Interview mit Graham Bonney„Ich fühle mich, als wäre ich 18 geworden“

Lesezeit 4 Minuten

Ein Leben für die Bühne: Schlagersänger Graham Bonney ist gebürtiger Engländer, feierte aber hierzulande seine größten Hits – auf Deutsch. Am Samstag wurde er 75 Jahre alt.

Köln – In den 1960er Jahren feierte Graham Bonney (eigentlich Graham Bradly) mit Liedern wie „Super Girl“ internationale Hits. Besonders hierzulande, wo er mittlerweile in Kerpen lebt, sollte seine Karriere noch lange anhalten, weshalb der gebürtige Engländer fortan vor allem deutschsprachige Songs aufnahm. Am Samstag feierte er seinen 75. Geburtstag. Dominic Röltgen sprach mit dem „Sonnyboy der 60er Jahre“.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Wie fühlen Sie sich mit 75 Jahren?

Ich muss gestehen, ich fühle mich, als wäre ich 18 geworden (lacht). Aber ich freue mich natürlich, dass ich die 75 überhaupt erreicht habe. Ich bin dankbar, und mir geht es gut.

Haben Sie jemals ans Aufhören gedacht? Immerhin stehen Sie seit gut 70 Jahren auf der Bühne.

Nein. Das wäre tödlich. Ich finde, das Showgeschäft ist wie eine Krankheit. Wenn man es einmal gemacht hat, dann bleibt man auf der Bühne bis zum Tod. Es ist für mich der schönste Weg, um durch das Leben zu gehen. Es macht mir immer noch Spaß und hält mich fit. Ich freue mich auch schon tierisch, mit den Schlagerlegenden auf Tour zu gehen. Aber auch davor bin ich schon viel unterwegs – auf Mallorca, einem Kreuzfahrtschiff und andere Shows. Es ist einfach immer noch mehr als genug zu tun. Nächsten Monat erscheint auch meine neue CD „Mein Leben ist Rock’n’Roll und Schlager“, da ist auch ein Song drauf, den ich gemeinsam mit meiner Frau singe.

Sie sind gebürtiger Engländer, leben mittlerweile aber schon mehr als 30 Jahre in Deutschland, in dem Land, in dem Sie am meisten Erfolg hatten. Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie Lieder auf Deutsch sangen?

„Super Girl“ war ja auch in Deutschland ein Hit. Und ich war mit den Beach Boys 1966 auf Tour. Und in der Zeit hat mich meine deutsche Plattenfirma gefragt, ob ich auch deutsche Schlager singen würde. Ich konnte mir da erst gar nichts drunter vorstellen.

Konnten Sie schon vorher Deutsch sprechen?

Nein. Ich meinte damals, mein Deutsch ist minimal. Spiegelei, Bockwurst… das waren Wörter, die ich konnte. Und dann hieß es, das wär ideal (lacht). Auch Hans Blum, mein damaliger Produzent, meinte, ich dürfe nie richtig Deutsch lernen, denn ohne meinen Akzent und meine Fehler würde ich sonst niemals Graham Bonney werden. Und bevor ich gewusst habe, was los war, fuhr dieser Deutsche-Schlager-Zug mit mir am Bord ab. Und das war dann die Story meines Lebens (lacht). Seit letztem Jahr bin ich übrigens Deutscher.

Sie waren es auch, der die Vorläuferband der Bläck Fööss dazu ermutigt hatte, Lieder auf Kölsch einzuspielen, haben also für die Entstehung der Band gesorgt. Können Sie sich noch an diesen Moment erinnern?

Die Jungs waren jahrelang meine Begleitband, und ich war total begeistert von ihnen. Bei unseren gemeinsamen Proben in Deutz haben wir in den Pausen immer Lieder auf Kölsch gesungen. Und ich fand, dass klang ein wenig wie Cockney-Englisch. Ich meinte dann irgendwann zu ihnen, dass die Konkurrenz auf Englisch doch viel zu stark ist – warum singt ihr nicht auf Kölsch? Ja, und der Rest ist Geschichte.

Sie leben in Kerpen und somit unweit von Köln entfernt. Können Sie selbst auch Kölsch sprechen?

(fängt an zu singen) „Ich ben e'ne Kölsche Jung, wat willste maache?/Ich ben e'ne Kölsche Jung un dun jään laache./Ich ben och söns nit schlääch, nä ich ben brav,/ Ming Lieblingswöötsche, heiss Kölle Alaaf!“

Das sollte Beweis genug sein. Aber einen Song auf Kölsch haben Sie nie eingespielt?

Nein. Aber wie ich die Bläck Fööss kenne, werden wir das noch machen. In der Philharmonie haben wir ja schon mal zusammen gesungen.

Sie galten als „Sonnyboy der 60er Jahre“. Es gab von Ihnen auch einen „Bravo“-Starschnitt. Hand aufs Herz: Hängt der junge Graham Bonney noch irgendwo bei Ihnen zu Hause?

Ja, tatsächlich. Diesen Starschnitt habe ich damals von einem Freund geschenkt bekommen. Meine Frau hat den an eine Wand in meinem Studio gehangen. Jedes Mal, wenn ich das nun betrete, weiß ich wieder, wie ich früher ausgesehen habe (lacht).

Am 14. Oktober kommen Sie mit Michael Holm, Lena Valaitis, Ireen Sheer und Peggy March mit der Show „Schlagerlegenden live auf Tournee“ nach Köln – ist das wie eine Reise in die Vergangenheit für Sie?

Definitiv. Es ist aber auch wie ein Klassentreffen. Wir haben diesen Druck nicht mehr, machen, was wir wollen. Wir unterstützen uns gegenseitig. Als Peggy zum Beispiel einmal ihren Text vergessen hat, haben wir ausgeholfen und gelacht. Früher hätten wir über einen solchen Fehler wohl geweint.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren