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Besuch des neuen Standorts in PollKölns Schwarze Bibliothek lädt zu Einweihungsfeier – Finanzielle Lage immer noch fragil

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Glenda Obermuller (v.l.n.r.), N'joula Baryoh und Sängerin Naiyango stehen vor gefüllten Bücherregalen.

Freuen sich über das neue Zuhause der Bibliothek: Glenda Obermuller (v.l.n.r.), N'joula Baryoh und Sängerin Naiyango.

Die Theodor Wonja Michael Bibliothek ist umgezogen. Sie lädt am 19. Oktober zum ersten Fest im neuen Zuhause und am 10. November zum Benefizfestival. Wie das Projekt unterstützt werden kann.

Unverändert lächelt Theodor Wonja Michael auf die tausenden Bücher herab. Das gerahmte Foto des verstorbenen Namensgebers von Kölns Schwarzer Bibliothek wacht auf einem der gefüllten Regale über das ehrenamtliche Projekt – auch am neuen Standort. Nach der kurzfristigen Kündigung ihrer Räume, einer verzweifelten Raumsuche und einem Umzug, bei dem rund 6000 Bücher die Rheinseite wechseln mussten, ist die Bibliothek im Quartier am Hafen in Poll angekommen. Jetzt bereitet sich das Team auf eine Einweihungsfeier und ein Benefizfestival vor. Davon erhofft es sich auch finanzielle Unterstützung, denn die Lage bleibt nach dem Standortwechsel angespannt.

„Wir sind sehr zufrieden damit, dass wir hier sein dürfen“, freut sich N'joula Baryoh, eine Mitinitiatorin der Bibliothek. Aus einem Wohnhaus in der Innenstadt ist das Projekt in den vergangenen Tagen ein Gebäude in der Nähe des Rheins in Poll gezogen, das dutzende Künstlerateliers beherbergt. Der neue Raum ist weitaus größer als der alte Standort, bietet Platz für eine Sitzecke, Küchenzeile und einen großen Tisch. Zudem ist das neue Zuhause barrierefrei, was dem Team sehr wichtig gewesen sei.

Den Kontakt zum Quartier am Hafen habe Kulturmanager Philipp Budde hergestellt, erklärt Glenda Obermuller, Mitgründerin des Vereins, der die Bibliothek betreibt. Bei den hohen Mietkosten in Köln, sei es sehr schwierig gewesen, etwas zu finden, das finanziell passt und trotzdem genug Platz bietet. „Das war sehr anstrengend. Wir haben ganz Köln abgeklappert, von Weiden bis nach Holweide. Das hier war endlich ein Raum, der für uns Sinn ergeben hat.“

Ganz überstanden habe das Projekt den Standortwechsel aber noch nicht. „Die finanzielle Situation der Bibliothek ist immer noch fragil.“ Denn das neue Zuhause stelle den Verein monatlich vor höhere Kosten. Bereits vor dem Umzug startete er deshalb einen Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe, der immer noch läuft.

Er bleibt durch die Bibliothek trotzdem irgendwie lebendig – egal wo sie steht.
N'joula Baryoh über Theodor Wonja Michael

Im Rahmen einer Einweihungsfeier, die am 19. Oktober stattfindet, wolle das Team sich für die bisherige Solidarität bedanken und eine Möglichkeit vorstellen, wie Interessierte dem Projekt dauerhaft finanziell helfen können. Für eine feste jährliche Spende, biete die Bibliothek bestimmte Vorteile, erklärt Obermuller einen möglichen Entwurf des Programms. Zudem sollen die Einnahmen eines Benefizfests der Bibliothek zusätzlich finanziell unter die Arme greifen (mehr zu den Festen am Textende).

Weniger als drei Monate blieben der Bibliothek für ihre Suche nach einer neuen Unterkunft. Das Bibliotheksteam schrieb deshalb einen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, in dem es unter anderem um Hilfe bei der Raumsuche und dauerhafte Förderung bat. „Die OB hat ihre Unterstützung zugesichert und uns mitgeteilt, dass dieses Projekt ihr wichtig ist“, sagt Obermuller. Reker habe den Fall an Kulturdezernent Stefan Charles übergeben. „Wir machen demnächst einen Termin mit ihm aus und sprechen gemeinsam darüber, wie die Stadt uns zukünftig unterstützen kann.“

Ihr neues Zuhause musste die Bibliothek aber ohne die Hilfe der Stadtverwaltung finden. Das Kulturraummanagement der Stadt hatte mitgeteilt, es wolle prüfen, wie es helfen kann. „Wir waren dort zum Gespräch und uns wurde mitgeteilt, dass die Räume sehr begrenzt sind.“ Danach habe sich leider nichts ergeben. Baryoh erklärt: „Die Mühlen der städtischen Strukturen mahlen langsam. Wir sind sicher, dass die Unterstützung aber noch gekommen wäre. Eine neue Unterkunft für die Bibliothek zu finden, war sehr dringlich.“

Das Team blickt nun nach vorne. Regulär hat die Bibliothek sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. „Wir wollen weiterhin auch Bildungsangebote und kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen anbieten“, freut sich Obermuller. Für die TH Köln und die Uni Köln organisiert das Team Seminare, in denen es auch um Rassismus geht. Im vollen Terminkalender steht als Nächstes aber erstmal die Einweihungsfeier. „Wir haben den Termin ausgesucht, weil Theodor Wonja an diesem Tag vor fünf Jahren verstorben ist“, unterstreicht Baryoh. „Er bleibt durch die Bibliothek trotzdem irgendwie lebendig – egal wo sie steht.“


Wer war Theodor Wonja Michael?

Theodor Wonja Michael in seiner Bibliothek

Theodor Wonja Michael in seiner Bibliothek

Theodor Wonja Michael war Journalist, Schriftsteller und afrodeutscher Zeitzeuge des Nationalsozialismus. Wonja Michael wurde 1925 in Berlin als Sohn Kolonialmigranten aus Kamerun und einer Ostpreußin geboren. 2019 starb Wonja Michael mit 94 Jahren in Köln.

Als Kind musste Wonja Michael bei „Völkerschauen“ in Zoos und Zirkussen auftreten. Unter der Nazi-Regierung lebte er in ständiger Angst wegen „Rassenschande“ deportiert oder sterilisiert zu werden.

Nach seinem Studium und der Arbeit als Journalist wurde er Beamter beim Bundesnachrichtendienst. 2018 bekam er das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement als Zeitzeuge.

Kölns Schwarze Bibliothek ist nach Theodor Wonja Michael benannt. Sie ist die erste ihrer Art in NRW und 200 Bücher aus dem Nachlass des Namensgebers bilden ihren Grundstock. Sie enthält Literatur von Schwarzen Autorinnen und Autoren und denen, die Schwarze Lebensrealitäten abbilden. Das Projekt will ein Ort für Begegnungen und für die Schwarze Community sein. In diesem Jahr war die Bibliothek für den Kölner Kulturpreis nominiert.


Einweihung und Benefizfest der Schwarzen Bibliothek

Die Einweihungsfeier der Theodor Wonja Michael Bibliothek findet am 19. Oktober von 14 bis 18 Uhr im neuen Standort statt (Poller Kirchweg 78-90, 51105). Das Event bietet neben Musik und Essen auch eine Lesung aus den Werken James Baldwins und ein Vortrag zum Namensgeber der Bibliothek. Das Fest markiert seinen fünften Todestag.

Ein Benefizfestival am 10. November in der alten Feuerwache (Melchiorstraße 3, 50670) soll der Zukunft der Bibliothek zugutekommen. Alle Einnahmen werden gespendet. „Mit dem Festival wollen wir Aufmerksamkeit für den neuen Standort schaffen und zum Erhalt der Bibliothek beitragen“, erklärt Mitorganisatorin und Sängerin Naiyango von der Initiative „Femme Reality Check“. Sie habe online von der schwierigen Lage der Bibliothek gehört und Unterstützung angeboten.

Unter dem Motto „Das Wort im Vordergrund“ (DAWIVO) erleben Gäste des Festivals ein vielfältiges Bühnenprogramm. Das Event bietet eine Mischung aus Musik, Kunst, Poesie und Lesungen. Angebote gibt es für die ganze Familie. Bei einer Auktion können Gäste zudem Designergegenstände ersteigern. Die Veranstaltung läuft von 14 bis 21 Uhr.

Tickets gibt es an der Abendkasse für 10 Euro.