Köln – Es wird eng für einige Fahrgäste der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Enger noch, als bisher gewohnt. Denn auf den Linien 3, 5 und 13 werden ab heute nur noch verkürzte Bahnen fahren – ein Wagen, statt zwei aneinandergekoppelte. Der Grund: Die Ursache für den Brand an einer Hochflurbahn der Linie 18 am 8. Oktober ist mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden.
Ein Fehler am sogenannten Fahrmotorumrichter. Das Bauteil ist für den Bremsvorgang und für die Rückgewinnung der Bremsenergie zuständig. 33 Bahnen aus den frühen 1990er Jahren wurden damit nachgerüstet. Die zieht die KVB nun vorerst aus dem Verkehr. Das werde „erhebliche Auswirkungen“ für den Betrieb haben, kündigt Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks an.
Wie wurde der Fehler entdeckt?
Bei Untersuchungen der technischen Aufsichtsbehörde, an denen sich die Zulieferfirma des Fahrmotorumrichters beteiligt. „Amtlich“ ist die Brandursache damit aber noch nicht. Das abschließende Gutachten ist noch nicht fertig. Es handelt sich also um ein Zwischenergebnis. Wie dieses Ergebnis der KVB übermittelt wurde, darüber ist Haaks alles andere als glücklich. Demnach ging in der Nacht zu Mittwoch eine Mail bei dem Verkehrs-Betrieb ein.
14.19 Uhr ist der Zeitpunkt, an dem die Kölner Feuerwehr am Samstag, 8. Oktober, Großalarm auslöst. Ein Fahrer einer Stadtbahn der Linie 18 in Richtung Süden stellt kurz vor der Haltestelle Ebertplatz eine Rauchentwicklung fest. Er steuert die Bahn bis zur Haltestelle und fordert alle Fahrgäste zum Aussteigen auf. Die Haltestelle wird evakuiert.
Der Rauch zieht durch die Tunnelröhren und erreicht so auch die benachbarte Haltestellen, die ebenfalls evakuiert und abgesperrt werden müssen. Der Fahrbetrieb der KVB ist an diesem Tag in der Innenstadt massiv eingeschränkt.
Vier Menschen erleiden eine Rauchvergiftung, drei davon sind Mitarbeiter der KVB. Es handelt sich um den Fahrer der Unglücksbahn, eine weitere Fahrerin, die auf dem Weg zum Arbeitsbeginn war, und um einen Techniker.
Alle drei können aber schon tags drauf das Krankenhaus wieder verlassen. Die Aufsichtsbehörden bescheinigen der KVB und den Einsatzkräften umsichtiges Handeln, wodurch Schlimmeres verhindert worden sei. (ngo)
„Ich hätte mir einen anderen Zeithorizont bei der Kommunikation gewünscht“, versucht sich Haaks in Diplomatie. Sie hätte erwartet, dass in solch einem Fall mal jemand zum Hörer greift, kritisiert sie den Zulieferer. Nicht weniger enttäuscht ist sie darüber, dass kein Vertreter dieser Firma bereit gewesen sei, an einer eilig einberaumten Pressekonferenz der KVB teilzunehmen – nicht einmal in digitaler Form. „Das Unternehmen ist eigentlich sehr zuverlässig. Dieses Vorgehen muss aber aufgearbeitet werden“, so Haaks.
Was hat der Fehler ausgelöst?
Zu große Bremswiderstände, wodurch sich eine zu hohe Wärme entwickelt hat. Durch einen Softwarefehler konnte es wohl dazu kommen. Bisher kam es nur bei der einen Stadtbahn auf der Linie 18, am 8. Oktober zur Überhitzung. Ein weiterer kleiner Zwischenfall eine Woche später in Kalk stehe damit nicht im Zusammenhang. „Bis auf diesen einen Brand blieben alle anderen Bahnen mit diesem Bauteil unauffällig“, sagt KVB-Chefin Stefanie Haaks.
Doch die Einschätzung des Zulieferers, dass von den verbauten Fahrmotorumrichtern ein „mittleres Brandrisiko“ ausgehe, reicht Haaks, um alle betroffenen Fahrzeuge aus dem Betrieb zu nehmen. „Sicherheit geht vor“, sagt sie. Im Laufe des gestrigen Mittwochs wurden die 32 betroffenen Fahrzeuge sukzessive aus dem Verkehr gezogen.
Wie wird der Fehler behoben?
Es soll eine neue Software aufgespielt werden. Was nach einem schnellen Mausklick klingt, zieht ein längeres Verfahren nach sich. Die neue Software muss von der technischen Aufsichtsbehörde abgenommen werden. Dass durch das Programm nicht wieder eine Überhitzung ausgelöst wird, muss durch umfangreiche Bremstests nachgewiesen werden.
Wann ist der Fehler behoben?
Für den 5. November erhofft sich Haaks wieder den Normalbetrieb auf den Linien 3, 5 und 13. Doch das ist nicht mehr als eine Hoffnung. Denn auf das Aufspielen der neuen Software und auf ihre fehlerfreie Funktion sowie auf die Abnahme kann die KVB kaum Einfluss nehmen.
Was bedeutet das für die KVB-Kunden?
Rund 320 Stadtbahnen hat die KVB im Betrieb. 50 Prozent davon sind Hochflurbahnen. Wenn davon 30 Bahnen aus dem Betrieb genommen werden, ist das schon ein tiefer Einschnitt. „Kurzfristig haben wir darüber nachgedacht, einen 20-Minuten-Takt zu fahren“, sagt Haaks. Doch die verkürzten Bahnen auf den Linien 3, 5 und 13 scheint die bessere Option.
Zum FC-Spiel am Sonntag soll die 13 aber in Doppeltraktion fahren. Der Sonntagsfahrplan biete dafür Spielraum. Unter der Woche, vor allem in den Spitzenzeiten, will der Betrieb mit Servicepersonal die Zuströme von Fahrgästen lenken, um zu großes Gedränge zu verhindern. Soweit Personal entbehrlich ist, denn der „Engpass“ trifft die KVB zur Unzeit. Seit Monaten kämpft der Betrieb mit einem hohen Krankenstand. „So hoch, wie jetzt hatten wir ihn noch nie, vor allem nicht über einen so langen Zeitraum“, sagt Haaks. Und das über alle Unternehmensbereiche hinweg. Auch beim Servicepersonal gibt es also Ausfälle.