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„Cold Case“ aus KölnWer ermordete den Galeristen Hans Tuchel?

Lesezeit 3 Minuten

Hier am Alter Markt lebte Hans Tuchel. 

Köln – Es ist ein komplizierter Fall für die neuen „Rentner-Cops“: Vor über 20 Jahren ist in einem Gebäude in der Kölner Altstadt der Galerist Dr. Hans Tuchel ermordet worden – bis heute gibt es keine Festnahme. Die Fahnder haben zwar eine DNA, aber das half bisher auch nicht. Und nun kommen die „Rentner-Cops“ in Spiel, die jüngst ihren Dienst beim Landeskriminalamt begonnen haben. Sie werden prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, den Mörder doch noch zu fassen.

321 Speichelproben, aber der Mörder fehlt

Die Ermittler der Mordkommission „Mühle“ ließen in den vergangenen Jahren nichts unversucht. Das Vorleben des Opfers wurde auf den Kopf gestellt. 600 Menschen mussten sich einer Überprüfung unterziehen, 321 von ihnen wurde eine Speichelprobe entnommen. Doch der entscheidende Treffer war nicht dabei.

Kölner Altfälle

Ein Verbrechen, das sich die Fahnder noch einmal anschauen, ist der Fall der ermordeten 16-jährigen Seckin Caglar. Das Mädchen war am 1991 tot am Feldrand in Poll aufgefunden worden. Der Täter hatte sie nahe der KVB-Haltestelle „Poll-Autobahn“ in ein Gebüsch gezerrt und vergewaltigt. Danach erwürgte der Angreifer sein Opfer. Der Fall hatte Entsetzen ausgelöst und bewegt die Mordkommission noch immer.

Die Polizei jagt außerdem weiter einen Mann, der für den Tod eines 54-Jährigen im Jahr 1992 verantwortlich ist. Damals griff der Täter sein Opfer in der Kölner Altstadt mit einem Karate-Tritt an und verletzte ihn tödlich. (ta)

Es war der Hausmeister des Brügelmann-Hauses an der Mühlengasse, der Anfang März 2000 im Badezimmer der 33 Quadratmeter großen Wohnung eine grausige Entdeckung machte. In der Badewanne lag der 63-jährige Mieter – gefesselt, geknebelt und erstochen. Mitarbeitern einer Sportagentur, in der Tuchel arbeitete, kam es verdächtig vor, dass der Fußballfan nicht wie gewohnt zur Arbeit erschienen war. Sie baten den Hausmeister, Kontakt zu dem 63-Jährigen aufzunehmen. Mit tragischem Ergebnis.

Die Mordermittler fahndeten in den ersten Monaten nach der Bluttat verstärkt im Kölner Homosexuellen-Milieu. Der Verdacht der Ermittler: Der 63-Jährige hatte möglicherweise einen Mann aus der Stricher-Szene mit nach Hause genommen. War er der Mörder? Schon damals sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Bernhard Jansen: „Es werden langwierige Ermittlungen.“ Und so kam es auch.

23 ehemalige Beamte beschäftigen sich mit den „kalten Fällen“

Nun nahmen sich die „Cold Case-Ermittler“ des Falls an und gehen den alten Fall nun akribisch durch. 23 ehemalige Polizeibeamte und eine Polizeibeamtin kümmern sich ab sofort um ungeklärte Mord- und Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren, so genannte Cold Cases. In Köln gibt es 195 ungeklärte Gewaltverbrechen von 1979 bis 2015. „Sie versprühen einen ungeheuren Willen, die alten Fälle neu aufzurollen“, sagte Innenminister Herbert Reul. Die Ermittler und die Ermittlerin sind zwischen 62 und 65 Jahre alt und haben unterschiedliche Hintergründe. Unter ihnen sind ehemalige Todesermittler, Kommissariatsleiter oder Vermisstensachbearbeiter. Reul: „Sie alle haben jahrzehntelange Erfahrung. Rechnet man jeweils 40 Dienstjahre mal bald 28 Ermittler, dann kommt man auf mehr als 1000 Jahre Erfahrung“.

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Seit 2017 baut das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf. In diese Cold Cases-Datenbank sollen alle ungelösten Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren aufgenommen werden; das sind seit 1970 insgesamt 1160 Fälle, die digital erfasst und anschließend von Fallanalytikern und den Cold Case-Ermittlern analysiert werden. Bislang wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt, teilte das LKA weiter mit.