Glühwein mit 2G-Stempel genießenKölns große Weihnachtsmärkte sind eröffnet
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Köln – Gestempelt ist das neue Weihnachtsmarkt-G. „Sind Sie geimpft oder genesen?“ ist an Ständen auf dem Alter Markt vielfach zu hören. Kontrollteams machen in Heinzels Wintermärchen die Runde. Handys werden von Besuchern gezückt und Zertifikate gezeigt, bevor gebrannte Mandeln, handgezogene Wachskerzen und andere vorweihnachtliche Waren geshoppt werden können.
Wenn der Nachweis okay ist, drücken auch „fliegende“ Engel auf dem Neumarkt Besuchern den Stempel mit dem „2G“ im Logo auf. Eine Art Sesam öffne-Dich für den kontrollierten Budenzauber in Corona-Zeiten.
„Ich finde das sehr praktisch“, sagt die Standbetreiberin von Bürsten Minatel. Es sei gut, „dass kontrolliert geöffnet ist und wir die Chance bekommen, Geld zu verdienen. Aber ich weiß noch nicht so recht, wie es abends ist oder am Wochenende, wenn viel Betrieb herrscht“. Kundin Sabine Koboldt fühlt sich „sicher hier, ich hab freiwillig auch eine FFP2-Maske auf.“
Mit deutlich mehr als 2G starten die großen City-Weihnachtsmärkte am Montag in die erste Saison nach dem Corona-Winter 2021, als die Pandemie das „Alle Jahre wieder“-Programm abrupt unterbrach. Jetzt gibt es wieder Glühweinduft und Glöckchenklang, gebrannte Mandeln und Glögg. Gemischte Gefühle sind auch dabei, als die ersten Besucher über Märkte schlendern und die adventlichen Auslagen betrachten. Masken werden empfohlen und teils auch getragen, freiwillig.
Köstlichkeiten aus der Zuckerbäckerei, Senf und Christbaumkugeln, Krippen und Schaf-Felle, Kappen und Dom-Spekulatius – für jeden ist etwas dabei, je nach Location gibt es andere Schwerpunkte. Stichprobenartig kontrolliert (s.Infotext), geht es zum Bummel durch geschmückte Weihnachtsdörfer. Die Glühweintische sind etwa auf dem Alter Markt, dem Weihnachtsmarkt am Dom (Roncalliplatz) oder Neumarkt mit deutlichem Abstand aufgestellt. „Kommt mir irgendwie luftiger vor als früher“, sagt ein Standbesitzer. „Das wird sich am Wochenende mehr knubbeln.“ Er fände besser, wenn zentral am Eingang kontrolliert werde.
Kulinarische Köstlichkeiten wie französischer Nougat oder Zimtschnecken locken in Auslagen, umkränzt von Tannengrün. Lichterschmuck lässt auch die Augen glänzen. „Schön, dat mer hier sinn“, sagt Martin Orth und sorgt für Nachschub an Gebrannten Mandeln bei den „Heinzeln“.
Besucher fürchten ein baldiges Aus der Weihnachtsmärkte in Köln
Bereits geöffnet hat der eingezäunte Markt im Stadtgarten, mit einem Ein- und einem Ausgang und gedeckelter Besucherzahl. Der Hafenweihnachtsmarkt ist einer der Vorreiter mit dem Stempel-System, der auch auf einigen anderen Märkten als Nachweis gilt. „Schöööön ist es, wieder hier zu bummeln“, sagen Anne und Daniel Jarzabkowski, die mit Tochter Pauline (10 Monate) auf dem Neumarkt stehen. Sie haben gerade „etwas Torschlusspanik“, weil sie „vermuten, dass wegen der steigenden Inzidenzen die Märkte „bald wieder geschlossen werden“. Deshalb machen sie jetzt alles auf einmal: Glühwein trinken, Waffeln und Flammlachs essen. Auch eine Weihnachtspyramide kaufen, gehört zum Programm im Schnelldurchlauf. Kontrolliert worden seien sie noch nicht, sagen sie und beobachten den Trubel. Noch bleibe genügend Abstand. Wenn es zu voll wird, sind sie wieder weg.
Der Nachholbedarf an besinnlicher Stimmung und Miteinander ist groß und der Wunsch, wieder ein gutes Weihnachtsgeschäft zu machen. Aber es gibt auch nachdenkliche Stimmen. „Einerseits freuen wir uns. Aber wie soll man das kontrollieren?“, fragt sich ein Paar angesichts fehlender Umzäunungen. „Mal gucken wie der Umsatz ist, wenn die Ungeimpften nicht kommen und viel weniger Touristen“, meint die Naturbürsten-Macherin von den Heinzeln. „Jetzt sind wir wieder mehr unter Kölnern.“ Sie hofft, „dass der Markt offen bleibt!“