Bundestagswahl 2021Diese Kandidaten stehen in Kölns Wahlkreis 93 zur Wahl
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Köln – Karsten Möring oder ein Neuling? Nachdem Möring und SPD-Politiker Martin Dörmann sich zuletzt zwei Mal ein enges Rennen lieferten, stellen SPD und Grüne neue Kandidatinnen auf. Ein Überblick auf den Wahlkreis.
Der Blick zurück auf die vorige Wahl
Vor vier Jahren holte Karsten Möring (72) den Wahlkreis nach vielen vergeblichen Anläufen der CDU erstmals direkt für seine Partei, er siegte mit 0,64 Prozentpunkten Vorsprung vor Martin Dörmann. Das Ergebnis: 31,6 zu 31 Prozent. Zur Erinnerung: 2002 hatte Dörmann noch 50 Prozent geholt, doch 2017 war Schluss für ihn. Lange her sind Ergebnisse von 50 Prozent. Über die Reserveliste ihrer Parteien zogen Fabian Jacobi (AfD) und Reinhard Houben (FDP) nach Berlin, den Wahlkreis vertreten drei Politiker. Ganz interessant: Grünen-Kandidat Hans Schwanitz holte 2017 nur 9,8 Prozent. Überhaupt war es hinter CDU und SPD eng, die vier Kandidaten von Grünen, Linke, FDP und AfD landete zwischen 7,7 und 9,8 Prozent.
Die Ausgangslage vor der anstehenden Wahl
Kann Möring seinen Wahlkreis für die CDU verteidigen? Seit 2013 hat er den Job im Bundestag, zunächst über die Reserveliste, danach als Direktkandidat. Mörings SPD- und Grünen-Gegenkandidaten von 2017 treten nicht mehr an, hat Möring also den Bonus des Wahlkreis-Routiniers? Oder leidet er unter dem Bundestrend, die Umfragen sehen schwere Zeiten für die CDU – wenn sie denn stimmen. Das gilt ja auch mit Vorsicht zu beachten. Und: Die Kölner CDU hat drei Wochen vor der Wahl noch ihren parteiinternen Machtkampf ausgetragen, letztlich bestätigte die Partei Parteichef Bernd Petelkau, aber nur mit gut 52 Prozent. Möring und drei andere CDU-Kandidaten waren sauer, dass ihre Partei sich mit Macht- statt Wahlkampf beschäftigte so kurz vor der Wahl.
Gegen Möring treten zwei deutlich jüngere Kandidatinnen für SPD und Grüne an: Sanae Abdi (35) und Lisa-Marie Friede (29). Möring hatte schon im Mai gesagt: „Uns sitzen die Grünen und die SPD im Nacken, vor allem in unserem Wahlkreis.“ Für die CDU könnte es mit dem Kölner Südwesten der Wahlkreis mit den größten Siegchancen sein, auch wenn es Stimmen in der Partei gibt, die damit rechnen, dass die CDU keinen der vier Wahlkreise gewinnt.
Abdi ist in Marokko geboren, mit zweineinhalb Jahren nach Deutschland gezogen und arbeitet als Vertrags- und Finanzmanagerin, sie sagt: „Neben Chancengleichheit in der Bildung oder Gleichstellung von Frauen will ich mich für eine sozial-ökologische Energiewende einsetzen, bei der niemand auf der Strecke bleibt.“
Friede war schon 2017 bei der Bundestagswahl angetreten, damals aber im Wahlkreis Köln-Mülheim/Leverkusen. Aus heutiger Sicht wirken ihre 7,5 Prozent für die Grünen ziemlich wenig, allerdings hatten die Grünen beispielsweise in Köln auch insgesamt nur 10,8 Prozent geholt. Friede will sich für Klimaschutz und Digitalisierung einsetzen.
Wie war es zuletzt bei der Kommunalwahl?
Ein Blick auf die Kommunalwahl zeigt, wie unterschiedlich die Wähler im Wahlkreis abstimmen. Im Stadtbezirk Porz siegte die SPD (31,4) Prozent) vor CDU und Grünen, in Kalk lag sie knapper vor den beiden anderen Kontrahenten (25,3 Prozent). Aber in den drei Stadtteilen, die auch zum Wahlkreis gehören, waren die Grünen mit Ergebnissen zwischen 33 und 35 Prozent die stärkste Kraft – und zwar in Deutz, Altstadt/Nord und Neustadt/Nord. Allerdings ist eine Kommunalwahl keine Bundestagswahl, sie liefert höchstens Hinweise auf mögliche Stimmungen.
Wer kann über die Reserveliste einziehen
Für die Kandidaten von CDU, SPD und Grünen heißt es: Gewinnen oder raus, zumindest ist das Stand jetzt wahrscheinlich. Möring (42), Abdi (40) und Friede (35) haben keine berauschenden Listenplätze, so weit werden die Listen vermutlich nicht ziehen. Besser sieht es für Houben von der FDP mit Platz acht aus, 2017 kamen 20 Liberale aus NRW in den Bundestag. Bei Jacobi sieht es noch besser aus, sein Listenplatz drei dürfte dem AfD-Politiker sein Bundestagsmandat in Berlin um vier Jahre verlängern.
Weitere Kandidaten: Reinhard Houben (FDP), Fabian Jacobi (AfD), Madeleine Eisfeld (Linke), Aaron Baron von Kruedener (Die Partei), Detlef Hagenbruch (Freie Wähler), Elisabeth Höchtl (MLPD), Ralf Schäfer (Die Basis), Rebekka Müller (Volt) und Martin Przybylski (Seelenwärmer).