Zusätzliche Schichten zur EMMit der AWB unterwegs auf Reinigungstour durch Köln

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Wenn die Fans nach Hause gehen, geht die Arbeit hier erst los.

Wenn die Fans nach Hause gehen, geht die Arbeit hier erst los.

Bei Abpfiff der EM-Spiele in Köln stellt sich die Mannschaft der AWB auf. Die Rundschau ging mit auf Reinigungstour.

Deutz, kurz nach 22 Uhr: Am wolkenlosen Himmel geht ein Bilderbuch-Sonnenuntergang ins Nachtblau über, das Spiel England gegen Slowenien ist noch in vollem Gang. Für die Mitarbeitenden der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) hat die Nachtschicht da gerade erst begonnen. Einer ihrer Trupps wartet vor dem Eingang der Public Viewing Area am Tanzbrunnen auf das Ende des Spiels, unter ihnen auch Kurtay Yalavuz. Der 23-Jährige ist guter Dinge, aber auch leicht ungeduldig. „Warten können wir nicht so gut“, sagt er, „lieber ist mir, es gibt Arbeit zu tun, dann geht die Zeit schneller rum.“

Während einer zusätzlichen Nachtschicht wird der Unrat entfernt.

Während einer zusätzlichen Nachtschicht wird der Unrat entfernt.

Für die AWB stellen die EM-Wochen eine Ausnahmesituation dar, zurzeit läuft der Betrieb der Straßenreinigung im Drei-Schichtsystem. Während der zusätzlichen Nachtschicht sorgen die Mitarbeitenden zwischen 21 und 5 Uhr dafür, dass die Kölner am nächsten Tag nicht über die Hinterlassenschaften der nächtlichen Fan-Feiern stolpern. Zu Beginn der Nacht sammeln sich daher drei große Trupps mit ihren Kehrmaschinen und Presswagen an den Hotspots – in dieser Nacht neben dem Tanzbrunnen auch am Heumarkt und am Rheinenergie-Stadion.

Warten können wir nicht so gut, lieber ist mir, es gibt Arbeit zu tun, dann geht die Zeit schneller herum.
Kurtay Yalavuz, AWB-Mitarbeitender

Die Fäden des nächtlichen Einsatzes laufen bei Gerhard Bittdorf zusammen: Der Betriebshofleiter der Straßenreinigung Maarweg, seit 42 Jahren bei den AWB beschäftigt, übernimmt bei Großevents stets die Leitung der Reinigungseinsätze. „Die Gruppenleiter der drei Trupps koordinieren sich untereinander“, sagt er. „Wenn ein Trupp fertig ist, schicken wir ihn weiter dorthin, wo sich die Feiernden sammeln – oft sind das die Ringe, der Brüsseler Platz oder auch der Bereich um Zülpicher Straße und Kyffhäuserstraße herum“.

Auch tagsüber gibt es genug zu tun.

Auch tagsüber gibt es genug zu tun.

Inzwischen ist der Abpfiff erfolgt, am Tanzbrunnen strömen die Menschen vom Gelände. Yalavuz und seine Kollegen müssen allerdings noch warten, bis die Letzten es verlassen haben. Er und Erginhan Özkaya gehören zum Nachwuchs bei den AWB: Yalavuz ist seit eineinhalb Jahren dabei, Özkaya hat bereits seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer bei den AWB gemacht. Er mache gerne die Nachtschicht, sagt er, das liegt ihm. „Meiner Meinung nach ist das auch keine Belastung“, sagt er, „wenn man ein gutes Team hat und die Arbeit aufteilt, macht sie sich fast von selbst.“

Ihr Kollege Leonardo Giuffrida hingegen ist eine Generation älter und seit 2007 dabei. Er sieht sich in der Mentoren-Rolle für die jüngeren Kollegen: „Manche sind noch ein wenig verspielt, die muss man noch etwas an den Job heranführen und ihnen nahebringen, dass es um die Teamleistung geht.“

Heute muss er das niemandem beibringen, die Stimmung bei den Männern ist gut: Es wird gescherzt, gelacht und noch schnell ein Gruppenfoto gemacht. „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal auf Freiwillige für die Nachtschichten gesetzt, weil es ja schon sehr ins Familienleben eingreift“, sagt Bittdorf, „gleichzeitig konnten die Leute auch Wünsche äußern, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Wir haben heute also lauter Dreamteams am Start.“

Der Tanzbrunnen ist inzwischen endlich leer, als erste gehen nun die Männer mit den elektrischen Blasgeräten und den Fächerbesen aufs Gelände, die den Dreck aus den schwer erreichbaren Randbereichen in die Mitte der Asphaltfläche kehren. Die nachrückenden Kehrmaschinen müssen diesen dann nur noch aufsaugen. „Wir gehen da als Einheit durch, da sind wir super auf einander eingespielt“, so Yalavuz.

Fanzonen Köln: Wie viele kommen, weiß vorher keiner so genau

Heute allerdings haben sie kaum etwas zu tun: Bis auf ein paar Fetzen Papier ist der Platz sauberer als an einem gewöhnlichen Herbsttag. „Es waren viel weniger Zuschauer hier als erwartet, das wissen wir vorher natürlich nicht“, so Bittdorf, „in der Regel heißt es: je mehr Leute, desto mehr Dreck, desto länger dauert es, bis ein Gelände leer ist und wir mit der Reinigung beginnen können.“

Viel zusätzlicher Müll fällt an.

Viel zusätzlicher Müll fällt an.

Bittdorf fährt weiter zum Stadion, vorbei an Karawanen englischer und slowenischer Fans, die die Aachener Straße entlang in Richtung Stadtzentrum pilgern. Trotz der vielen Menschen hält sich das Müllaufkommen auch hier sehr in Grenzen. „Das zeigt auch, dass die Konzepte zur Müllvermeidung funktionieren“, sagt er, „Die großen Event-Tonnen, die wir überall aufgestellt haben, werden sehr gut angenommen.“

Mit den ausländischen Fans haben die AWB-Mitarbeiter nur positive Erfahrungen gemacht. „Mir waren die Schotten am liebsten, die haben einfach tolle Stimmung gemacht“, sagt Bittdorf. „Aber auch die übrigen, egal ob Holländer oder Rumänen, alle haben sich bei uns bedankt, dass wir da sind und unsere Arbeit machen“, sagt Özkaya. „Das tut einfach gut, diese Wertschätzung.“

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