Skaterpark. Möglich seien auch Schafhaltung in abgezäunten Bereichen und Gartenanlagen als „Leuchttürme“.