Ehrenfeld – Ein wenig verloren stehen Anne Gau und Catrin Sachweh auf dem Alter Markt vor dem Rathaus. Sie haben einen Umschlag voller Briefe an Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Gern hätten sie die an Kölns Erste Bürgerin persönlich übergeben, doch sie lässt sich vertreten – vom Pförtner. Anne Gau leitet den Offenen Ganztag (OGS) an der Michael-Ende-Grundschule in der Ehrenfelder Platenstraße. Catrin Sachweh ist Elternvertreterin.
Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert
Die Schule ihrer Kinder befindet sich in einem altehrwürdigen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Der Stadtteil eine überaus gefragte Gegend. Unter anderem deswegen platzt die Schule aus allen Nähten. Weil die Stadt jedoch nach Ansicht der Eltern nichts tut, um diesen schon Jahrzehnte andauernden Zustand zu ändern, regt sich der Protest – mal wieder.
Mit der Tatsache, dass die Schule keine Turnhalle und keine Aula hat, haben sich Kollegium und Eltern mit den Jahrzehnten arrangiert. Nicht länger hinnehmen wollen sie, dass direkt neben dem Schulhof ein städtisches Gebäude seit vier Jahren leer steht. Es wäre ideal für den Offenen Ganztag und ein erweitertes Förderangebot. Das hat die Schule bereits 2018 den zuständigen Behörden – dem Amt für Schulentwicklung und der städtischen Gebäudewirtschaft – detailliert dargelegt. Passiert ist nichts, weil die Stadt den Turnhallenbau und die OGS-Erweiterung in einem Projekt abarbeiten möchte.
Allerdings steht es weit hinter allen anderen schulbezogenen Bauvorhaben in der Stadt. Vorrang hat die Schaffung von Schulplätzen. Hier hinkt die Stadt aber auch dem Bedarf hinterher. So gibt es im Bezirk Ehrenfeld mit Bocklemünd/Mengenich einen Stadtteil mit mehr als 10.000 Bewohnern - und keiner Gemeinschaftsgrundschule. In der Ehrenfelder Platenstraße, wo ab Montag wieder Präsenzunterricht beginnt, finden größere Versammlungen auf dem Schulhof statt, Förderunterricht auf dem Flur und Sport in einem notdürftig dafür hergerichteten Klassenzimmer.
Und auf dem Schulgelände wird jedes Eckchen für kleine grüne Oasen genutzt. „Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was für ein großartiges Projekt ein eigener Schulgarten werden würde“, heißt es in dem Brief an die Oberbürgermeisterin. Auf deren Reaktion sind die Eltern und ihre Kinder ebenso gespannt wie das gesamte Personal an der Schule. Bis dahin bleibt der sehnsüchtige Blick über die Schulmauer auf das Nachbarhaus, das von einem Gärtchen umgeben ist. „Reißt die Mauer nieder“ haben Eltern einmal als Spruch in großen Lettern auf die Mauerkrone gesetzt.