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Karneval in KölnWas sich die Jugendlichen für den Karneval auf der Zülpicher Straße wünschen

Lesezeit 4 Minuten
Hunderte junge Leute feiern bunt kostümiert am Elften Elften 2022 auf der Uniwiese. Nach den Feierlichkeiten war die Wiese stark verschmutzt. Im Hintergrund ist die Universität zu Köln zu sehen.

Die Feiernden, die es am Elften Elften nicht auf die Zülpicher Straße geschafft haben, weichen auf die Uniwiese aus.

Tausende Jugendliche überrannten am Elften Elften die Zülpicher Straße im Univiertel. Für Weiberfastnacht will die Stadt Köln nachsteuern. Doch was wollen eigentlich die jungen Leute? Wir haben vier von ihnen befragt.

Maleen, 22: „Je mehr Angebote, desto besser“

„Die meisten gehen auf die Zülpicher, weil alle da sind und weil man drinnen und draußen feiern kann. Ich habe das Gefühl, dass es in Köln nicht so viele Orte gibt, an denen man immer jemanden trifft. Vor allem junge Leute, die nicht mehr so den Draht zum ursprünglichen Karneval haben.

Für viele ist es außerdem attraktiv, dass man leicht an alkoholische Getränke kommt. Der Elfte Elfte war super chaotisch. Wir hatten das Gefühl, dass viele freie Flächen nicht genutzt wurden. Hinter den Zäunen an der Uniwiese waren riesige ungenutzte Flächen.

Um die Grünflächen zu schützen, müsste es deutlich mehr, deutlich größere Mülleimer geben.

Den Vorschlag eines Festivals dort finde ich gar nicht schlecht. Um die Grünflächen zu schützen, müsste es deutlich mehr, deutlich größere Mülleimer geben. Eine Ausweichfläche auf den Ringen könnte ich mir auch vorstellen. Aber ich glaube nicht, dass das die Zülpicher Straße entlasten würde. Vielleicht, wenn die Fläche direkt mit der Zülpicher verbunden wäre.

Je mehr Angebote, desto besser. Ansonsten finde ich eine klare Kommunikation wichtig, gerade was den Zugang mit Eintrittskarten angeht. Das Personal und die Security müssten besser geschult werden, damit alle die gleichen Informationen haben.“

Konstantin, 21: „Die Zülpicher ist mega attraktiv für junge Leute“

„Für mich ist an der Zülpicher Straße mega attraktiv, dass dort ganz viele Jugendliche zusammen kommen. Man kann mit Gleichgesinnten feiern. Alle sind in einem ähnlichen Alter, einem ähnlichen Lebensabschnitt. Und wir haben alle das Ziel, eine Menge Alkohol zu konsumieren. Ob das gut ist oder schlecht, sei mal dahin gestellt.

Ein Bühnenangebot mit kölscher Musik oder auch Bands wie AnnenMayKantereit fände ich mega. Falls das auf der Uniwiese stattfinden würde, wäre ich auch lieber dort als auf der Zülpicher Straße. Eintritt würde ich zwar nicht gerne zahlen, ein Kompromiss wäre ein Eintritt und dann könnte man eigene Getränke mitbringen.

Eintritt würde ich zwar nicht gerne zahlen, ein Kompromiss wäre ein Eintritt und dann könnte man eigene Getränke mitbringen.
Konstantin

Wenn es genügend Möglichkeiten gibt, seinen Müll wegzuwerfen, finde ich es auch nicht schlimm für die Grünflächen. Man könnte auch Pfandflaschensammler kostenlos auf die Fläche lassen, die dann schon ein bisschen säubern. So eine Veranstaltung macht auf den Uniwiesen mehr Sinn als auf den Ringen.

Auf der Straße würde ich mir einheitliche Musik wünschen, ich wäre für kölsche Musik. Ich wäre auch für einen oder mehrere Trinkwagen, an denen Alkohol ausgeschenkt wird. Natürlich gibt es die Bars, aber die sind oft rappelvoll und kosten Eintritt.“

David, 23: „Hier ist man auch unterwegs, wenn nicht Karneval ist“

„Wenn, dann sollte man eine Veranstaltung auf der Uniwiese zu einem richtig großen Event mit Bühnen und Livemusik machen. Es sollte dann ein Einlassbändchen geben, das sowohl für die Zülpicher wie für die Uniwiesen gilt. Ich glaube, das würde bei vielen Jugendlichen gut ankommen.

Die Zülpicher ist einfach ein vertrautes Umfeld. Hier ist man auch unterwegs, wenn nicht Karneval ist. Und die Klientel ist nicht so asozial wie auf den Ringen. Die Deutzer Werft ist einfach zu weit weg.

Jedes Jahr auf die Zülpicher zu gehen, ist einfach Tradition. Irgendwann wird das auch ein Ende haben, je älter man wird.“

Rosa, 19: „Nach Deutz würde kein Mensch gehen“

„Die Zülpicher Straße ist offensichtlich ein Ort, an dem der Feierhotspot ist, an dem alle sind. Vor einem Jahr hat es mit der Ausweichfläche und Musik auf der Uniwiese auch gut geklappt.

Kölsche Musik hat am Elften Elften an vielen Stellen gefehlt. Am Aachener Weiher gab es irgendwann Techno-Musik, aber das war nicht das Karnevals-Erlebnis, das man sich vorstellt. Theoretisch könnte man auch eine andere Fläche nehmen, an der schon geteert ist. Aber ich glaube, es ist unrealistisch, dass da alle hingehen.

Ich wünsche mir aus tiefster Seele mehr Toiletten.
Rosa

Nach Deutz würde kein Mensch gehen. Um so etwas zu etablieren, bräuchte es bestimmt fünf Jahre. Ich wünsche mir aus tiefster Seele, dass es auf der Zülpicher Straße mehr Toiletten gibt. Das war der einzige Punkt, wo die Leute fast aufeinander losgegangen wären.“


Festival im Grüngürtel? – „Runder Tisch Karneval“ am Dienstag

Nach dem Ansturm auf die Zülpicher Straße am Elften Elften entfachte sich erneut eine Diskussion darüber, wie die Stadt die Massen an jungen Feiernden in Zukunft in den Griff bekommen kann.

Am „Runden Tisch Karneval“ der Stadt fand sich im Dezember eine Mehrheit für eine Ausweichfläche im Inneren Grüngürtel. Die grobe Idee: eine Art Festival mit bespielter Bühne in einem abgesperrten Bereich, in dem etwa auch ein Glasflaschenverbot besser kontrolliert werden könnte.

Doch auch dieser Vorschlag hat seine Kritiker. Der Verein „IG Gastro Kwartier Latäng“ befürchtet, dass eine Ausweichfläche noch mehr zusätzliche Menschen anzieht. Umweltschützer sorgen sich zudem vor einem Schaden der Grünflächen. Noch Wochen nach dem Elften Elften steckten Glasscherben im Boden.

Der Gegenvorschlag: eine oder mehrere dezentrale Veranstaltungen auf einer versiegelten Fläche, etwa auf den Ringen oder an der Deutzer Werft. Auch das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt sowie das „Bündnis Innenstadt“, ein Zusammenschluss von 18 Bürgerinitiativen, plädieren für eine dezentrale Lösung. Befürworter einer Grüngürtel-Veranstaltung halten eine Veranstaltung in größerem Abstand zur Zülpicher Straße dagegen nicht für zielführend. Die jungen Leute kämen trotz dieser Angebote ins Kwartier Latäng, so die Argumentation.

Am heutigen Dienstag tagt erneut der „Runde Tisch Karneval“. Eine Entscheidung für Weiberfastnacht fällt wohl am 16. Januar im Hauptausschuss. (sim)