Köln – „Geschichte muss man zeigen. Man darf sie nicht verstecken.“ Mit diesem Grundsatz umschreibt Robert Schwienbacher, Vorsitzender des Vereins Kölner Festungsmuseum, die Motivation, die ihn und seine rund 75 Mitstreiter antreibt. Viele Stunden ihrer Freizeit widmen die Vereinsmitglieder ehrenamtlich den Kölner Forts – den Überresten der einst bis an die Zähne bewaffneten „Festung Cöln“ (siehe Kasten). Mit einer Glorifizierung des preußischen Militärs habe ihr Engagement jedoch nicht das Geringste zu tun, versichert Schwienbacher.
Festung Cöln
Nach den Kriegen Napoleons ordnete der preußische König 1815 den Ausbau Kölns zur Festung zum Schutz gegen Frankreich an. Die Arbeiten im Inneren Festungsgürtel begannen 1816. Ab 1873 wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg der Äußere Festungsgürtel errichtet, der schließlich über 180 Bauwerke umfasste. Weil Artilleriegeschosse immer mehr Durchschlagskraft entwickelten, mussten die Bauten mehrfach verstärkt werden. Im ersten Weltkrieg kam es außer Luftangriffen zu keinen Kämpfen an der Festung Cöln. Danach wurden die meisten Anlagen gesprengt. (fu)
„Es geht um die Geschichte unserer Stadt. Und für die sind die Forts von entscheidender Bedeutung. Denn ohne sie hätte Köln seine grüne Lunge nicht.“ Als die Alliierten nach dem ersten Weltkrieg die Zerstörung der Befestigungsanlagen anordneten, konnte Bürgermeister Konrad Adenauer durchsetzen, dass das freiwerdende Gelände nicht bebaut, sondern zu Parkanlagen wurde. „Der heutige Äußere Grüngürtel entspricht dem Verlauf der ehemaligen Festungsanlagen.“ Adenauer setzte auch durch, dass einige Festungsbauten erhalten blieben – etwa als Umkleideräume für Sportler.
Seit vielen Jahren führen die Vereinsmitglieder Interessierte kostenlos durch die historischen Gemäuer – insbesondere beim jährlichen „Tag des Forts“. Der drohte in diesem Jahr wegen der Corona-Krise ins Wasser zu fallen. Doch der Verein beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen und mit einem digitalen Angebot ganz neue Perspektiven zu eröffnen. Beim 17. Tag des Forts am Sonntag, 7. Juni, haben Besucher erstmals die Gelegenheit zu virtuellen Rundgängen durch die Festungsanlagen. Dafür wurden im Vorfeld kurze Videoclips produziert, in denen man die Forts zum Beispiel per Drohne aus der Vogelperspektive erleben kann. Dabei werden auch verborgene Anlagen gezeigt, die sonst aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich sind. Es gibt kurze Interviews mit Musikern und anderen Nutzern, die in den Forts aktiv sind. Das Ganze ist flott geschnitten und professionell gestaltet. Am 7. Juni werden die Videos im Internet veröffentlicht, zudem sind Live-Schaltungen zu verschiedenen Forts geplant, wo vor Ort Führungen für wenige Personen stattfinden. Wer teilnehmen will, kann sich unter info@tag-der-forts anmelden.
Der Verein freut sich über Spenden und historische Fotos. Aber auch über die Nachricht, dass die Stadtverwaltung jetzt die Generalsanierung von Fort VI am Decksteiner Weiher für rund 8,5 Millionen Euro plant.
www.tag-der-forts.de