Köln – Die „Rentner-Cops“ legen los: Die Kölner Polizei hat eine Ermittlungsgruppe gegründet, die sich ausschließlich um nicht geklärte Gewaltverbrechen aus der Vergangenheit kümmert. Fünf pensionierte Ermittler durchforsten die Kölner Akten, gehen neuen DNA-Analysen nach und machen sich ein Bild vom Tatort; auch wenn es viele Jahre her ist. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte die Beamten aus der Rente geholt, damit ungeklärte Tötungsdelikte endlich aufgeklärt werden. Wir geben Einblick in einige dieser Fälle.
16-Jährige lag tot am Rande eines Feldes in Köln-Poll
Das Mädchen war am 17. Oktober 1991 tot am Feldrand in Poll aufgefunden worden. Der Täter hatte sie nahe der KVB-Haltestelle „Poll-Autobahn“ in ein Gebüsch gezerrt und vergewaltigt. Danach erwürgte der Angreifer sein Opfer. Der Fall hatte Entsetzen ausgelöst und bewegt die Mordkommission noch immer. Die ermordete 16-Jährige hatte am 16. Oktober 1991 um 18.40 Uhr ihre Arbeitsstelle an der Siegburger Straße verlassen und wurde danach vermisst. Üblicherweise fuhr die junge Türkin mit der Linie 7 von der Station „Salmstraße“ bis „Poll-Autobahn“ um von dort zur Wohnung der Eltern zu gehen. Doch dort kam die 16-Jährige nicht an.
„Sie ist einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen“, betont Chefermittler Markus Weber. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder polizeiliche Ermittlungen in dem Fall gegeben – aber ohne Erfolg. „Wir wollen nichts unversucht lassen, um den Hinterbliebenen der Opfer das Trauma der Ungewissheit zu nehmen. Das ist für die Verarbeitung einer solchen Tat sehr wichtig“, betont Weber, der die Ermittlungsgruppe leitet.
Prostituierte Jana Kyselova wurde 1992 in ihrer Wohnung getötet
Ein weiterer tragischer Fall und auch hier wird der Täter nun von den „Rentner-Cops“ gesucht: Jana Kyselova arbeitete als Prostituierte in einem Appartement in der Kyffhäuserstraße. Sie wurde am 8. September 1992 in ihrem Appartement erstochen. Es existiert zwar ein Phantombild des Täters, der bei Verlassen des Tatortes gesehen wurde. Es könnte sich um einen Angehörigen der Bundeswehr handeln. Aber gelöst wurde auch dieser Fall nicht. Wie Weber weiter mitteilte, gibt es eine Täter-DNA, die aber noch nicht zugeordnet wurde.
Rentnerin Anna Gass tot in ihrer Wohnung gefunden
Am 2. Oktober 1993 starb Anna Gass (82). Sie wurde am Vormittag tot in ihrem Haus gefunden. Ihr Körper wies massive Verletzungen auf. Der Täter dürfte laut Polizei vermutlich aus ihrem Umfeld kommen und von ihr ins Haus gelassen worden sein, da keine Aufbruchspuren vorhanden waren. Offensichtlich hat der Täter einen größeren Geldbetrag entwendet. Hier wollen die Ermittler erneut Ermittlungen im damaligen Lebensumfeld der Getöteten aufnehmen.
Das Opfer war homosexuell und verkehrte in einschlägigen Lokalen in der Altstadt. Bekannt ist, dass er Kontakt zu jüngeren Männern suchte. Vermutlich hat er den Täter mit in die Wohnung genommen. Eine DNA-Spur ist vorhanden. 600 Menschen mussten sich einer Überprüfung unterziehen 321 von ihnen wurde eine Speichelprobe entnommen – doch der entscheidende Treffer ist nicht dabei.
Rätsel um die Moorleiche im Worringer Bruch
Eine großes Rätsel für die Mordkommission ist auch der Fund der „Moorleiche“: Am 14. Oktober 2001 wurde die bereits skelettierte Leiche einer Frau im Worringer Bruch gefunden. Sie dürfte über vier Monate bis zu einem Jahr dort gelegen haben. Es gibt Anhaltspunkte für eine Verbrechen, die aber nicht eindeutig sind.
Der Versuch, die Frau mit Plakaten zu identifizieren, die nach einer Gesichtsrekonstruktion erstellt worden waren, blieb ohne Erfolg. Eine neue Methode der Gesichtsweichteilrekonstruktion soll helfen, die junge Frau zu identifizieren.