„Kumm, loss mer singe“Björn Heuser füllt seit zehn Jahren das „Gaffel am Dom“
Lesezeit 3 Minuten
Heuser hat bisher nur wenige Konzerte ausfallen lassen und unterbricht dafür auch mal den Urlaub mit der Familie.
Bei seinen Konzerten singen Kölner, Immis und Touris gemeinsam aus voller Brust mit.
Köln – Die Käppi sitzt immer noch, der Saal ist längst verschwitzt, und die Akkorde, die nun folgen, sind Björn Heuser längst in Fleisch und Blut übergegangen. „Ejal, wat och passeet ...“ Der Brauhaus-Chor singt, viele liegen sich selig in den Armen. Die größte Leistung des Interpreten, und dafür muss er sich offenbar wirklich nicht verstellen, ist, dass dies alles nicht nach Routine aussieht.
Dabei lädt Björn Heuser nun seit zehn Jahren, jeden Freitag, ab 22.30 Uhr, Hunderte Besucher ins Brauhaus Gaffel am Dom zum Mitsingen ein. 478 Konzerte, es ist eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur in Köln einzigartig ist.
Einmal musste er passen: Gallensteine
„Anfangs gab es ein paar Gäste, die sich beschwert haben, weil sie in Ruhe essen wollten, da konnte man sich noch Lieder wünschen“, erinnern sich Susanna und Siegfried Friedrich, die die Mitsingkonzerte von der ersten Stunde an kennen. Heute singen sie wieder das Lied vom Veedel und vom „ahle Mann“, der vor der Wirtschaftstür steht.
Mitsingen ist angesagt, es gibt verschiedene Formate in dieser Stadt, aber irgendetwas Besonderes muss Heuser schon haben. Die Friedrichs verbindet heute eine enge Freundschaft mit ihm, er sei so „sympathisch und bodenständig“.
Zwei Freitage und einige Feiertage musste Björn Heuser seit 2008 ausfallen lassen. Einmal waren es Gallensteine, das andere Mal hielten ihn die Ärzte nach einem Zusammenbruch zurück. Ein Moment, der den 36-jährigen Familienvater hat umdenken lassen. „Ich habe meine Ernährung umgestellt, mache jetzt viel Sport und habe seitdem 40 Kilo verloren. Ich bin quasi ein neuer Mensch.“
Früher habe er auch mit Fieber auf der Bühne gestanden, das sei vorbei. Den Urlaub unterbricht er aber schon mal. Freitags zum Auftritt und sonntags wieder zur Familie, das sei mehr als einmal vorgekommen. Sie sind schon ein Sog, diese Abende. Touristen aus anderen Ländern, die manchmal überhaupt kein Deutsch, geschweige denn Kölsch sprechen, stehen regelmäßig mitten im Pulk und „singe all die Leeder, die mer vun Kindheit ahn schon kennt“.
Besondere Momente gab es viel in all den Jahren. Als die Helden, die Bläck Fööss, spontan vorbeischauten und mitspielten etwa. Stolz macht Heuser, dass seine eigenen Songs Teil der Konzerte sind. Und dann war da noch der 26. August 2011. Es war das 111. Konzert, kein Witz, und in der ersten Reihe stand diese Frau, die er bat, mal Stephan Brings nach oben zu bitten. Ein etwas schräger Flirt-Einstieg, aber heute ist Iris seine Frau.
Auch die Gäste haben Liebesgeschichten geschrieben. Romina und Uli Kessel haben sich für ihre ersten Dates Anfang 2011 zum Singen verabredet. Nun sind sie verheiratet, haben zwei Kinder und eine enge Freundschaft mit Heuser, der anlässlich der Geburt der ersten Tochter ein Lied für die junge Familie geschrieben hat.
Gut möglich also, dass in wenigen Jahre schon der Nachwuchs die Tradition hochhalten wird. Dass man immer wieder neue, junge Gesichter im Publikum entdeckt, ist ohnehin etwas, was den Musiker sehr freut. Der gebürtige Bickendorfer nennt sich selbst „Berufskölner“, erst in der Grundschule habe er Hochdeutsch gelernt. Kölsche Musik ist in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, egal ob neue Hits oder richtig alte Klassiker. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Björn Heuser ein Stück dazu beigetragen hat.