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Inklusiontage auf dem RoncalliplatzOtto Rehhagel ehrt den Meister vor dem Dom

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Auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom wurde für die entscheidenden Spiele der Blindenfußball-Meisterschaft Kunstrasen verlegt. Viele Menschen verfolgten die Begegnungen im Rahmen der Inklusionstage.

Auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom wurde für die entscheidenden Spiele der Blindenfußball-Meisterschaft Kunstrasen verlegt. Viele Menschen verfolgten die Begegnungen im Rahmen der Inklusionstage.

Am Ende recken die Spieler aus Marburg die Meisterschale in die Höhe, überreicht von Trainer-Legende Otto Rehhagel. Der Höhepunkt der Inklusionstage in der Kölner City.

„Ich hörte wie der Ball ins Netz ging. Für eine Zehntelsekunde fürchtete ich, es wäre das Außennetz. Dann jubelten die Zuschauer, und ich wusste, es ist vollbracht“, schildert der Marburger Alican Pektas seinen entscheidenden Treffer. Eine Minute vor dem Abpfiff sicherte der Kapitän beim 1:0 gegen Borussia Dortmund mit seinem Goldenen Schuss dem SF Blista Marburg die sechste Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball bei den Inklusionstagen auf dem Roncalliplatz.

Der Finalspieltag der Blindenfussball-Bundesliga war der Höhepunkt der diesjährigen Fussball-Inklusionstage unter dem Motto „ZusammenSpiel“. Mit einem hohen Sieg über den MTV Stuttgart hätte Titelverteidiger FC St. Pauli im letzten Spiel der Saison den Marburgern den Titel noch streitig machen können. Doch die Schwaben gewannen 2:1 und besiegelten damit den Titelgewinn des SF Blista.Trainer-Legende Otto Rehagel, Kuratoriumsmitglied der Sepp-Herberger-Stiftung, und DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert überreichten die silberne Meisterschale.

Rassel im Ball und Dunkelbrillen

Neben dem Meistertitel gingen auch zwei Einzelehrungen an Marburg: Taime Kuttig wurde zum besten Spieler und Sebastian Themel zum besten Torwart gewählt. Gespielt wurde zweimal 15 Minuten. Die jeweils fünf Spieler mussten wegen unterschiedlicher Sehbehinderung ein Augenpflaster und eine Dunkelbrille tragen — mit Ausnahme des Torwarts. Der Ball rasselte, wenn er rollte, und konnte so „gehört“ werden.

Zur weiteren akustischen Orientierung dienten Banden als Seitenlinie. Attackierte ein Spieler den ballführenden Gegner musste er „voy“ (spanisch, „ich komme“) rufen. Sehende Guides dirigierten mit Zurufen wie „mehr nach rechts“ oder „drei, zwei, eins, Feuer.“ Trainer-Ikone Rehagel war von der Kulisse und der finalen Begegnung in der Liga des Blindenfussballs begeistert: „Eine grandiosere Kulisse als vor dem Kölner Dom kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin sehr beeindruckt vom Ballgefühl und dem taktischen Verständnis der Spieler. Hier zeigt sich wie gut Inklusion im Fußball funktioniert.“

Nächste Woche will der 85-jährige seinen Freund Wolfgang Overath anrufen. „Ich habe Wolfgang bei der großen Feier zum 60-jährigen Bestehen der Bundesliga sehr vermisst. Das muss ich ihm noch persönlich sagen und dann plaudern wir über alte Zeiten“, sagte „König Otto.“