Am kommenden Donnerstag ist der Internationale Tag gegen Rassismus. Auch in Köln wollen viele ein Zeichen für Toleranz setzen. Unter anderem sind Sternenmärsche und eine große Kundgebung geplant.
Für Demokratie, gegen Rassismus„Köln stellt sich quer“ ruft am 21. März zu einem vielfältigen Aktionstag auf
„Ab Mittag wird es in der Stadt wuselig, weil sehr viele Menschen unterwegs sein werden.“ Damit meint Jörg Detjen, Mitglied der Linken-Fraktion im Stadtrat und des Sprecherkreises der Initiative „Köln stellt sich quer“, keineswegs nur das alltägliche Chaos in einer Großstadt: Am 21. März wird in der Kölner Innenstadt zumindest verkehrstechnisch gar nichts mehr gehen.
An diesem Donnerstag ist der Internationale Tag gegen Rassismus, und die Initiative hat aus gegebenem Anlass zu einem Aktionstag aufgerufen, an dem sich jede Menge Kölner Schulen, Unternehmen, beide großen christlichen Kirchen, Vereine, Institutionen und Behörden in vielfältiger Form beteiligen wollen. Ab 11.45 Uhr am Vormittag wird es unter dem Motto „15 vor 12 für Menschenwürde“ in der ganzen Stadt verschiedene Projekte und Events der Teilnehmer geben, die diese selbst organisieren und gestalten.
Zeichen für Toleranz und Offenheit
Das kann etwa die Form einer simplen Gesprächsrunde unter Kollegen und Freunden zu Themen wie Rechtsextremismus und Diskriminierung annehmen: „Wir wollen diese schlimme Tendenz, dass Menschen nur noch in ihrer eigenen Blase leben, aufbrechen“, sagt Witich Roßmann, Gewerkschafter und ebenfalls einer der Sprecher von „Köln stellt sich quer“. Es gehe darum, Austausch und Diskussion in die breite Gesellschaft zu tragen und potenzielle AfD-Wählerinnen und Wähler aufzuklären, „dass sie mit einem Votum für eine solche Partei gegen ihre eigenen Interessen abstimmen.“
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Die Teilnehmer am Aktionstag haben darüber hinaus aber noch jede Menge anderer Ideen, berichten die Organisatoren. So wollen Buchhändler ihre Schaufenster mit thematisch passender Literatur gestalten, die Volkshochschule Köln führt einen Workshop zum Thema Rassismus mit jungen Menschen durch, Geschäfte hängen Plakate auf. Die Schulen planen unter anderem, durch Menschenketten oder symbolisch geöffnete Fenster und Türen ein Zeichen für Offenheit und Toleranz zu setzen. „Köln stellt sich quer“ will dabei nur den Rahmen für den Aktionstag setzen, der Kreativität der Mitmachenden sind keine Grenzen gesteckt: „Der Strauß soll noch größer und bunter werden“, sagt Reiner Hammelrath von „Köln stellt sich quer“.
Am Nachmittag soll es fünf große Sternenmärsche geben (siehe Infotext), die durch die Straßen zum Konrad-Adenauer-Ufer ziehen, wo um 19 Uhr auf der Höhe der Bastei eine große Abschlusskundgebung stattfindet. Mit dem Auto in die Kölner Innenstadt fahren sollte man am 21. März also wenn möglich besser nicht: Laut der Polizei sind rund 200 Straßen auf beiden Rheinseiten zu verschiedenen Zeitpunkten von Sperrungen für die Demos und Aktionen betroffen.
Viele große Unternehmen und Arbeitgeber aus Köln beteiligen sich ebenfalls an dem Aktionstag. So etwa bei Ford: „Der Vorsitzende der deutschen Geschäftsführung, Martin Sander, wird mit Benjamin Gruschka, dem Vorsitzenden unseres Gesamtbetriebsrates, um 11.45 Uhr ein klares Statement zu Vielfalt, Wertschätzung und Respekt abgeben“, sagt Sprecherin Ute Mundolf auf Anfrage der Rundschau. Anschließend solle es noch eine Fragerunde geben, damit die Mitarbeitenden über das Thema ins Gespräch kommen. „Diese Veranstaltung findet digital statt, damit alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen.“
Auch die Deutz AG wird auf Initiative des Betriebsrats bei dem Aktionstag mitmachen. „Geplant ist, auf unserem Außengelände den Schriftzug ‚Art. 1‘, gegebenenfalls ‚Art. 1 GG‘ aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu formen und aus der Vogelperspektive zu fotografieren“, erläutert Pressereferentin Simone Feckler.
Auch die Caritas plant eine Fotoaktion. Zwischen 11.45 und 12 Uhr sollen zudem die Mitarbeitenden „wenn betrieblich möglich, alle eine Viertelstunde innehalten und sich auf ihre Stärken und demokratischen Kräfte besinnen“, so Vorstandsreferent Raphael Kösters. Die Diakonie will ihre Mitarbeitenden dazu aufrufen, sich an den abendlichen Sternenmärschen zu beteiligen. Die Stadt Köln und die KVB konnten sich zu einer möglichen Teilnahme an dem Aktionstag auf Rundschau-Anfrage noch nicht äußern.
Bei der großen Demonstration von „Köln stellt sich quer“auf der Deutzer Werft im Januar hatten rund 70 000 Menschen ein Zeichen gegen Rechts und für die Demokratie gesetzt. Dazu, wie viele Leute diesmal zu den Märschen und der großen Abschlusskundgebung kommen, wollen die Sprecher der Initiative noch keine Prognose abgeben. „Die dezentralen Sachen spielen auch eine größere Rolle“, so Initiativen-Mitgründerin und Bürgermeisterin Brigitta von Bülow. Laut ihrer Kollegin Claudia Wörmann-Adam gibt es jedoch „eine Erwartungshaltung in Köln, mal wieder etwas Größeres zu machen“.
Ein starkes Zeichen gegen Hass will „Köln stellt sich quer“ auf jeden Fall setzen. Die große Kundgebung am 21. März soll mit einem Lichtermeer enden, um deutlich zu machen: Die Demokratie leuchtet.
Die Sternenmärsche
Insgesamt fünf Sternenmärsche setzen sich am Nachmittag des 21. März in Bewegung: Im Rechtsrheinischen gibt es ab 15.30 Uhr eine Kundgebung bei Kalk-Post, um 17.30 Uhr geht dann der Marsch ab dem Ottoplatz in Richtung Konrad-Adenauer-Ufer los. Auf der linken Rheinseite startet um 16.30 Uhr ein Demonstrationszug am Brüsseler Platz, ein weiterer um 17 Uhr am Wilhelmplatz in Nippes. Um 17.15 Uhr beginnt der Sternenmarsch vom Harry-Blum-Platz im Rheinauhafen, um 17.30 Uhr startet der letzte Marsch von der Gereonskirche . (crb)