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Einkaufen in KölnEine Shoppingtour während der Krise – Rabatte locken

Lesezeit 5 Minuten
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Die Hohe Straße lässt kaum Abstand zu.

  1. Jeder zehnte Einzelhändler sei aktuell nach eigener Aussage von der Insolvenz bedroht.
  2. Doch zumindest an diesem Freitag sind viele Menschen auf Hohe Straße und Schildergasse unterwegs.
  3. Manche kaufen nur das Nötigste, doch immer mehr kommen wieder zum Bummeln.

Köln – „Vergangene Woche war der Geburtstag, und da muss ein Geschenk her.“ Okay, dass der Vater aus Leverkusen mit seiner 14-jährigen Tochter seit einer halben Stunde in der Schlange vor dem Apple-Store in der Schildergasse steht, ist noch nachvollziehbar. Und das Ehepaar dahinter – warum nehmen sie die Wartezeit in Kauf?

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Bei Apple wird Fieber gemessen.

Der Mann stellt sich offensichtlich dieselbe Frage: „Meinetwegen könnten die Läden noch weiter geschlossen haben.“ Treibende Kraft dieses ersten Einkaufsbummels in Köln nach langer Zeit ist eindeutig die Frau. „Es war mal wieder nötig.“ Mehrere Tüten mit Kleidung hängen an ihrem Arm, beim Anprobieren hat sie die Maske angelassen, „ging schneller“. Und jetzt möchte sie noch etwas bei Apple kaufen. „Nur zum Gucken würde ich mich jetzt auch nicht anstellen.“ Was sie jetzt gekauft hat, „muss wieder für Monate reichen“ – „Bis der Impfstoff kommt“, scherzt ihr Mann.

Negativtrend

50 Prozent Umsatz bei 100 Prozent Kosten – diese Rechnung macht Hans-Günther Grawe, der als so genannter „Handelskümmerer“ für die IHK Köln unterwegs ist, für viele Einzelhändler auf. Warum der Umsatz trotz Wiedereröffnung nicht stimmt?„Kein Shopping-Gefühl“, meint Grawe. Die Maske zum Beispiel: „Ich möchte doch nicht mit einer Maske in die Umkleide gehen.“ Die Verweildauer im Geschäft ist unterm Strich gering: „Man geht ’rein, nimmt, was man braucht, und ist wieder draußen.“Die erste Woche nach Wiederöffnung der Geschäfte „war sensationell, ab der zweiten lief es katastrophal“. Und das nicht nur wegen der Maskenpflicht: Die Leute hätten mit Auszahlung des Kurzarbeitergeldes gemerkt, dass sie weniger Geld im Portemonnaie haben.Auch die Gastronomie ist wichtig für den Einkaufsbummel: Wer sich nicht zwischendurch hinsetzen und einen Kaffee trinken oder etwas essen kann, fährt schneller wieder nach Hause. Die Lokale durften aber erst zwei Wochen nach den Läden öffnen.Veranstaltungen, mit denen die Einzelhändler sonst Kunden locken können, werden auf lange Sicht nicht möglich sein: Straßenfeste zum Beispiel wird es in diesem Jahr nicht geben. Auch das macht Grawe Sorgen: „Alle Aktivitäten, die die Leute vom Sofa runter bringen, fallen aus.“ Er fürchtet nach den Sommerferien „das große Sterben“. (sab)

Viele Maßnahmen verschwinden schon

Am Eingang zum Store misst ein Mitarbeiter bei den Kunden Fieber – das hat Seltenheitswert in der Innenstadt an diesem Brückentag. Bei vielen Geschäften befindet sich noch nicht mal mehr Desinfektionsmittel am Eingang. Auch das Körbchen oder die Einkaufstasche, die zu Beginn der Wiederöffnung jedem Kunden in die Hand gedrückt wurden, um so einen Überblick über die Anzahl der Besucher zu haben, ist Geschichte. „Wir zählen immer grob durch, und wenn es zu voll ist, machen wir zu“, erklärt eine Verkäuferin bei H&M einer Kundin, die sich über die fehlende Einlasskontrolle wundert.

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Eine Warteschlange reicht quer über die Schildergasse,

Im Eingang von P&C und Galeria Kaufhof steht diskret jeweils ein Mitarbeiter und tippt auf sein Smartphone, wenn ein Kunde das Haus betritt oder verlässt. Schlangen gibt es hier nicht. Bei der Modekette Bershka dagegen stehen die Menschen bis zur gegenüberliegenden Straßenseite. Wer die Schildergasse hinuntergeht, muss sich zwischen den Wartenden hindurchschieben.

Jeder zehnte Einzelhändler von der Insolvenz bedroht

Trotz der ersten Lockerungen sieht sich nach einer aktuellen Blitzumfrage der deutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) jeder zehnte Einzelhändler von der Insolvenz bedroht. Die Konsumneigung und die Kundenfrequenz in den Innenstädten liegt demnach weit unter Vorjahresniveau. In 65 Prozent der Läden sei die Anzahl der Kunden gesunken, 14 Prozent hätten sogar fast gar keine Kunden mehr. Philip Reichhardt von der Kölner IHK sagt aber auch: „Die Frequenzen in der Innenstadt nehmen wieder zu.“

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Zumindest an diesem Freitag sind viele Menschen auf Hohe Straße und Schildergasse unterwegs. Etwas abseits liegt die Kölner Filiale des Warenhauses Manufaktum. Kunden hätten auch sie weniger, sagt deren Leiterin Inka Vanstraelen, aber Umsatz sogar mehr als vor der Krise: Die Kunden informieren sich schon im Internet, was sie kaufen wollen, und kommen dann in den Laden. Die Themen Garten und Sport liefen gut, auch Kaffeemaschinen. Der Verkaufsschlager ist zurzeit ein Rudergerät.

Kundenzahl bei 90 Prozent – Viele kommen zum Bummeln

Nach der Wiedereröffnung hätte sie mit etwa 50 Prozent der gewohnten Kundenzahl begonnen, jetzt seien sie bei 90 Prozent. Masken mussten die Kunden von Beginn an tragen – „auch zu unserem Schutz“. Aber sie hätten sie den Kunden dann auch kostenlos zur Verfügung gestellt.

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Beratung mit Maske erfordert Feingefühl.

„Seit etwa anderthalb Wochen kommen die Leute wieder zum Bummeln in die Stadt“, beobachtet sie. Kundin Ulrike Effertz sagt allerdings, sie ginge immer noch möglichst wenig aus dem Haus: „Ich versuche, nur einmal in der Woche das Nötigste zu kaufen.“ Jetzt war sie aber sowieso in Köln – und probiert mal kurz bei Manufaktum ein paar Schuhe an.

„Wie lange ich das aushalte, weiß ich nicht“

Marc Trompertz dagegen ist zum ersten Mal wieder ohne festen Plan unterwegs, „nur zum Gucken“. Herumstöbern will er, nach Manufaktum noch in Richtung Ehrenstraße und Mittelstraße gehen. „Wie lange ich das aushalte, weiß ich nicht“ – das schwüle Wetter, und dann noch mit Mundschutz.Die Beine werden schwer, die Arme mit den Einkaufstüten lang – eigentlich wie immer. Gegen schwitzige Hände hat die Parfümerie Rituals nicht nur Desinfektionsmittel anzubieten: Beim Händewaschen dürfen verschiedene Sorten Duschschaum getestet werden.