Köln – Die Kölner Südstadt-SPD will den Namen der Mohrenstraße ändern und das Thema in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt (BV) am 26. August behandeln. Laut SPD-Politiker Tim Cremer geht die Partei davon aus, dass es sich um einen diskriminierenden Begriff handele. „Wir wollen die umbenennen.“
Zuletzt hatten die Berliner Verkehrs-Betriebe angekündigt, den Namen des U-Bahnhofs Mohrenstraße zu ändern, es handelt sich um einen veralteten Begriff für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Nun wird in einigen deutschen Städten darüber diskutiert, ob Mohrenstraßen umbenannt werden sollen. Dazu zählt auch Köln.
Name ist als Ehrung gemeint
Nur: Hat der Name in Köln einen problematischen Ursprung? Laut eines Stadtsprechers soll der Name an die als Märtyrer gestorbenen Soldaten der „thebäischen Legion“des Heiligen Gereon erinnern. Sie waren Christen und bekamen vom römischen Kaiser den Auftrag, Christen zu töten, weigerten sich aber – und wurden ermordet. Die Mohrenstraße liegt in der Nähe der Kölner Kirche St.Gereon, sie ist dem heiligen Gereon gewidmet, er war Offizier der Thebäischen Legion. Afrikanistik-Professorin Marianne Bechhaus-Gerst von der Uni Köln sagt: „Die Römer hatten überall Soldaten rekrutiert und es gibt Darstellungen dieser Personen als Afrikaner. Daher der Name Mohrenstraße. Dass es sich hier um eine Ehrung handelt, ändert aber nichts daran, dass die Bezeichnung rassistisch ist.“
Keine ganz neue Debatte
Es ist keine neue Debatte, immer wieder flammte sie in der Vergangenheit auf. 2010 gab es bereits eine heftige Diskussion um die Gravenreuthstraße und Wißmannstraße in Ehrenfeld. Ende Juni sagte Bezirksbürgermeister Josef Wirges der Rundschau: „Bei den Herren Gravenreuth und Wißmann handelt es sich um Personen, die schwere Kriegsverbrechen in Ostafrika begangen haben. Daher ist für mich die Lösung, diese Straßennamen zu streichen.“ Die Diskussion gewinnt nun an Fahrt, weil in den USA zuletzt nach dem Tod von George Floyd durch Polizeigewalt unter anderem Denkmäler gestürzt wurden, die an frühere Führungsfiguren der Südstaatler erinnerten. Sie stehen für die Sklaverei. Auch in Köln wurde ein Denkmal beschmiert.
Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke wirbt um eine sachliche Debatte. „Da gibt es Straßen, die man dringender angehen müsste. Jetzt auf einer Woge zu reiten und einen Schnellschuss zu machen, ist der Sache nicht dienlich.“ Hupke wies auf das übliche Prozedere hin, demnach sammele die BV solche Anträge auf Namensänderung und stimme darüber einmal im Jahr ab. „Es ist ein unglaublicher Kraftakt, in einer solch großen Straße den Namen zu ändern, das geht nicht aus dem Stand.“ Es müssten Grundbücher oder Personalausweise geändert werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Tayfun Keltek, Vorsitzender des Kölner Integrationsrates, sagte: „Wir brauchen eine breite Diskussion zum künftigen Umgang mit kolonialen Straßennamen, Denkmälern, und Statuen, stereotypisierenden und rassistischen Kunstwerken, Kinderliteratur in unserer Stadt. Dies kann dann zum Beispiel eine komplette Entfernung aus dem Stadtbild sein – denkbar sind aber auch informierende Hinweistafeln und vieles andere mehr.“ Auch für Hupke ist das eine Möglichkeit.