Bunt und beliebtDiese Weihnachtsmärkte locken in Köln
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Köln – Auf dem Weihnachtsmarkt sind alle gleich. Über die Frage, was alles auf einen Weihnachtsmarkt gehört, herrscht laut einer Umfrage von Anfang November beinahe kollektives
Einverständnis. 81 Prozent antworten spontan: Glühwein. In den Kölner Hüttendörfern werden die dampfenden Tassen in den kommenden Wochen im Akkord über den Tresen geschoben, am Kölner Dom dieses Jahr für drei Euro den Becher – und das in Bioweinqualität. Das hochprozentige Heißgetränk schlägt – auch in seinen Varianten Eierpunsch und Mulled Gin – mühelos Requisiten wie Lichterketten (79 Prozent), Weihnachtsbäume (78 Prozent), Zuckerwatte oder gebrannte Mandeln (75 Prozent) oder Krippen (63 Prozent). Die richtige Adresse ist aber eine Glaubensfrage. Welches Weihnachtsmekka passt zu wem?
Mit seinen rund vier Millionen Besuchern gilt der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom zu den meistbesuchten Märkten bundesweit. Familien mit Kindern zieht es dagegen eher auf den Nikolausmarkt am Rudolfplatz. Die alternativ Angehauchten gehen in den Stadtgarten. Die Heimat der Heinzel am Alter Markt mit der Eisbahn am Heumarkt ist ein Erlebnis. Und am Neumarkt leuchten die Sterne in den Bäumen so schön.
Was für himmlische Aussichten: Vier Wochen Weihnachtstrubel bis Heiligabend. Im Grunde herrscht jetzt einen Monat lang Dauerbescherung.
Weihnachten am Dom
Ein Streifzug über die Kölner Weihnachtsmärkte beginnt auf dem „Markt der Herzen“, und nirgends sonst. Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist mit rund vier Millionen Besuchern pro Jahr einer der meistbesuchten in Deutschland – beliebt bei Touristen aus dem In- und Ausland. 150 Buden und eine Bühne fürs Unterhaltungsprogramm stehen im Advent auf dem Roncalliplatz. Regionale Spezialität sind „Kölsche Rievkooche“ sowie Diverses mit dem immergleichen Motiv der großen Kathedrale von Weltrang – in einem Wort Domdomdom. Dessen gotische Fassade ziert zum Beispiel Glaskugeln, Schokolade, Spekulatius und vieles mehr.
Der Becher Glühwein – heiß, vegan und bio-zertifiziert – ist preisstabil auch in diesem Jahr wieder für drei Euro zu haben. Gemeinsam anstoßen kann man aber auch mit dem neuen Orangen-Ingwer Punsch: Leicht scharfer Ingwer auf dem frischen Geschmack von Orange gemischt mit Bioweißwein. Die Weihnachtstassen und -gläser, in denen derlei Heißgetränke serviert werden, gehören zum umfangreichen Präsente-Ideenpaket, mit dem der Weihnachtsmarkt sich quasi selbst vermarktet: Man kann sie kaufen.
Das Licht ist das Besondere, der Markt strahlt hell und heller. Die Portale sind in diesem Jahr noch reicher mit Licht geschmückt. Unterm Sternenzelt funkeln mehr als 70.000 Lichtlein. Der Baum in der Mitte stammt unterdessen dieses Jahr aus Blankenheim-Mülheim in der Eifel. Die imposante Rotfichte ist etwa 70 Jahre alt, 28 Meter hoch und bringt ein Gesamtgewicht von acht Tonnen auf die Waage. Acht Dekorateure waren tagelang damit beschäftigt, das Tannengrün zu schmücken: Mit 1000 Kugeln in Rot und Gold – und Abertausend Lichtern.
Aussteller aus allen Teilen der Republik bringen ihr Kunsthandwerk nach Köln und zeigen an den Ständen vor Ort, wie in ihren Werkstätten geschnitzt, gedrechselt, gefilzt und gewachst wird. Ein Marktflyer sorgt dafür, dass Besucher sich im Gassengewirr zurechtfinden.
So - Mi 11 bis 21 Uhr, Do - Fr 11 bis 22 Uhr, Sa 10 bis 22 Uhr
Heinzelmännchen lieben ja bekanntlich Leckereien – ganz besonders rustikale Spezialitäten, die frisch zubereitet werden: Die Marktwirte am Alter Markt servieren Räucherlachs, Schupfnudeln, Grillspieße, herzhafte Schinkenbretter und duftende Bratäpfel, gebrannte Mandeln, heiße Maronen, bergische Waffeln, Crêpe und Weihnachtsgebäck. Urige Schankhäuser laden vor der Kölner Altstadtkulisse zu geselliger Runde ein. Und von der Futtergasse zur Spielzeuggasse in die Rathausrichtung, aber auch zum Eisstockschießen in die andere ist es zum Glück nur einen Steinwurf weit. Schlittschuhlaufen auf dem Heumarkt ist jedenfalls ein Erlebnis – und strahlender Mittelpunkt das spektakulär beleuchtete Reiterdenkmal, um welches die Eisläufer ihre Schleifen drehen.
Täglich 11 bis 22 Uhr, Eisbahn bis 7. Januar (24 ./25. Dezember geschlossen)
Mit etwas Glück begegnen Besuchern auf dem Weihnachtsmarkt am Neumarkt vielleicht ein paar leibhaftige Engel, die mit Glitzerstaub den Weg durch die Gassen weisen. Wer im Vorbeischlendern einen Blick hinauf zu den Dächern der weiß getünchten Weihnachtsbuden wirft, sieht die Eichenholzsterne, Engelsfiguren oder Weihnachtskränze in den Giebeln. Von oben herab, aus den Bäumen, leuchten helle Sterne. Einmal in der Woche kommt der Nikolaus mit einem Engel hoch zu Ross. Die Winterkönigin hält Hof, Kaspar und Gretel retten auf der Puppenbühne das Weihnachtsfest und Kinder werden jeden Freitag geschminkt.
Zur Adventszeit reiben sich die Kölner verwundert die Augen. In Nullkommanix verwandelt sich ihr Rudolfplatz im Schatten seiner Jahrhunderte alten Hahnentorburg in eine scheinbar historisch gewachsene Fachwerkidylle. Und aufgepasst: Wenn es anfängt zu dämmern, wandelt auch der Nikolaus durch die Gassen seines Dorfes. Der richtige Ort für Familien, noch dazu mit kostenlosen Kreativangeboten. Im Nikolaushaus wird gemalt oder gebastelt. Eine Handpuppe namens Niko erzählt Kindern die Geschichte vom Nikolaus. Und es gibt einen Fotowettbewerb für Kinder und Jugendliche um selbst gemachte oder performte Krippen.
Die maritime Variante: Im Rheinauhafen hisst der Hafen-Weihnachtsmarkt die Segel. Thema an den 80 Ständen mit Kunsthandwerkermarkt sind die Seefahrt – und natürlich Köln am Rhein. Unter weißen Pagodenzelten gibt es Leckereien wie kölsche Chutneys und Fischbrötchen vom Hamburger Fischhändler. Von der Bühne klingen Shantys, und Seeleute reichen Glühbier und Feuerzangenbowle aus den Holzschiffen „Trudel“ und „Santa Maria“. Witzig: Hochzeit auf Probe. Samstags schließt ein Kapitän hier Ehen – ganz offiziell mit Urkunde, aber nur für 24 Stunden.
Im belgischen Viertel schafft der Stadtgarten-Markt unter knorrigen Bäumen eine ganz eigene Atmosphäre. Ihrem Motto „Lifestyle mit Gefühl“ sind die Macher bis heute treugeblieben. Hier gibt es alles, was es sonst nicht überall zu finden gibt. Moderne Kreationen, Handwerk und nostalgischer Krimskrams. Rund 90 Aussteller haben vom edlen Modedesign bis hin zu Handarbeit und Feinkost viel Schönes im Sortiment: Schmuck und Wolle, Schokoladen, Senf und Lakritze, Seifen und Lichtdesign. Weil die Aussteller wöchentlich wechseln, wird es so schnell nicht langweilig – ein zweiter Besuch lohnt sich allemal. Jeden Tag stehen Puppenspieler und Märchenerzähler auf der Bühne. Am 5. und 6. Dezember kommt der Nikolaus auf Stippvisite. Glühwein und Punsch stammen aus Bio-Anbau, heiße Gin-Cocktails mit Apfel und Birne auch. Hungrig muss keiner nach Hause: Eintöpfe, Flammkuchen, Crêpes, Mandeln, Raclettes und Waffeln werden natürlich frisch zubereitet.
Kölns fröhlich-frivoler Weihnachtsmarkt: Wer die Weihnachtstage bunt und schrill verbringen will, der steuert die Glitzerwelt der Christmas Avenue an. Die lilafarbene Budenstadt der schwulen und lesbischen Community hat schon im sechsten Jahr im „Bermuda-Dreieck“ zwischen Schaafen- und Pilgrimstraße ihren Platz. Natürlich wird es neben Essen und Getränken auch Design (Achtung, Kuckucksuhren!), Kunsthandwerk und Mode in den Auslagen der Stände geben, aber der Schwerpunkt liegt auf der Bühne. Dort wird täglich ab 19 Uhr ein Unterhaltungsprogramm aus Kleinkunst und wechselnden Shows geboten. Täglich 12 bis 22 Uhr