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Ukraine-Tag in KölnTausende feiern am Schokoladenmuseum ein Fest der Begegnung und des Friedens

Lesezeit 3 Minuten
Bühne und viele Menschen am Schokoladenmuseum

Der Ukraine-Tag am Schokoladenmuseum

Bei heißem Sommerwetter kamen am Sonntag zum zweiten Ukraine-Tag noch einmal mehr Menschen in den Rheinauhafen als im Jahr zuvor.

Als vor knapp einem Jahr der erste Ukraine-Tag Kölns am Schokoladenmuseum gefeiert wurde, bestand noch große Hoffnung, dass man sich in einem Jahr in Friedenszeiten wiedersehen würde. Rund 10.000 Menschen hatten damals ein großes Fest der Begegnung gefeiert und ein Zeichen für den Frieden gesetzt.

Ein Jahr später zeigten sich viele Emotionen beim zweiten Ukraine-Tag an gleicher Stelle in den Gesichtern tausender Besucher: Freude und Freundschaft zwischen Kölnern und Ukrainern standen ebenso im Vordergrund wie große Dankbarkeit, aber auch Sorge um die Heimat und Mahnen vor dem Vergessen. Bei heißem Sommerwetter kamen am Sonntag noch einmal mehr Menschen in den Rheinauhafen als 2022, und auch die namhafte Zahl von prominenten Besuchern hob die Bedeutung des Tages für Köln und Europa hervor.

Mädchen und junge Frauen aus Dnipro zeigten Folklore, Tanz und Gesang.

Mädchen und junge Frauen aus Dnipro zeigten Folklore, Tanz und Gesang.

OB Henriette Reker begrüßte die Gäste und freute sich, „dass so viele an der Seite der Ukraine stehen. Ich bitte sie alle, nicht zu vergessen, dass Krieg eine unvergleichliche Belastung ist. Wir dürfen uns nicht an diese Bilder gewöhnen. Wir sind weiterhin sehr betroffen und fühlen mit unserer Partnerstadt Dnipro.“ Aus dieser war der Vizebürgermeister Volodymyr Miller angereist, der betonte: „Wir sind sehr dankbar, dass wir hier in Köln die Werte sehen können, die wir im Krieg verteidigen – Demokratie und Freiheit. Wir spüren hier, wie die Zukunft der Ukraine aussehen kann.“

Kinder aus Dnipro konnten im Rahmen eines Austauschs Köln besuchen und für ein paar Tage den Krieg vergessen. Mädchen und junge Frauen aus Dnipro zeigten Folklore, Tanz und Gesang. Die groß angelegte Veranstaltung, die vom Kölner Verein Blau-Gelbes Kreuz organisiert wird, ist ein vielseitiges Benefizfestival der ukrainischen Kunst und Kultur. Neben zahlreichen Werken ukrainischer Künstler boten Stände Handwerk, traditionelle Kleidung und ukrainische Köstlichkeiten an.

Ausstellung zeigt Drohnenaufnahmen aus befreiten Gebieten

Das Blau-Gelbe Kreuz konnte sich auch in diesem Jahr auf zahlreiche Spenden und viel ehrenamtliche Unterstützung im Rahmen des Festes verlassen. Eine VR-Ausstellung ermöglichte einen Einblick in befreite ukrainische Gebiete, welche nie wieder dieselben sein werden: Das VR-Programm „Through the war“ zeigte Drohnenbilder, die durch ihre Unmittelbarkeit erschaudern ließen und deutlich machten, dass nur 20 Autostunden entfernt Chaos und Tod etwas völlig Alltägliches darstellen.

„Wir kämpfen hier auch gegen das Vergessen, da der Ukraine-Krieg längst nicht mehr so im öffentlichen Fokus ist“, erklärte die Vorsitzende des Blau-Gelben Kreuz, Linda Mai. Die Spenden werden für die Unterstützung der Familien von Veteranen und Kriegskindern sowie für Feldärzte in den Kriegsgebieten verwendet. Zudem sammelte der Verein weitere Spenden für die Anschaffung von Rettungswagen aus der EU. Die Vizepräsidentin des NRW-Landtags, Berivan Aymaz, mahnte an: „Wir werden nicht aufhören, den Krieg immer und überall abzulehnen. Ich bin allen Mitwirkenden dieser Veranstaltung sehr dankbar für ihr Engagement, sowie für die großartige Hilfe vor Ort.“

Wir wünschen uns, dass wir eines Tages einen Ukraine-Tag erleben können ohne Krieg, nur unter Freunden – darauf arbeiten wir alle hin.
Henriette Reker, Kölner Oberbürgermeisterin

Zum fröhlichen Teil des Tages trug ein breit gefächertes Programm auf der Bühne bei – unter anderem ein Talentwettbewerb, bei dem sowohl Kinder aus der Ukraine als auch aus Deutschland antraten. Im Anschluss trat neben bekannten ukrainischen Bands wie TNMK und The Sixters auch die Kölner Band Miljö als Headliner auf.

Erleichterung überwog bei den Veranstaltern angesichts der Tatsache, dass die pro-russische Demonstration letztendlich nicht am Schokoladenmuseum vorbeiführte. Dennoch hatten laut Linda Mai „manche ukrainische Kinder zu große Sorge, an unserer Feier teilzunehmen – aus Angst vor Attacken.“ Dass am Ende des Tages die Hoffnung als wichtigste Emotion im Vordergrund stand, betonte nochmals Henriette Reker: „Wir wünschen uns, dass wir eines Tages einen Ukraine-Tag erleben können ohne Krieg, nur unter Freunden – darauf arbeiten wir alle hin.“