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Schleifen, hämmern, streichenWie Kölns Wirte die Zeit der Schließung nutzen

Lesezeit 4 Minuten

Im Brauhaus „Früh“ in der City wird die Fassade neu gemacht. Die Arbeiten waren schon vor der Krise geplant.

  1. Viele Gastronomen nutzen die Zwangspause für umfassende Renovierungsarbeiten.
  2. Wir haben uns im Sülzer Brauhaus Im Unkelbach, der historischeb Torburg am Chlodwigplatz, dem Club Astoria und im Brauhaus Früh umgesehen.

Köln – Die Gastronomen hoffen auf die ersten Lockerungen, doch bislang müssen die Theken leer bleiben. Kein Kölsch, nirgends. Untätig bleiben können und wollen die Wirte aber nicht. Und so nutzen viele die Zeit, um fällige Reparaturarbeiten zu erledigen oder das eigene Geschäft aufzuhübschen. Es wird geschleift, gehämmert und gestrichen. Zum einen müssen fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt werden, sagt ein Branchenkenner. Zum anderen ist es eine gute Zeit für Arbeiten, die immer schon gemacht werden mussten. Fast wie zuhause.

Club Astoria in Müngersdorf

Wenn Laura Bechtold von den Verschönerungsarbeiten zu erzählen beginnt, findet sie kaum ein Ende. Die Kältemittelanlage, mit der das gehobene Restaurant Club Astoria am Adenauer Weiher die Kühlhäuser betreibt, ist inzwischen komplett überholt. Die Biergartengarnituren sind geölt, der Jägerzaun, der noch aus der Zeit stammt, als das Anwesen auf dem Gelände einer belgischen Kaserne war, ist wie neu. „Unterschiedliche Freiwillige aus dem Team haben sich beteiligt“, sagt Prokuristin Laura Bechthold.

Blumenpracht lassen Elena (l.) und Laura Bechthold vom Club Astoria in der Zwangspause rund um den Biergarten sprießen.

Vom Koch bis zur Servicekraft wollten die Angestellten, die jetzt in Kurzarbeit sind, helfen. „Man darf ihnen bei der Kurzarbeit eine Aufgabe anbieten, aber keine anweisen“, sagt Bechthold und fügt hinzu: „Aber die wollten alle arbeiten.“ Das größte Projekt im Club Astoria ist noch in vollem Gang: Der gesamte Garten wurde umgegraben, und es soll ein duftendes Lavendelfeld entstehen. Die ersten Pflänzchen werden gerade ausgesetzt.

Historische Torburg am Chlodwigplatz

„Wir machen aus der Not eine Tugend. Nach der ersten Schockstarre haben wir den Mut gefasst, zu renovieren“, sagt Cornelia Jülich-Rademacher. Sie betreibt als Gastronomin die Severinstorburg. Hochzeiten und Feste finden dort derzeit nicht mehr statt. „Als Eventgastronomie sind wir wahrscheinlich am längsten von den Schließungen betroffen“, vermutet Jülich-Rademacher. Sie renoviert mithilfe einer Malerfirma gerade das komplette Treppenhaus in der historischen Severinstorburg. „90 Stufen“ werden neu gestrichen.

Tatkräftig trotzt Cornelia Jülich-Rademacher in der Severinstorburg der Krise.

„Das ist nicht wenig, schließlich ist das Gebäude alt.“ Eine Woche ist ein Dreier-Team schon beschäftigt. „Ich glaube, wir brauchen noch eine Woche“, sagt Cornelia Jülich-Rademacher. Sollte sie die Severinstorburg noch sehr viel länger nicht betreiben dürfen, steht schon das nächste Projekt an. „Dann sollen die Toiletten noch hübscher gemacht werden.“

Brauhaus Früh in der Altstadt

Fenster und Türen des Brauhauses in der Altstadt sind verhängt, das „Früh“-Zeichen ist schützend verpackt. „Die Arbeiten waren schon länger geplant“, sagt Sprecherin Bianca Bendris. Aber zurzeit kann sich niemand auf der Terrasse durch Handwerker gestört fühlen. Wenigstens etwas. 330 Mitarbeiter beschäftigt die „Früh“-Gastronomie, Köbesse, Köche und Mitarbeiter der Verwaltung zählen dazu.

Im Brauhaus „Früh“ in der City wird die Fassade neu gemacht. Die Arbeiten waren schon vor der Krise geplant.

Für alle Mitarbeiter gilt derzeit Kurzarbeit. „Wir versuchen, uns über die Zeit zu retten“ sagt die Unternehmenssprecherin. Die Hoffnung auf Lockerungen bei der nächsten politischen Beschlussrunde am Donnerstag oder zumindest am 6. Mai ist groß. Mitte Mai könnte der Betrieb langsam wieder anlaufen. Bendris: „Wir würden alles öffnen, was wir öffnen dürften. Auch mit Abstand, wenn es sein muss.“

Sülzer Brauhaus Im Unkelbach

Die ganz große Baustelle hat Alexander Manek, Besitzer des Brauhauses Unkelbach an der Luxemburger Straße, aufgemacht. „Alles, was 20 Jahre liegen geblieben ist, machen wir jetzt“, sagt er. Und das ist einiges. Da wäre der Parkplatz neben dem Haus, er wurde neu gepflastert und geteert. Oder die marode Heizungsanlage, die im Winter ihren Geist aufgegeben hat und die durch eine neue ersetzt wird. „Und wir schleifen alles an Holz ab, was wir in den Gasträumen haben und ölen es danach ein“, schildert der Wirt.

Nutzt die Zeit: Wirt Alexander Manek hat während der letzten Wochen auch Eingefahrenes hinterfragt und Neues entwickelt.

Dabei habe das gesamte Serviceteam des Brauhauses mit angepackt, fast alle Studenten, die froh seien, arbeiten zu können und auch gleich noch ein paar kleinere Umbauten übernahmen. „Die machen das super, an manchem ist ein Handwerker verloren gegangen“, freut sich Manek. Parallel zum Umbau arbeitet er am Konzept seines Hauses. „Weil jetzt Zeit ist, kommt man zum Nachdenken.“

Gründlich saniert wird das Haus Unkelbach in Sülz. Alles, was aus Holz ist, wird abgeschleift und frisch gestrichen.

Herausgekommen ist unter anderem eine Speisekarte, auf der es eine „Gesundheitsecke“ gibt. „Da stehen besonders gesunde Speisen mit Kalorienangaben drauf“, sagt er. Und weil die vier Pänz zu Hause auch beschäftigt werden müssen, hat er sie gleich mit eingespannt: Sie gestalten die Kinderkarte des Brauhauses.