Friseure in der Corona-Krise„Mir wurden 100 Euro extra fürs Haareschneiden angeboten“
- Ab Montag dürfen auch die Kölner Friseure nach sechs Wochen wieder öffnen.
- Doch durch die strengen Hygiene-Auflagen müssen sich Kunden und Friseure auf einige Veränderungen einstellen.
- Kölner Friseure erzählen, wie heiß begehrt Termine sind und was ihnen Kunden für einen Haarschnitt angeboten haben.
Köln – In Metern denken Friseure normalerweise nicht. Das ist jetzt anders. „1,50 Meter Abstand zwischen den Kunden müssen sein“, sagt Mike Engels, Obermeister der Kölner Friseurinnung. Für seinen Salon in Weidenpesch bedeutet das ab Montag: Nur noch sechs statt zehn Arbeitsplätze dürfen bedient werden. „Hauptsache wir dürfen überhaupt öffnen“, hofft Engels. Sechs Wochen Zwangsschließung liegen dann hinter den rund 1100 Frisiersalons in Köln.
„Wenn die Schließung noch länger dauert, dann bricht uns das das Genick“, sagt der Friseur am Telefon. Dort verbringen er und seine Berufskollegen in den vergangenen Wochen viel Zeit. „80 bis 100 Anrufe täglich“ haben Timo Förster und seine Mitarbeiter vom Innenstadt-Salon Domino in den vergangen Tagen durchschnittlich bearbeitet.
Kölner Friseur: Noch immer besteht Zweifel an der Wiedereröffnung
„Wir haben alle Kunden kontaktiert, die während der Schließung Termine hatten und versucht, sie zu verlegen“, erzählt der Friseurmeister. Ein schwieriges Unterfangen. Denn sicher, wann genau und unter welchen Auflagen wieder geöffnet werden kann, war keiner der Kölner Friseure. Genau genommen besteht sogar jetzt noch ein Hauch von Zweifel.
„Zuerst haben wir gehofft, dass wir am 20. April wieder öffnen konnten“, gesteht Förster. Fehlanzeige. Jetzt freuen sich zwar die Friseure, dass sie Licht am Ende des Tunnels sehen. Doch: „Was ist, wenn die Infektionszahlen wieder ansteigen? Was ist, wenn Frau Merkel am 1. Mai mitteilt, dass wir doch nicht öffnen dürfen?“, bangt Obermeister Engels.
Neben zahllosen Telefonaten mit Kunden hat er sich berufspolitisch engagiert. Stundenlange Besprechungen mit dem NRW-Gesundheitsministerium und auch der Berufsgenossenschaft. Erst am Mittwoch sollte der Landtag die Hygiene-Verordnungen für Friseure beschließen, sagt Engels und kritisiert: „Das ist viel zu kurzfristig. Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht.“
Kunden müssen sich eigene Becher mitbringen
Da die Berufsgenossenschaft aber schon einen mehrseitigen Maßnahmenkatalog zusammengetragen hat, haben viele Friseure bereits begonnen, diese umzusetzen. „Wenn Sie etwas trinken wollen, müssen Sie Ihren eigenen Becher mitbringen“, weist ein Mitarbeiter bei einem Südstadt-Friseur an. „Eigentlich dürfen gar keine Getränke serviert werden“, glaubt indes Friseurmeister Förster.
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Letztlich seien das Kleinigkeiten, findet er. „Hauptsache wieder offen.“ Das finden auch viele Kunden. „Einer hat mir am Telefon 100 Euro extra angeboten, wenn ich ihm ausnahmsweise die Haare schneide“, berichtet Förster. Für ihn und viele seiner Berufskollegen sei es eine Selbstverständlichkeit, nicht schwarz und entgegen der Auflagen zu arbeiten. „Ich habe aber durchaus eine ganze Reihe frisch geschnittener Damen und Herren in der Stadt gesehen“, gibt er zu bedenken. Nur einmal ist es Förster in den letzten Wochen richtig schwer gefallen, die inständige Kundenbitte um einen Schnitt abzulehnen. „Dabei ging es um einen Hochzeitsschnitt für einen Stammkunden.“
Termine sind bis in den August vergeben
Die meisten Kunden seien sehr nett und verständnisvoll, erklären die Friseure übereinstimmend. Dabei müssen sie derzeit am Telefon oft enttäuschen. Die Termine seien zum Teil schon bis in den August vergeben. „In den nächsten vier Wochen einen Termin für einen Haarschnitt zu bekommen, ist quasi aussichtslos“, sagt Förster.
Und ohne Termin geht gar nichts mehr. Ebenso wenig wie ohne Schutzmasken. Auch tabu: alle „Face-to-Face“-Arbeiten. Die Friseure dürfen nicht im Gesicht des Kunden arbeiten. Augenbrauen, Wimpern und Bart müssen noch bis auf Weiteres ohne Profi-Hand auskommen.