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Kafi Biermanns Abschied von Bläck Fööss„Ich werde nicht viel vermissen“

Lesezeit 5 Minuten
Kafi Biermann

Sport und Musik sind seine größten Lei­den­schaf­ten: Bevor Kafi Biermann zu den Bläck Fööss kam, war er Dozent an der Sport­hoch­schu­le. Ende Dezember verlässt der 70-Jäh­rige die Band.

KölnEs ist ein Jahr der letzten Male: Am Samstag spielt Kafi Biermann (70) zum letzten Mal ein Open-Air-Konzert im Tanzbrunnen. Nach 21 Jahren hört der Sänger bei den Bläck Fööss auf. Henriette Westphal traf ihn im Proberaum der Fööss in Deutz.

Können Sie sich noch an die vielen Konzerte im Tanzbrunnen erinnern?

Nein, kaum. Das wird mit der Zeit zur Gewohnheit. An mein erstes Konzert im Tanzbrunnen 1995 kann ich mich aber noch gut erinnern. Was mir damals schon direkt aufgefallen ist, dass die Zuschauer zwischen fünf und 95 Jahren sind. Das ist bis heute so geblieben und darauf waren wir auch immer besonders stolz, dass wir alle Altersgruppen mit unseren Texten erreichen.

Gibt es einzelne Momente, an die Sie gerne zurückdenken?

Einmal habe ich "What's up" von den 4 Non Blondes gesungen, weil ich mit der Stimme so schön hoch komme. Das war damals ein großer Hit. Und dann vor elf Jahren, als Andreas in die Band gekommen ist. Vor dem Konzert im Tanzbrunnen musste er in Windeseile alle 30 Titel lernen, die wir dort spielen. Dabei haben wir ihm alle geholfen, das war stressig, aber es herrschte mal wieder richtige Aufbruchsstimmung bei uns.

Jetzt proben Sie dieselben Songs mit Mirko Bäumer?

Ja, er wird am Samstag mit uns im Tanzbrunnen auftreten. Wir proben schon seit einem Jahr zusammen. Das ist eine lange Eingewöhnungszeit, aber das ist für ihn gut und auch für uns. 20 Jahre zusammen sind ja eine lange Zeit.

Sie haben Ende Februar Ihren Ausstieg bekannt gegeben. Haben Sie es seitdem bereut?

Nee, überhaupt nicht. Seit drei Jahren war mir klar, dass ich diesen Cut mache. Im Juli vor zwei Jahren habe ich es der Band gesagt. Es ist besser, man hört auf, wenn die Leute sagen: ,Das ist schade' anstatt ,Das wurde aber Zeit'.

Werden Ihnen die Bläck Fööss sehr fehlen?

Ich werde nicht viel vermissen. Vieles ist zur Routine geworden, das lief wie vom Band ab. Aber ich mache mit Bömmel und Hartmut weiter Lehrerfortbildungen und wir gehen weiterhin in Schulen. Wenn man sieht, wie die Kinder deine Lieder mit glänzenden Augen singen, dann ist das etwas ganz besonderes. Das würde mir sicher fehlen.

Was sind denn Ihre Lieblingslieder im Repertoire?

(überlegt kurz) "Kriesch doch nit", "Die kleine Saache", "Katrin". Und der "Stammbaum". Das war genau mein Ding damals, denn ich kam ja als Dozent von der Sporthochschule. Dort waren 80 Nationen vertreten. Jeder war neugierig, was der andere macht. Die Arsch-huh-Problematik, die kannten wir gar nicht. Sport und Musik haben hohe integrative Kraft, von der andere viel lernen können, auch einige Politiker.

Gab es Texte, die Ihnen irgendwann zum Hals raus hingen?

Im Laufe der Zeit ging mir die Kölschtümelei ordentlich auf den Wecker. Wenn wir neue Lieder geschrieben haben und da kam schon wieder was mit Köln drin vor, da konnte ich jedes Mal nur schwer mit leben. Ich finde es toll, wenn andere Gruppen auch Themen finden, die nichts mit Köln zu tun haben.

Und was werden Ihre Bandmitglieder an Ihnen vermissen?

Ich bin ein sportlicher Typ oder wie man so schön sagt: ein Teamplayer. Niemand, der vorne alle Tore schießen will. Deshalb sind wir auch akustisch in den vergangenen Jahren so abwechslungsreich geworden.

Sport ist neben der Musik Ihre zweite Leidenschaft?

Ich war früher schon Konditionstrainer beim FC und den Haien. Heute trainiere ich eine Fußball-E-Jugendmannschaft in Frechen. Mein zehnjähriger Sohn spielt auch mit und ist mein bester Spieler. Allerdings werde ich auch diesen Posten bald abgeben: Allmählich müssen auch da mal Jüngere ran.

Sie sind gebürtiger Westfale. Denen sagt man ja nach, sie seien von Natur aus Vereinsmenschen. Trifft auf Sie absolut zu, oder?

Das stimmt wohl (lacht). Ich komme aus einem 400-Seelen-Dorf und war damals tatsächlich in jedem Verein. In der Theatergruppe, im Kirchenchor, im Brieftaubenverein, im Männergesangsverein, im Fußballverein und im Turnverein. Und da waren überall dieselben Leute (lacht).

Und heute?

Ich bin Mitglied im Kaninchenzüchterverein in Frechen.

Wie kam es dazu?

Ich war das älteste Kind von vier Geschwistern auf einem Bauernhof und alle Tiere gehörten mir. Als ich nach Köln in eine WG mit Garten gezogen bin, habe ich meine Tiere dorthin geholt. Und so fing es an. Heute züchte ich Rassekaninchen: Zwerg-Rexe Dalmatiner dreifarbig und japanerfarbig. Pro Jahr habe ich etwa 70 Jungtiere. Auf diesem Gebiet kenne ich mich sehr gut aus.

Was planen Sie für Ihr letztes Arena-Konzert an Silvester?

Nichts. Ich sage einfach Tschüss. Zumindest auf der Bühne werden keine Tränen fließen. Meine Geschwister waren schon im letzten Jahr zum Abschied da. Für einige ist das letzte Mal doch schwer.

Rabatt fürs Konzert

Die Rundschau präsentiert das Konzert der Bläck Fööss im Tanzbrunnen am Samstag, 19 Uhr. Auf der Titelseite der Ausgabe der Rundschau vom heutigen Freitag finden Sie einen Coupon, mit dem es fünf Euro Rabatt auf den Eintrittspreis gibt. Den Coupon bitte ausschneiden und an der Abendkasse vorzeigen (pro Person ist nur ein Coupon einlösbar, Angebot gilt, solange der Vorrat reicht).