Kölner Gastronomie„Das erste Kölsch seit zwei Monaten an der frischen Luft“
- Die Kölner Gastronomie hat wieder geöffnet.
- Die ersten Gäste erfreuen sich am leckeren Kölsch - die Betreiber müssen nach wie vor ganz genau hingucken.
- Wenn nötig, auch mit Maßstab.
Köln – Vor dem Kölsch oder dem Kaffee kommt erstmal der Papierkram. „Kontakterhebung im Rahmen der aktuell gültigen Verordnung zur Verhütung übertragbarer Krankheiten“, nennt sich das schmucklose Formular, das allen Gästen gereicht wird, sobald sie sich an einen Tisch in den Restaurants und Cafés gesetzt haben, die seit Montag wieder öffnen dürfen. Name, Anschrift, Telefonnummer, Aufenthaltszeit – alles wird akribisch erfasst. So können sich immerhin Rückschlüsse ziehen lassen, ob die Kopfschmerzen an Corona liegen können oder doch ein normaler Kater sind.
Vor dem „Hänneschen in der Pfeffermühle“ am Heumarkt haben auch Heidi und Paul Hambach den „Erfassungsbogen“ ausgefüllt und bekommen zur Belohnung ein ausgewachsenes Kölsch, 0,4 Liter, serviert. „Das ist das erste Kölsch seit zwei Monaten an der frischen Luft“, freut er sich. Den Mundschutz dürfen die Gäste ablegen, dagegen tragen die Kellner gewölbte Plexi-glasmasken vor dem Gesicht und sehen aus wie Eishockeyspieler – nur nicht so aggressiv.
Die Wirte haben etwas Pech, denn kaum dürfen sie wieder öffnen, machen sich die Eisheiligen breit und sorgen für einen kühlen Start in die Biergartensaison. So richtig heiß ist nur das Spülwasser hinter der Theke. „Die Temperatur beträgt 45 Grad, genau nach Vorschrift“, sagt der Wirt der Pfeffermühle. Dass die Gäste nicht gleich in Scharen vor der Tür stehen, kommt ihm ganz gelegen. „Ich bin gespannt, wie es bei warmem Wetter zugeht, denn Abstand kann nur gehalten werden, wenn die Gäste nicht sofort an einen freien Tisch stürmen“, sagt er.
Theke ist Tabuzone
Im „Haus Unkelbach“ in Sülz regiert neuerdings der Stock. Das Holz misst genau 1,50 Meter, so groß muss der Abstand zwischen den Gästen und den Tischen sein. Damit die Speisekarten nicht nach jedem Gast desinfiziert werden müssen, befinden sich QR-Codes auf den Tischen. Wer das Quadrat scannt, erhält die Karte direkt aufs Handy. Die Plätze an der Theke sind Tabuzone, denn der Abstand zum Personal wäre dort zu gering. Sagt zumindest der Stock. „Jetzt können im Thekenvorraum zwölf Personen an drei Tischen stehen. Die Geselligkeit geht dadurch sicherlich verloren“, befürchtet Inhaber Alexander Manek.
Das ganze Lokal hat er während der Zwangspause renovieren lassen, im Biergarten stehen Plexiglasscheiben als Trennwände in den Blumenkübeln, an mehreren Stellen im Laden stehen Spender mit Desinfektionsmitteln. Auch auf der Herrentoilette wird auf Abstand geachtet. Jedes zweite Pissoir ist gesperrt, gleiches gilt für die Waschbecken. Aufs Klo dürfen die Gäste übrigens nur mit Mundschutz. Aber immerhin werden die Toilettengänge nicht schriftlich erfasst.
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Im „Gaffel am Dom“ am Bahnhofsvorplatz sind die Köbesse am Mittag in der Überzahl. Die Zahl der Gäste ist so übersichtlich, dass sie locker zehn Meter auseinander sitzen. „Noch fehlen die Tagesausflügler und Touristen. Ein absolut untypisches Bild“, sagt Geschäftsführer Erwin Ott. Die Tische sind nackt, Besteck und Servietten kommen erst, wenn die Gäste sitzen. Im Laden herrscht Einbahnstraße. Am Bahnhof geht es rein, an der Trankgasse raus. Aber erst zahlen. Und abmelden.