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BAP in neuer BesetzungDas Ende der Rasselbande

Lesezeit 3 Minuten

BAP-Schlagzeuger Jürgen Zöller

Köln – Am vergangenen Mittwoch war Wolfgang Niedecken beim Zahnarzt. Um eine Wurzelbehandlung ist er herumgekommen, aber einige Dinge wurden mal gründlich aufgebohrt. Der BAP-Chef unterrichtete seine Fans nun per „Logbucheintrag“ über den medizinischen Einsatz – und nahm ebenso gründlich zu den Gerüchten um ein Auseinanderfallen der Band Stellung.

Wie berichtet hatte Schlagzeuger Jürgen Zöller vergangene Woche nach 27 Jahren den Dienst bei BAP quittiert. Gitarrist Helmut Krumminga hatte die Akustik-Tour bereits im Vorfeld absagen müssen – möglicherweise nicht nur aus familiären Gründen. Er sollte wohl etwas „zum Märchen der festen Besetzung“ sagen, schreibt Niedecken in Anlehnung an den aktuellen Titel der Live-CD („Das Märchen vom gezogenen Stecker“) und stellt fest: „Der Mythos von der Rasselbande, die abends in der Stammkneipe ausbaldowert, wie und wo sie am kommenden Tag die Welt aus den Angeln hebt, hat sich endgültig verbraucht.“ Alle Bandmitglieder hätten inzwischen familiäre Verantwortung zu tragen „und müssen sehen, „wir wir von einem BAP-Projekt zum nächsten über die Runden kommen.“

Niedecken listet fast akribisch die Projekt der einzelnen Musiker auf. So ist Percussionist Rhani Krija gelegentlich mit Sting unterwegs, Gitarrist Ulrich Rode („Ulle“) und seine Frau Anne de Wolf musizieren demnächst mit Bosse. Keyboarder Michael Nass, Bassist Werner Kopal, Jürgen Zöller und Helmut Krumminga stehen immer wieder mit Inga Rumpf auf der Bühne. Krumminga geht zudem gerne mit Gerd Köster und Frank Hocker auf Tour und wartete zuletzt bei Kasalla im Tanzbrunnen auf. Der Riss zwischen dem gebürtigen Ostfriesen und der Band ist aber offenbar doch tiefer als vermutet. „Keiner aus der Besetzung, mit der wir auf der Tour gespielt haben, könnte sich mehr vorstellen, dass Helmut wieder an Ulles Position rücken würde“, schreibt Niedecken. „Wir haben uns noch mehr auseinandergelebt.“

Keine Rücksicht auf Romantikbedürfnisse

Alle Nostalgiker unter den Anhängern bekommen vom BAP-Chef eine Blankoabfuhr: Man wolle nicht die Romantikbedürfnisse derjenigen stillen, „die immer noch nicht kapieren wollen, warum der ,Major’ nicht mehr bei BAP spielt.“ Zur Erklärung für jüngere Semester: Klaus „Major“ Heuser hatte die Band Ende der 90er Jahre nach einem schwelenden Richtungsstreit mit Niedecken verlassen. Da war der Wandel „von der Garagenband zur Profiband“ längst abgeschlossen, sagt Niedecken. Stetiger Wechsel inklusive. „Wir haben uns seit Anbeginn nicht verkrampft, wenn Besetzungswechsel nötig waren. Ein Freund habe ihm kürzlich gesagt: „Genaugenommen bist Du die Originalbesetzung.“

In Interviews bezeichnet der 63-Jährige BAP gerne als eine Firma und erzählt von der Verantwortung für den Betrieb, dem er nun mal als Chef vorsteht. Nicht von ungefähr dürfte die eher still dahergekommen Umbenennung kommen: Inzwischen firmiert BAP wieder als „Niedeckens BAP“ und knüpft damit namentlich an die Anfänge der Band-Geschichte an.

Aktuell weilt Niedecken in der Türkei und erholt sich vom Tour-Stress. „Fest steht, dass wir uns in der aktuellen Besetzung sehr wohl fühlen und versuchen werden, so auch das nächste Album anzugehen.“ Nach einem neuen Schlagzeuger werde man sich in Ruhe umsehen. Muss ja nicht wieder für 27 Jahre sein.