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Interview mit Konrad Adenauer„Bei den Grünen in Köln fehlen die Visionen“

Lesezeit 4 Minuten

Zu eng gedacht wird in der Wohnungs- und Grundstückspolitik, meint Adenauer.

  1. Konrad Adenauer (76) ist Vorstandsvorsitzender der Kölner Haus- und Grundbesitzervereins.
  2. Über die aktuelle Immobilienpolitik und deren Chancen und Risiken sprach mit ihm Tobias Wolff.

Die schon als beschlossen verkündete Aufteilung der CO2-Steuer auf Mieter und Vermieter wird neu diskutiert. Das müsste in Ihrem Sinn sein?

Wir haben nie den Sinn hinter diesen Plänen gesehen. Es kann nicht sein, dass die Vermieter immer weiter belastet werden. Sie haben nun mal keinen Einfluss auf das Heizverhalten ihrer Mieter. Es ist ja nicht der einzige Punkt, der in den letzten Jahren einseitig die Vermieter belastet.

Aber die Vermieter haben Einfluss auf die Heizeinrichtung selbst. Die Klimadiskussion ist ja nicht neu.

Das stimmt, aber solche Dinge müssen sich entwickeln, das kann man nicht mal eben so ad hoc aus der Politik heraus entscheiden. Ich bin selbst sehr für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Aber das kostet alles Geld, das erst einmal investiert werden muss. Und der weitaus größte Teil unserer Mitglieder sind nun mal nicht diejenigen mit den vielen großen Immobilien im Hintergrund.

Sie waren selbst lange Jahre für die CDU im Rat. Sind Sie von Ihrer Partei enttäuscht?

Was die Landesregierung angeht, ist das nur noch eine Vollzugsanstalt für Berlin. Und dort wird moderiert, nicht regiert. Die SPD stellt Bedingungen, die Kanzlerin erfüllt sie. Und die CDU? Stellt selbst keinerlei Forderungen. Das ist ein schwaches Bild.

Wie eng ist der Kontakt mit dem Rat und der Verwaltung?

Wir stehen in ständigem Austausch. Es gibt Gespräche mit den Beigeordneten wie auch mit den Parteien, auch mit Volt. Das Problem bei den Grünen ist, dass schon wieder viel zu eng gedacht wird. Es fehlen die Visionen, die großen Würfe. Aber das ist nicht neu in dieser Stadt.

Sie meinen die Politik der letzten Jahre?

Schauen Sie sich doch an, wo Köln steht. Wenn es um überregionale Projekte geht, ist die Rede von Hamburg, Berlin, München. Und dann? Frankfurt, Stuttgart, aber nie Köln. Hier läuft alles viel zu zögerlich ab, die Stadt braucht einfach mehr Mut. Ein Hochhaus reicht da nicht, das kann Frankfurt wirklich besser.

Was also wäre Ihre Forderung?

Wir brauchen mehr Flächenausweisungen, mit denen dann auch vernünftig umgegangen wird. Wir haben doch positive Beispiele aus der Vergangenheit, nehmen Sie die Blaue Siedlung oder die Weiße Stadt in Buchforst, das wurde wunderschön angelegt. Das ist kein platter Riegelbau wie sonst so oft, auch hier in Köln. Und was die Flächen selbst angeht: Fahren Sie doch mal von Rösrath nach Köln. Da sieht es zwischendrin aus wie im nördlichen Niedersachsen. Und da soll kein Platz für neue Wohnungen sein?

Köln verliert gerade viele junge Familien, die sich die Preise hier nicht mehr leisten können. Macht Ihnen das Sorge?

Einerseits schon, ja. Aber ich würde es auch nicht zu sehr dramatisieren. Wanderbewegungen von der Stadt zum Land und umgekehrt hat es immer gegeben, das ist nichts Neues. Köln ist prinzipiell eine junge Stadt, wird sich immer weiter entwickeln. In zehn Jahren sieht das mit den Wanderbewegungen vielleicht schon wieder ganz anders aus.

In angesagten Vierteln wird viel saniert, die Mieten steigen teilweise drastisch. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Noch vor ein paar Jahrzehnten wollte kein Mensch nach Ehrenfeld oder Sülz. Das hat sich mittlerweile grundlegend gewandelt, auch weil die alte Bausubstanz gehalten und aufwändig modernisiert wurde. Und wenn jemand Geld einsetzt, will er auch etwas herausbekommen. Der Mensch ist nun mal nicht altruistisch veranlagt, von einigen Ausnahmen abgesehen vielleicht.

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Wie stehen Sie zu den anstehenden Großprojekten, etwa der Ost-West-Achse oder der Historischen Mitte?

Was die Ost-West-Achse angeht, muss der Tunnel kommen. Was ich nicht verstehe: Den Neumarkt könnte man doch mit relativ einfachen Mitteln zu einem echten großstädtischen Platz machen. Stattdessen verkommt er immer mehr. Bei der Historischen Mitte sehe ich zwar schon eine große Chance, etwas zu entwickeln. Aber die bisherigen Entwürfe mit den vielen massiven Kuben begeistern mich nicht besonders.

Und die Idee von Paul Böhm, den Hauptbahnhof nach Kalk zu verlagern?

Warum nicht, wenn die Anbindung da ist? Diese Stadt muss großzügiger denken, 20, 30 Jahre voraus. Immer wieder selbst Flächen kaufen, um sie dann später selbst entwickeln zu können. Aber das sehe ich leider nicht.