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Bundesgartenschau 2025„Die Chance hat man nur einmal im Leben“

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Auch nach 55 Jahren immer noch ein Gewinn für die Stadt: Der Rheinpark, im Sommer regelmäßig ein viel genutztes Freizeitparadies der Kölner.

Köln – Im Grunde ist allen, die Köln kennen, klar: Mit Zwang läuft es doch gleich viel leichter. Insofern sehen wohl viele eine Bewerbung für die Bundesgartenschau 2025 als willkommene Gelegenheit, einen Zeitraum für die Fortführung des Inneren Grüngürtels über das Gelände des heutigen Großmarktes bis zum Rhein festzulegen, der definitiv eingehalten werden muss. Eine Fortführung, die wesentlicher Bestandteil des Masterplans von Albert Speer ist, der sich in die laufende Diskussion lieber nicht einmischen will.

Wegen Kölns schwieriger finanzieller Lage hatte OB Jürgen Roters im Gespräch mit der Rundschau vorgeschlagen, trotz des Ratsbeschlusses 2011 auf die Bewerbung bei der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft für die Buga 2025 zu verzichten und später einen neuen Anlauf zu wagen. Gleichwohl wird zurzeit eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die nach früheren Berechnungen 200 000 Euro kostet. Wie viel in eine solche Schau – einschließlich Investitions- und Durchführungskosten – investiert werden müsste, will noch niemand beziffern.

Einig sind sich nicht nur die Politiker in der Einschätzung des stadtentwicklungspolitischen Gewinns, den eine solche Schau bringt. Köln empfindet ihn Tag für Tag im Rheinpark, dem Gelände der Bundesgartenschau 1957, auf dem dann wiederum die Buga 1971 stattfand, weil es mit der Freilegung des ursprünglich anvisierten Geländes zwischen Volksgarten und Äußerem Grüngürtel Probleme gab.

70 Hektar muss der Buga-Bewerber mindestens vorweisen können, sagt Dr. Joachim Bauer, Abteilungsleiter im Amt für Landschaftspflege. Das Amt hat einen Beirat für die Buga eingerichtet und versucht, alle einzubeziehen – die Naturschützer ebenso wie die Wirtschaftsförderer, Köln-Tourismus oder die Friedhofsgärtner. Die spannende Frage werde sein, welche aktuellen Tendenzen eine Gartenschau 2025 neben den gärtnerischen Leistungsschauen präsentieren soll. Nach dem Krieg sei es der Wiederaufbau kriegszerstörter Städte gewesen, in den 70ern das Wohnen mit dem Grün oder in den 80ern die Umwandlung von Industrie- in Parkflächen . „Wird es 2025 das Generationsthema sein? Wie weit werden neueste Techniken in den organisatorischen Ablauf einbezogen?“, so Bauer.

Bis zur zweiten Jahreshälfte 2013 müsse Köln sich spätestens bewerben, erklärt Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, einen Konkurrenten gibt’s derzeit nicht. „Wir lassen den Städten Zeit und sitzen ihnen nicht mit einem Mitkonkurrenten im Nacken.“ Den Abwägungsprozess, der derzeit in Köln ablaufe, halte er für sehr gut .

Was die Fördertöpfe ausspucken können, seien eher „Peanuts“, meint SPD-Fraktionschef Martin Börschel. Er fürchtet, dass die Stadt im Vorfeld eine dreistellige Millionensumme etwa für den Ankauf von Grundstücken aufbringen muss. Börschel gibt zu bedenken, ob man nicht zumindest den Zeitpunkt infrage stellen müsse.

Es sei Feigheit, wenn man keine Prioritäten setze, meint Karl Jürgen Klipper, finanzpolitischer Sprecher der CDU, der von Zuschüssen in Zweidrittelhöhe ausgeht. Klipper schwärmt: „So eine Chance hat man nur einmal im Leben.“ Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP, gibt ihm Rückendeckung: „Das sind Leuchttürme, die in zehn, fünfzehn Jahren in der Stadt etwas auslösen, die kann man nicht kippen.“ Er verweist auf die Fußball-WM, die unter anderem zur Verlängerung der Linie 1 bis Weiden-West und zu einer neuen S-Bahn-Station in Köln geführt habe. Adenauer sei damit gescheitert, den Inneren Grüngürtel an den Rhein zu bringen, weil damals die Industrialisierung im Süden Kölns schon zu weit fortgeschritten war. „Das hundert Jahre später zu korrigieren, kriegen wird ohne den Motor Bundesgartenschau gar nicht hin“, sagt Sterck. Vom „bedeutendsten Entwicklungspotenzial, das wir in der Stadt haben“, spricht Grünen-Fraktionschefin Barbara Moritz. Sie plädiert dafür nüchtern abzuwägen, „ob eine Buga der bessere Weg ist oder ob man das Gebiet Stück für Stück entwickelt“. Investitionen an der Stelle in der Stadt seien „ein Selbstläufer“, meint Moritz.

Konzeptionelles Denken fordert IHK-Präsident Dr. Paul Bauwens-Adenauer ein. Natürlich könne nach einer Bundesgartenschau nicht das gesamte Gelände als Grün genutzt , sondern es müsse teils bebaut werden. Insofern müsse es ein Gesamtkonzept geben. IHK-Geschäftsführer Dr. Ulrich Soénius meint, die Wirtschaft könne der Stadt in diesen Zeiten keinen Rat geben. „Aber man muss sehen, dass man nicht aufhört, die Stadt weiterzuentwickeln, dann hat man auch automatisch höhere Einnahmen.“