1. FC KölnTausende Fans jubeln wieder im Stadion – FC-Andacht im Dom
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Köln – Endlich geht es wieder los mit der schönsten Nebensache der Welt – zumindest wenn es nach einigen Fußball-Fans geht. Seit dem Wochenende ist die Bundesliga in ihre neue Saison gestartet, erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie lässt die Liga wieder vorsichtig Fans zu. 16 500 sind es beim Saisonauftakt des 1. FC Köln gegen Herta BSC, die ins Rheinenergie-Stadion dürfen, um die Mannschaft in ihrem Wohnzimmer anzufeuern.
Viele Diskussionen um 2G-Regel
Hohe Wellen hatte zuvor die Entscheidung der Vereinsführung geschlagen, nur Geimpfte sowie Genesene zum Spiel zuzulassen (2G) – lediglich 1000 Karten hat der Club an solche Anhänger verlost, die einen aktuellen Negativtest vorweisen konnten. In zwei Wochen, wenn es in Müngersdorf gegen den VfL Bochum geht, soll nur noch die 2G-Regel greifen mit ganz wenigen Ausnahmen wie unter anderem jugendlichen Dauerkartenbesitzern. Das hatte FC-Präsident Werner Wolf im Rundschau-Interview angekündigt.
Die Entscheidung pro 2G begrüßten die allermeisten Fans am Stadion am Sonntag. Größere Proteste oder gar Tumulte dagegen waren keine zu sehen, der Club hatte die Vorwiesen genutzt, um per Absperrgittern die Wege zum Stadion klar vorzugeben. An Sondereingängen prüften Ordner also schon weit vor dem Station den Impfstatus, größere Staus waren zunächst nicht zu beobachten.
Die Fans diskutierten aber, ob und wo sie im Stadion denn nun noch Maske tragen müsse. „Ich werde einfach permanent einen Becher Kölsch am Mund haben, bei den Temperaturen ist das ohnehin sinnvoll“, gab ein Fan seine Taktik preis. Zur Klärung: Laut dem Gesundheitsamt muss bei einer Inzidenz von über 35 im gesamten Stadion ein Mund- und Nasenschutz getragen werden – auch auf den Plätzen.
„Ich finde das klasse“
Angesprochen auf die 2G-Regel waren sich die meisten Fans jedoch einig. „Ich finde das klasse“, befand etwa Anja, der schon im Vorfeld bewusst gewesen sei, dass solche Regelungen kommen würden. So fühle sie sich selbst sicher, vor allem aber begrüße sie diese Sicherheit für ihre Tochter Emma, die gestern mit zum Spiel durfte. Die Zehnjährige könne schließlich noch nicht geimpft werden.
Dasselbe Schicksal hat auch Leonard (8), der mit seinem Vater Lars das Spiel besuchte. Letzterer bemängelte vor allem die Kommunikation. „Ich stehe grundsätzlich hinter der Entscheidung, fand aber die Handhabung eher schlecht. Hätten sie das 2G-Prinzip ein paar Wochen vorher bekanntgegeben, hätten einige Fans noch die Möglichkeit gehabt, sich impfen zu lassen.“ Diejenigen, die sich den Piks beim Impfbus vor dem Stadion abgeholt haben, können frühestens zum nächsten Heimspiel in zwei Wochen auf Einlass hoffen.
Auch Hendrik (28) und sein ein Jahr jüngerer Bruder Erik Dijkstra stehen hinter der Entscheidung „Man schützt sich damit ja nicht nur selbst, sondern auch seine Mitmenschen“, so Hendrik. Beide freuten sich vor allem darüber, wieder so viele Fans sehen zu können und hofften, dass es auch ohne Kurve laut werden würde. Allerdings sieht Bruder Erik auch ein Stück weit die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft. „Es ist zwar ein schönes Zeichen an die Leute, dass sie sich impfen lassen sollten, aber irgendwie tritt jetzt auch das ein, wovor vor einem Jahr viele gewarnt haben – ein gewisser Druck von außen.“
Die Heimspiele in der Pandemie und Andacht im Dom
300 Zuschauer pro Spiel hat Fußball-Erstligist 1. FC Köln durchschnittlich zu seinen Heimspielen der Saison 2020/2021 begrüßt, zu denen er überhaupt Zuschauer ins Stadion lassen durfte. Das geht aus der „Kicker“-Statistik hervor, demnach waren nur zwei Mal 300 Zuschauer erlaubt: Gegen Borussia Mönchengladbach (1:3) am dritten Bundesliga-Spieltag sowie gegen Eintracht Frankfurt (1:1) am vierten Spieltag. In der ersten DFB-Pokalrunde der Vorsaison gegen den VSG Altglienicke (6:0) waren ebenfalls 300 Zuschauer erlaubt, der „Effzeh“ hatte vorher mit dem Regionalligisten das Heimrecht getauscht.
50 000 Fans waren das vorerst letzte Mal am 29. Februar 2020 gegen den FC Schalke 04 (3:0) im Rheinenergie-Stadion, damit war die Arena ausverkauft. Danach wurden die Saison wegen der Pandemie unterbrochen, die verbleibenden fünf Heimspielen später ohne Zuschauer gespielt.
1,8 Millionen Euro je Heimspiel entgehen dem Club laut eigenen Angaben, deshalb zahlte er ab März 2020 keine Pacht mehr für die Spielzeit 2019/2020, später einigte der Club sich mit den Sportstätten auf die Nachzahlung. Der Club zahlt jährlich rund 9,4 Millionen Euro Pacht, die der Club mit den Sportstätten vor einigen Jahren festgelegt hat. Für die vergangene Saison muss der Club nur einen Teil der Millionen-Summe zahlen.
Schon Tradition ist die ökumenischen Andacht im Kölner Dom, die am Sonntag stattfand (siehe Foto) – aufgrund der Pandemie aber mit weniger Besuchern. Unter anderem FC-Präsident Werner Wolf war dabei. (mhe)