Köln – Jochen Ott war seit 2004 im GAG-Aufsichtsrat. Wenn sich am heutigen Donnerstag, 30. September, die Aktionäre der GAG zur virtuellen Hauptversammlung treffen, wird seine Amtszeit voraussichtlich offiziell enden. SPD-Mann Mike Homann soll dann den Posten übernehmen. Im Interview spricht Ott über gute und schlechte Entscheidungen und übt Kritik an der Stadt Köln.
Warum wollten Sie in den GAG-Aufsichtsrat?
Früher habe ich selbst einige Jahre in einer GAG-Wohnung in der Fuldaer Straße in Höhenberg gewohnt. Dort habe ich den Mieterrat mit aufgebaut.
Als die Ratsfraktionen von CDU und FDP 2002 und 2003 versucht haben, die GAG an einen britischen Investor zu verscherbeln, was ein Riesenfehler gewesen wäre, habe ich die Kampagne gegen den Verkauf unterstützt. Wir haben viele Unterschriften gesammelt und konnten erreichen, dass die GAG nicht verkauft wurde. Das war ein Riesenerfolg und enorm wichtig für Köln.
Die GAG ist Kölns größte Vermieterin, deren Zukunft ich im Aufsichtsrat aktiv mitgestalten wollte. Die GAG gehört zu 88,24 Prozent der Stadt Köln, sie besitzt rund 45.000 Wohnungen, in denen 100.000 Menschen wohnen. Angesichts der Wohnungsnot wäre es heute kaum vorstellbar, ein solches Unternehmen zu verkaufen, um den Haushalt zu sanieren.
Zur Person
Jochen Ott (47) war von 2001 bis 2019 Chef der Kölner SPD. Seit 2010 gehört er dem NRW-Landtag an. Im Juni 2004 wurde er in den GAG-Aufsichtsrat gewählt. Im Dezember 2004 übernahm Ott den Vorsitz, er folgte auf Alfred Kuhlmann (CDU). Jetzt soll SPD-Fraktionschef Mike Homann Aufsichtsratschef werden. (fu)
Es war damals eine andere Zeit, Anfang der Nullerjahre war der Slogan „Privat vor Staat“ in aller Munde. Überall in Deutschland griff das angebliche Steuerspar-Modell „Sale and lease back“ um sich, auch bei der GAG. Sie hat im großen Stil Wohnungen verkauft, etwa in der Weißen Stadt in Buchforst, und dann zurückgemietet. Bald stellte sich das als Sackgasse heraus, weil die neuen Eigentümer nichts investierten. Am Ende hat die GAG diese Bestände wieder zurückkauft und selbst saniert. Heute sind sie wirtschaftlich.
Was hätte ein Verkauf der GAG-Aktien für Folgen gehabt?
Wenn CDU und FDP das durchgesetzt hätten, hätte die Stadt ein gewaltiges Verlustgeschäft gemacht und überdies ein zentrales Instrument der Wohnungspolitik aus der Hand gegeben. Die GAG ist die einzige Gesellschaft, die in Köln in größerem Umfang Sozialwohnungen baut. Sie ist wirtschaftlich erfolgreich und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer sozialen Stadtentwicklung.
In meiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender hat das Unternehmen enorme Leistungen sowohl bei der Modernisierung seiner Bestände als auch beim Neubau vollbracht. Ich würde mir wünschen, dass vor allem die CDU und die Oberbürgermeisterin die Kraft der GAG künftig stärker würdigen und ihr Potenzial besser nutzen.
Woran hapert es denn?
Um mehr Wohnungen bauen zu können, benötigt die GAG mehr städtische Grundstücke. Die dürfen aber nicht zu teuer sein, sonst können dort keine Wohnungen mit günstigen Mieten entstehen. Die Wohnungsbaubilanz von Frau Reker und dem Ratsbündnis ist bislang unterirdisch.
In Hamburg hat Olaf Scholz als Bürgermeister gezeigt, wie man schnell mehr preiswerten Wohnraum schaffen kann. Das könnte die GAG in Köln auch, wenn sie mehr Unterstützung von der Stadt bekäme. Sie muss bei Projekten wie Kreuzfeld von Anfang an eingebunden werden.
Außerdem hat die GAG viele gute Ideen entwickelt, wie das Demenzwohnen oder spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche, für Senioren, für Menschen mit Behinderung. Diese erprobten Konzepte könnten als Blaupause für Wohnungsbauprojekte in ganz Köln dienen, die Stadt könnte Investoren bei Konzeptvergaben entsprechende Auflagen machen.
Bei der Hauptversammlung werden Kleinaktionäre heute wie jedes Jahr kritisieren, die GAG habe 1200 marode Hochhauswohnungen in Chorweiler 2016 zu einem überhöhten Preis gekauft. War es ein schlechtes Geschäft?
Nein, es war richtig, dort zu investieren. Die GAG besaß ja bereits Wohnungen in Chorweiler, deren Wert gesunken wäre, wenn das Umfeld weiter verfallen wäre. Die Hochhäuser werden seitdem saniert und aufgewertet, die Stadt stellt zusätzliche Mittel zur sozialen Stabilisierung des Viertels bereit. Das ist ein enorm wichtiges Projekt für Chorweiler und die gesamte Stadt. Ich bin stolz, dass das gelungen ist, auch wenn ich dafür von einigen Kleinaktionären massiv angefeindet worden bin.
Sie haben sich aus der Kommunalpolitik zurückgezogen. Werden Sie nächstes Jahr wieder im Wahlkreis 17 im Kölner Südosten für den NRW-Landtag kandidieren?
Ich mache meine Arbeit im Landtag gerne, und in Porz, Poll, Merheim, Brück und Rath/Heumar gibt es viel zu tun. Ansonsten halte ich mich an das von der Partei verabredete Verfahren.
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Demnach sollen sich Interessierte bis nächste Woche melden, damit der engere Vorstand den Oktober vertraulich nutzen kann, daraus einen einvernehmlichen Vorschlag zu entwickeln, über den am 30. November die SPD-Wahlkreiskonferenz entscheidet. Bei der Bundestagswahl hat die SPD mit ihrer Geschlossenheit gepunktet. Das wollen wir bei der Landtagswahl am 15. Mai auch tun.