- Vergangene Woche sollte im Stadtmuseum die Ausstellung „50 Johr Bläck Fööss“ eröffnen, doch das Coronavirus verhinderte dies.
- Nun haben die Verantwortlichen die Ausstellung kurzer Hand in die virtuelle Welt transferiert.
- Der virtuelle Rundgang ist ein Appetithappen für das, was derzeit hinter verschlossenen Türen schlummert.
Köln – Wie ein gebrochenes Versprechen steht sie da, die kleine Bühne mit all den Gitarren, einer Standtrommel und einigen Notenblättern. Ganz so, als sei die Band nicht mehr zur Zugabe erschienen und alle Fans längst nach Hause geschlichen. Eine Fotowand erweckt den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben, denn zu sehen ist die Kneipenkulisse aus dem Millowitsch-Theater, wo diese Band 1993 einen legendären Auftritt gefeiert hat.
Vorige Woche sollte im Stadtmuseum die Ausstellung „50 Johr Bläck Fööss“ eröffnen, doch das Coronavirus verhinderte dies. Nun wird den Bläck Fööss, die in ihren Liedern kleinschichtig die sozialen Milieus sezieren, notgedrungen die ganz große Bühne zuteil. Denn die Verantwortlichen des Stadtmuseums um Direktor Dr. Mario Kramp und Kurator Dr. Philipp Hoffmann haben die Schau in die virtuelle Welt transferiert, so dass die Fööss nun in der Grenzenlosigkeit des Internets auftreten. Mit der Kamera gehen sie durch die Ausstellung und erzählen sich gegenseitig nette Anekdoten und Hintergründe zu einzelnen Schaustücken. „Das ist kein Ersatz für die Aura der Originalstücke“, bedauert Hoffmann, zeigt sich aber zugleich erleichtert, dass der Förderverein überhaupt einen virtuellen Rundgang ermöglicht hat.
Köln: Stadtmuseum veröffentlicht Bläck-Fööss-Ausstellung online
Dabei haben die Macher der Ausstellung einige Kuriositäten aufgetrieben, etwa den grauen Kittel, den Tommy Engel in seiner Paraderolle als „Huusmeister Kaczmarek“ trug. Das Stück galt bereits als verschollen, aufgetaucht ist es in der Wohnung eines einstigen Wirts, der den Kittel einst als Dekoration in die Kneipe gehängt und ihn nach deren Schließung einfach mit nach Hause genommen hatte. Eine Babywiege mit dem Fööss-Symbol am Fußende und dem eingeschnitzen Dom am Kopfteil gehört ebenso zur Schau wie ein Fünfmarkschein, den die Musiker einst für einen Fan unterzeichnet hatten, weil ihnen die Autogrammkarten ausgegangen waren.
Zwischen all diesem kuriosen Beiwerk werden aber vor allem die Leitlinien der Band ausgearbeitet, der Übergang von den Beatgruppen der späten 1960er Jahre zur kölsch singenden Sechsergruppe mit nationaler Bedeutung. Ein Wikingerhelm erinnert daran, dass die Fööss einst das Titellied der Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“ einsangen, der unvergessene Rudi Carrell coverte einst „Drink doch ene met“, drei Fööss traten als „Blattschusstrio“ mit Schauspieler Gustl Bayrhammer auf. Auch das Bickendorfer Büdchen hat es als Kleinod zwischenmenschlicher Kontakte als Installation ins Stadtmuseum geschafft. Ebenso eine Goldene Schallplatte für mehr als 250 000 verkaufte Exemplare des Albums „Links eröm, rächs eröm“.
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Der virtuelle Rundgang ist ein Appetithappen für das, was derzeit hinter verschlossenen Türen schlummert. Denn vielerorts geht es ums Mitmachen, etwa an der Mitsingstation mit internationaler Anleitung „How to schunkel“, wo Klassiker der Fööss in Karaokemanier geschmettert werden dürfen. Und dann ist da noch eine kahle Litfaßsäule für Grußbotschaften der Besucher an die Band.
Das Virus hat die Museumsmitarbeiter aus der Arbeit gerissen, daraus macht niemand einen Hehl. Einige Vitrinen sind noch spärlich gefüllt, die Textilrestauratorin konnte nicht mehr kommen, um die Schützenjacke (Schötzefess) und die Elvis-Kostüme (Elvis lääv) zu drapieren.
Wer die Treppen des Museums emporsteigt, erlebt die Karriere der Fööss im Schnelldurchlauf, 50 Lieder für 50 Jahre begleiten die Besucher nach oben. Über dem Ausgang steht „Bye bye my love“.
Mehr Informationen finden Sie auf der Facebook-Seite des Stadtmuseums.