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Debatte um Ost-West-AchseSo teuer war Kölns letztes U-Bahn-Projekt

Lesezeit 3 Minuten
Blick in die U-Bahn-Haltestelle Heumarkt in Köln.

Der U-Bahn-Haltestelle Heumarkt ist bereits so angelegt, dass hier einmal die Ost-West-Achse unterirdisch geführt werden kann.

Im Streit um den Ausbau der Ost-West-Achse erinnern Tunnelgegner an die hohen Kosten des letzten U-Bahn-Projekts für die Stadt Köln.

Die Entscheidung im Stadtrat über den Ausbau der Ost-West-Stadtbahnachse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher – ob oberirdisch oder als Tunnel – soll noch in diesem Jahr fallen. So haben es CDU, Grüne, SPD und FDP im September verlauten lassen. Tunnelbefürworter (CDU, FDP) und Gegner (Grüne, Linke, Klimafreunde) stehen sich nach wie vor unversöhnlich gegenüber. Die SPD laviert zwischen beiden Positionen, Volt hat sich noch nicht final festgelegt. Wie es im Rat ausgeht, ist derzeit völlig offen. Die Baukosten für einen Tunnel werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt, der oberirdische Ausbau auf rund 200 Millionen Euro.

Im Vorfeld der Entscheidung wollte die Fraktion „Die Linke“ von der Verwaltung wissen, wie viel Geld der Bau der Nord-Süd-Stadtbahn die Stadt gekostet hat. Schließlich heißt es bei Großprojekten in Köln anfangs häufig, das meiste würden Bund und Land bezahlen, doch am Ende bleibt die Stadt oft auf hohen Mehrkosten sitzen - siehe MiQua.

Zur Erinnerung: Die 1996 beschlossene U-Bahn-Verbindung auf der Nord-Süd-Achse (Baubeginn: 2004) vom Breslauer Platz durch die Südstadt zur Marktstraße (1. Baustufe) mit Anschluss an die Rheinuferstrecke (2. Baustufe) ist aufgrund des Archiveinsturzes am Waidmarkt 2009 bis heute nur zum kleinen Teil in Betrieb. Bis dort durchgehend Bahnen fahren, könnte es 2033 werden, hieß es zuletzt.

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In ihrem Förderantrag im Jahr 2000 bezifferte die Stadt die Baukosten für das U-Bahn-Projekt der 1. Baustufe mit 550,5 Millionen Euro. Stand 2018, waren es inklusive Nebenkosten dann real mehr als 1,1 Milliarden. Beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn wurde die neue U-Bahn-Haltestelle Heumarkt bereits so angelegt, dass die Strecke der Ost-West-Achse (Linien 1, 7 und 9) hier unterirdisch geführt werden kann. Die Tunnelvariante wurde also seinerzeit bereits baulich vorbereitet.

Stadt Köln muss U-Bahn-Projekt über 34 Jahre abbezahlen

Wie Verkehrsdezernent Ascan Egerer nun mitteilte, muss die Stadt Köln für die 1. Baustufe insgesamt 1,014 Milliarden Euro aus eigener Tasche bezahlen, davon sind rund 580 Millionen Euro Finanzierungskosten über 34 Jahre. Hinzu kommen 42,6 Millionen Euro für die zweite Baustufe. Die KVB zahlen weitere 18,3 Millionen, den Rest geben Bund und Land. Die Beträge haben sich laut Egerer seit 2018 nicht mehr verändert. Er verweist darauf, dass die Kosten für die Fertigstellung der Strecke an der Unglücksstelle durch die Baufirmen („ARGE Los Süd“) getragen werden. Der Rest ist seit Ende 2015 weitestgehend fertig.

Für die derzeit im Bau befindliche dritte Baustufe der Nord-Süd-Stadtbahn – oberirdisch von der Marktstraße bis zum Bonner Verteiler – hat die Stadt bisher 36,2 Millionen ausgeben. Die Höhe des künftigen Eigenanteils könne man noch nicht abschätzen, so Egerer. Denn der Zuwendungsgeber hat die Förderung gedeckelt: in der Gesamtsumme auf 765,6 Millionen Euro, aber auch für jeden einzelnen Bauabschnitt. Derzeit fänden Abstimmungen statt, „um die Fördermittel zwischen den Baustufen neu aufzuteilen und auch mehr Fördermittel zu akquirieren“, teilte Egerer mit.

Die Verwaltung habe ausweichend geantwortet und alte Zahlen präsentiert, kritisiert Linken-Ratsherr Michael Weisenstein: „Klar ist, dass sich die Kosten gegenüber der ursprünglichen Planung vervielfacht haben. Die Kosten für U-Bahn-Bauten sind enorm hoch und kaum zu kalkulieren. Es bleibt zu hoffen, dass sich im Kölner Rat eine Mehrheit der Vernunft findet, die ein weiteres Tunnelfiasko verhindert.“

Bisher ist jedoch keine Mehrheit in Sicht – weder für den Tunnel, noch für die oberirdische Variante. Einigkeit herrscht nur darüber, dass die Entscheidung vor Weihnachten gefallen sein soll.