AboAbonnieren

Aktion in KölnRoth und Reker kämpfen im „Feminist Fight Club“

Lesezeit 3 Minuten

Claudia Roth  beim „Feminist Fight Club“

Köln – Das Kampfsportcenter in der Venloer Straße ist Neuland für die rund 60 Gäste, die zu einem besonderen Kampf gekommen sind – dem „Feminist Fight Club“. Normalerweise trainieren hier Frauen das Kickboxen und holen sich damit „Selbstbewusstsein und innere Stärke“, wie Gastgeberin Yasmin Yalcin sagt, selbst mehrfach Deutsche, Europa- und Weltmeisterin und heute weltweit gefragte Kampfrichterin.

OB Reker als erste im Ring

Als erste steigt Henriette Reker in den Ring, nicht als Oberbürgermeisterin von Köln, sondern „weil ich eine erfolgreiche Frau bin“. Und seit Agrippina vor 2000 Jahren auch die erste an der Spitze der Stadt. Mehr Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen hießen mit Vornamen Thomas als es weibliche Bürgermeister gebe. Mit der Forderung nach mehr Frauen in der Politik war der Ring frei für drei grüne Spitzenpolitikerinnen: Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth, die Europaabgeordnete Terry Reintke und die stellvertretende Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang.

Eine „Vision von Freiheit und Gleichheit für alle Menschen und damit auch für alle Frauen“ müsse eingelöst werden, so Lang. Und Terry Reintke ergänzt, sie wolle „für eine Welt kämpfen, in der alle Menschen frei, ohne Gewalt und ohne Hetze leben können.“

Claudia Roth spricht über ihre Hater

Sehr still wird es im Kampfsportcenter, als Claudia Roth aus Hetzmails zitiert, die sie regelmäßig bekomme. Es sei schon ein Kulturkampf, auch weil es viele Beispiele gebe, Frauenrechte wieder abzuschaffen. „Wir wollen wirklich gleiche Rechte. Und das ist nicht nur Ansage, sondern auch ein Kampf, klar. Es geht um Ressourcen, Repräsentanz, um Macht, um die Verteilung von Einfluss und Macht, also darum, dass andere Macht abgeben – und das ist ein Fight.“

Zu den Ressourcen zählt die Europaabgeordnete Reintke auch mindestens 50 Prozent der Mittel, die die EU zur Bewältigung der Corona-Krise ausweist. Wie mit dem Brennglas habe sich auch erwiesen, dass die Hauptlast oft von Frauen geschultert worden sei, deshalb habe man ihnen „unfassbar viel gedankt“. In der Familie „Mama macht das schon“, in der Pflege, im Handel. Aber daraus müssten sich jetzt auch Konsequenzen ergeben, so Ricarda Lang.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Arbeit müsse verkürzt und anders verteilt werden, besser bezahlt und die Pflege nicht dem Wettbewerbsprinzip untergeordnet. Statt Auto-Gipfel Kita-Gipfel? Oder wie Henriette Reker es ausdrückte: Sie verbringe viel Zeit damit, ihren männlichen Kollegen zu erklären, dass Kita eine Bildungseinrichtung sei und keine Aufbewahrungsstätte für Kinder.

Mehr Frauen in die Politik

Um all diese Ziele zu erreichen - da waren sich die Politikerinnen mit ihrem Publikum einig, würden Frauen in der Politik dringend gebraucht. In der Realität gebe es aber immer weniger weibliche Abgeordnete. Da habe sich die Atmosphäre verändert. „Für Frauen wird es enger in Parlamenten – im Bundestag heute weniger als 1898. Dazu kommen Sexismus, gezielte Angriffe und Hetzkampagnen“, so Claudia Roth. Ricarda Lang ergänzt, der Staat müsse alles dafür tun, dass Frauen ohne Angst in die Politik gehen können, sonst gewännen die, die Angst und Gewalt zu Ihren Credo gemacht hätten: „Wir sind stärker, und wir sind mehr.“