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„Wir brauchen einen langen Atem“Wie das Kölner „Park Inn“ mit der Corona-Krise umgeht

Lesezeit 5 Minuten
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Sicherheit wird groß geschrieben. Das „Park Inn“ an der Inneren Kanalstraße öffnete im April für Geschäftsreisende.

  1. Auch die Hotels öffnen so langsam wieder ihre Tore. Strenge Auflagen und klare Regeln - anders geht es nicht.
  2. Auch das „Park Inn“ in Köln darf nun wieder touristische Gäste empfangen.
  3. Wir haben uns umgeschaut...

Köln – Am 20. März ging nichts mehr im „Park Inn“. Wie in allen anderen Hotels mussten die Pforten für Gäste wegen der Corona-Krise geschlossen werden. Doch schon im April öffnete das Hotel an der Inneren Kanalstraße zumindest für Geschäftsreisende wieder. Es gehörte zu den ersten Kölner Häusern, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Seit diesem Montag dürfen alle Häuser auch wieder touristische Gäste empfangen. „Uns ging es vor allem darum, den Ausbildungsbetrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Hoteldirektor Michael Lachmann. „Das gilt insbesondere für die Auszubildenden im Haus, die sich im dritten und letzten Lehrjahr befinden.“

Im Durchschnitt dürften im Mai 35 der insgesamt 205 Zimmer belegt gewesen sein, rund 17 Prozent. Normal wäre eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent der 410 Betten, die das Hotel anbieten kann. „Das ist eine ziemlich überschaubare Menge, es gibt nur wenig Bewegung an der Rezeption. Wichtig ist jetzt vor allem, dass sich die Gäste in der Coronazeit bei uns sicher fühlen. Dafür tun wir sehr viel.“

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Das Lachen ist Hotel-Manager Sascha Brezovac trotz der Krise nicht vergangen.

Das ungewohnte Ambiente beginnt schon direkt am Eingang. Viele Hinweisschilder weisen auf den vorgeschriebenen Mindestabstand hin, auf dem Boden finden sich entsprechende Markierungen vor der Rezeption. „Wir haben alle Mitarbeiter mit Schutzmasken und Handschuhen ausgestattet und bieten Masken auch den Gästen an, insofern sie nicht schon mit Mundschutz anreisen. Beim Check-In halten wir den größtmöglichen Abstand und haben die Rezeption mit Plexiglasscheiben ausgestattet“, berichtet Lachmann.

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Abstand, bitte: Nicht alle Tische und Stühle dürfen derzeit genutzt werden.

Bei der Belegung der Zimmer wird darauf geachtet, dass zwischen belegten Zimmern immer ein Zimmer frei bleiben muss. Außerdem werden diese nur mit einem Tag Abstand neu vergeben. „Wir desinfizieren die Räume bei der Reinigung sehr gründlich – entsprechend der Vorschriften. Bleiben Gäste mehrere Tage bei uns, verzichten wir auf den Zimmerservice, um die größte mögliche Distanz halten zu können.“

Die Branche

300 Hotels gibt es ungefähr in Köln. Seit dieser Woche dürfen sie auch wieder touristische Gäste empfangen. Da weder Tagungen, Messen noch Konzerte in größerem Umfang stattfinden, fehlen vorerst die Besucher. Häuser wie das Hyatt oder das Hotel Excelsior melden wieder Anfragen. „Viele Gäste freuen sich, dass wir wieder aufgemacht haben“, sagt Janique Weber, Sprecherin des Hyatt Regency in Deutz. 306 Zimmer hat das Haus und 21 Veranstaltungsräume, vorerst werde davon aber nur ein Bruchteil genutzt. „Wir sind weit von normalen Zeiten entfernt.“

70 Prozent der Kapazitäten müssen vermietet sein, damit ein Hotel rentabel zu führen ist, rechnet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Köln vor. Von solchen Auslastungen können die Betreiber derzeit nur träumen, daher gibt es zahlreiche Rufe nach staatlicher Hilfe.

Auch das renommierte Hotel Excelsior am Dom öffnet am kommenden Montag wieder die Türen. Vor allem über Newsletter und Die Social-Media-Kanäle versucht das 5-Sterne-Haus, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben. Das hauseigene GourmetRestaurant Hanse Stube hat mit Beginn der Corona-Krise einen Lieferservice gestartet, der wird vorerst beibehalten.

Inzwischen sind auch einige Tagungsbesucher da. Statt 180 Personen dürfen sich nur 60 im Tagungssaal aufhalten, 5 Quadratmeter pro Person. In den Aufzügen dürfen maximal zwei Personen mitfahren, auf das Frühstücksbuffet wurde zuletzt verzichtet, das Frühstück stattdessen aufs Zimmer gebracht, alles im Preis inklusive. Selbst der Check-out ist aktuell per Mail vom Zimmer aus möglich. Die Rechnung wird dann online verschickt.Dass unter diesen Bedingungen ein wirtschaftlicher Hotelbetrieb kaum möglich ist, ist klar. „Wir rechnen mit einer Anlaufzeit von zwölf Monaten“, sagt Christoph Becker, Geschäftsführer vom Branchenverband Dehoga Köln (siehe Infotext rechts). Die geringen Besucherzahlen markieren auch im „Park Inn“ kaum mehr als den berühmten Tropfen auf den heißen Stein. „Die Schließung hat uns kalt erwischt. Es ist wichtig, dass unsere Auszubildenden jetzt mit der Wiedereröffnung eine Perspektive haben. Der Großteil der Mitarbeiter bleibt weiter in Kurzarbeit. Bis wir wieder da hinkommen, wo wir vor der Krise standen, wird es lange dauern“, sagt Lachmann.

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Saubere Sache: Nach der Reinigung werden die Zimmer gekennzeichnet.

Es sei jetzt wichtig, vonseiten der Politik Perspektiven für die Hotelbetreiber und Gastronomen zu schaffen und zu erklären, was die Voraussetzungen für den Betrieb der Restaurants und Hotels sind. „Ganz zentral ist für uns, ab wann Menschen wieder als Touristen unterwegs sein dürfen. Das ist gerade für eine Stadt wie Köln wichtig. Bitter ist für uns, dass mit dem Tagungs- und Messesegment ein weiterer, für uns sehr bedeutsamer Bereich im Moment nicht mehr existiert.“

Die wichtigsten Regeln für den Betrieb:

1. Die Zimmer müssen intensiv gereinigt werden. In einigen Häusern arbeiten drei Teams hintereinander. Nach dem Abzug der Betten und Handtücher folgt die Desinfektion, dann bezieht ein anderes Team neu.

2. In den Aufzügen dürfen in der Regel nur zwei Personen mitfahren, in Tagungsräumen gilt die Regel: 5 Quadratmeter pro Person.

3. Frühstücksbuffet darf es wieder geben, die Speisen müssen abgedeckt sein, Tische stehen auf Abstand wie im Restaurant. (mft)

Um die aktuellen Ausfälle besser verkraften zu können, hat man als Hotelbetreiber ein KfW-Darlehen beantragt. „Da wurden wir von unserer Hausbank, der Sparkasse Köln Bonn, optimal unterstützt. Vor Ostern hatten wir den Antrag gestellt und ihn kurz nach den Feiertagen auch bewilligt bekommen.“

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Überall im Haus sind Desinfektionsspender.

Bei den Pacht- und Mietverpflichtungen habe man über Stundungen eine Lösung gefunden. „Aber auch hier werden wir finanzielle Unterstützung von der Politik brauchen, denn die großen Umsätze sind vorerst nicht zu erwarten, da brauchen wir einen langen Atem.“

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Seine Mitarbeiter hält Lachmann auf dem Laufenden. „Wir wollen die Jobs hier unbedingt erhalten. Aber wir wissen auch, dass Instrumente wie die Kurzarbeit nur vorübergehend möglich sind. Auch deshalb brauchen wir von der Politik dringend eine Perspektive, um zu wissen, wie es weiter geht.“