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Bundestagswahl 2021Das sind die Kandidaten für den Wahlkreis Nummer 95/Köln III

Lesezeit 4 Minuten
Wahlkreis 95 gesamte Grafik

  1. Wer holt am 26. September das Direktmandat im Kölner Nordwesten? In der letzten Folge unserer Vorstellung der Kölner Wahlkreise geht es heute um Nummer 95/Köln III.

Köln – Rolf Mützenich (SPD), Gisela Manderla (CDU) oder Katharina Dröge (Grüne)? Die Frage, wer am 26. September im Wahlkreis 95/Köln III direkt ins Parlament gewählt wird, entscheidet sich nun schon zum dritten Mal zwischen diesen drei Bundestagsabgeordneten. Alle drei traten bereits 2017 und 2013 in dem Wahlkreis gegeneinander an, der die Stadtbezirke Chorweiler, Nippes und Ehrenfeld umfasst.

Mützenich seit 2002 dabei

Er ist das Urgestein unter den Kölner Bundestagsabgeordneten: Seit 2002 gehört Rolf Mützenich (62, SPD) ununterbrochen dem Parlament in Berlin an. Der Politikwissenschaftler hat fünf Legislaturperioden erlebt, stieg 2019 zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion auf. Jetzt bewirbt sich der Außenpolitik-Experte zum sechsten Mal um das Direktmandat im linksrheinischen Kölner Norden. Und seine Chancen stehen gut. Nicht nur, dass die SPD seit Wochen die Umfragen dominiert und wenige Tage vor der Wahl als stärkste Kraft im kommenden Bundestag gesehen wird. Nein, der Wahlkreis 95/Köln III ist ohnehin ein besonderes Pflaster für die Sozialdemokraten. Es ist 56 Jahre her, dass die CDU hier zum letzten Mal gewonnen hat.

Wahlkreis 95 unten

1965 holte Aenne Brauksiepe als letzte CDU-Bewerberin das Direktmandat. Seit 1969 – dem Jahr, in dem Willy Brandt Bundeskanzler wurde, war der Wahlkreis 95/Köln III praktisch ein Erbhof der Genossen, den Hubert Weber 1980 an Konrad Gilges und dieser 2002 an Rolf Mützenich weiterreichte.

Gisela Manderla ohne guten Listenplatz

Beim ersten Mal holte Mützenich stolze 50,3 Prozent der Erststimmen, vor vier Jahren waren es nur noch 32,3 Prozent. Doch das reichte immer noch locker, um sich gegen die CDU-Kandidatin Gisela Manderla (63) durchzusetzen, die 2017 auf 27,6 Prozent kam. Die gelernte Umweltfachkraft gehörte von 2013 bis 2017 dem Parlament an. Vor vier Jahren verpasste sie die Wiederwahl, zog aber im November 2018 für den ausscheidenden Abgeordneten Ralf Brauksiepe als Nachrückerin über Platz 15 der CDU-Landesliste zum zweiten Mal in den Bundestag ein.

Wahlgrafik 95 oben

Um es ein drittes Mal zu schaffen, müsste Manderla den Wahlkreis erstmals direkt holen, denn mit Platz 26 auf der aktuellen Landesliste ihrer Partei hat sie keine Chance auf ein Mandat. Die Frage ist also, ob Mützenich (Listenplatz 1) bei den Erststimmen zum sechsten Mal in Folge einen Vorsprung auf die CDU-Konkurrenz herausholt oder ob Manderla trotz aktuell niedriger CDU-Umfragewerte doch noch eine Überraschung gelingt.

Bei den Zweitstimmen fiel das Rennen 2017 übrigens deutlich enger aus, hier lag die SPD im Wahlkreis 95 mit 24,6 Prozent nur knapp vor der CDU mit 24,4 Prozent, der Vorsprung betrug lediglich 348 Stimmen.

Dröge ist ein Platz im Bundestag wohl sicher

Recht komfortabel ist die Ausgangslage der Grünen-Kandidatin Katharina Dröge (37). Sie hat ihre Platzierung auf der Landesliste im Vergleich zu 2017 von 7 auf 5 verbessert. Damit wäre ihr nach den aktuellen Umfragen auch ohne Direktmandat ein Sitz im Parlament sicher. Die Volkswirtin gehört dem Bundestag seit zwei Legislaturperioden an.

Mitte Mai, als die Grünen mit Umfragewerten um die 28 Prozent im Höhenflug waren, hatte Dröge noch euphorisch gesagt: „Wir treten in Köln mit dem Ziel an, zum ersten Mal Direktwahlkreise zu gewinnen.“ Eine Kampfansage, auch an Mützenich. Doch inzwischen pendeln sich die Zustimmungswerte der Ökopartei bei 17 Prozent ein.

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Da erscheint es fraglich, ob Dröge den Wahlkreis 95 erstmals direkt holen kann. 2017 hatte sie dort 13,2 Prozent der Erststimmen erzielt, der grüne Zweitstimmenanteil lag mit 14,0 Prozent kaum höher. Jetzt hoffen die Grünen auf mehr. Bei der Kommunalwahl 2020 lagen sie in den Stadtbezirken Nippes und Ehrenfeld mit mehr als 30 Prozent vorn, während in Chorweiler die CDU mit 33,7 Prozent dominierte.

Wer über Reserveliste ins Parlament kommen kann

Von den übrigen Kandidaten im Wahlkreis 95 hat der Bundestagsabgeordnete Jochen Haug (AfD) Chancen, wiedergewählt zu werden. Er steht auf Platz 11 der Liste, die 2017 bis Platz 15 gezogen hat. Keine guten Listenplätze und damit praktisch keine Aussicht auf ein Bundestagsmandat haben die Kölner Ratsherren Volker Görzel (FDP) und Michael Weisenstein (Linke).

Weitere Kandidaten: Stefan Pott (Die Partei), Norbert Theiß (Freie Wähler), Reiner Dworschak (MLPD), Songül Schlürscheid (Die Basis), Christopher Peterka (Volt), Maciej Podjaski (Artgerecht), Christoph Goldbeck (Goldi).