AboAbonnieren

Aufregung im InternetGaststätte „Oma Kleinmann“ benennt Zigeunerschnitzel um

Lesezeit 3 Minuten
20200821_tb_Zigeunerschnitzel_001

Eine Mitarbeiterin bei Oma Kleinmann mit einem der beliebten Schnitzel des Restaurants.

Köln – Oma Kleinmann und Knorr haben nichts gemeinsam. Aber auch so gar nichts. Auf der einen Seite die urige Gaststätte auf der Zülpicher Straße. Auf der anderen Seite der Lebensmittelriese aus dem Konzern Unilever. Frische Zutaten gegen Tütensuppen. Obwohl, eine Gemeinsamkeit haben die kölsche Veedelskneipe und der Global Player nun doch: Sie führen jetzt nicht mehr die Zigeunersauce. Jedenfalls nicht mehr unter diesem Namen. Und damit haben die beiden dann gleich noch etwas gemeinsam: Aufregung im Internet.

Nein, es war nicht die große politische Entscheidung nach langer Sitzung. „Immer wieder mal gab es einen Gast oder einen Kommentar in den sozialen Medien, ob der denn noch zeitgemäß sei, der Name Zigeunersauce. Oder einfach mal ein: „Finde ich nicht gut“, sagt Maureen Wolf, Mitinhaberin der „Oma Kleinmann“. Die große Moralkeule habe eigentlich niemand geschwungen. „Mit der Zeit haben wir uns dann gedacht, stimmt eigentlich.“ Knorr war nicht Anlass, aber Bestätigung.

Wilder Ritt durch die Puszta

So weit, so friedlich. Der wilde Ritt durch die Puszta ging erst los, als die Trennung vom „Zigeunerschnitzel“ öffentlich wurde. „Haben Sie sich mal jetzt die Kommentarspalten angeschaut“, fragt Maureen Wolf. „Ich esse weiterhin Zigeunerschnitzel“ oder „Ich liebe Mohrenköpfe“ , ist noch das Netteste. Im Mittelfeld liegen Kommentare wie: „Ich wünsche euch die Insolvenz an den Hals“. „Das zeigt mir, die Entscheidung war richtig. Ich bereue es nicht“. Rückendeckung geben ihr die Solidaritätskommentare.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die kölsche Eckkneipe steht ein wenig altmodisch inmitten der Bars, Pubs und Dönerbuden des Studentenviertels auf der Zülpicher Straße. Tradition ist ihr wichtig“, so steht es auf der Internetseite der „Oma Kleinmann“, benannt nach der Inhaberin, die die Gaststätte zusammen mit ihrem Mann nach dem Krieg wieder aufbaute. Wäre die Berufung auf die lange Geschichte nicht auch Argument für die Beibehaltung des Zigeunerschnitzels gewesen? „Paula Kleinmann war eine moderne Frau“, sagt Maureen Wolf. „Sie hätte sich sicherlich einer solchen Entwicklung nicht verschlossen.“

Benennung noch unklar

Abgeschlossen ist die Entwicklung aber noch nicht. Bisher gibt es eine reduzierte Speisekarte, coronabedingt. Ohne Zigeunerschnitzel. Für die kommenden Wochen ist die Rückkehr zur vollständigen Speisekarte geplant. Bis dahin wird ein neuer Namen gesucht: „Budapest, ungarischer Art, Rote Zora – würde alles passen“, sagt Wolf.

Was machen die anderen Restaurants?

Und wie gehen die anderen Gaststätten in Köln damit um? Ein nicht repräsentativer Überblick über die Speisekarten zeigt: Viele haben das Schnitzel mit der Paprikasauce gar nicht im Angebot. In der Keule am Heumarkt gibt es es noch: „Ich kann das nicht mehr hören. Das ist doch affig“, lautet das Plädoyer der Inhaberin Ursula Rapp für das Zigeunerschnitzel. Auch Gaffel am Dom führt die Paprika-Sauce noch: „In der derzeitigen Situation liegt erstmal der Fokus auf der Umsetzung der Corona-Maßnahmen und deren Folgen für den Betrieb. Daher haben wir uns noch keine Gedanken zu diesem Thema gemacht“, so ein Sprecher. Will sagen: Es gibt andere Problem als die Schnitzel-Debatte.