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Rheinromantik pur erlebenAuf verwunschenen Wegen zu den Burgen im Siebengebirge

Lesezeit 9 Minuten
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Zahlreiche Burgen locken ins Siebengebirge 

  1. Burgruinen und wildromantische Naturkulisse haben dem Siebengebirge bereits vor 200 Jahren einen Tourismus-Boom beschert.
  2. Ihre Geschichte aber auch ihre Sagen und Legenden machen die Region seit jeher zum Sehnsuchtsort.
  3. Wir stellen die schönsten Burgen im Rahmen unserer Sommerserie vor.

Bad Honnef/Königswinter – Das Siebengebirge südöstlich von Bonn ist für seine wildromantischen Pfade, verwunschenen Täler und seine Burgen bekannt. Diese tragen klangvolle Namen wie Drachenburg, Wolkenburg, Rosenau und Löwenburg. Auf verschlungenen Wanderwegen führen zahlreiche Strecken über die Gipfel zu den Burgruinen.

Bereits im 19. Jahrhundert erlebte die Region mit der Rheinromantik einen regelrechten Tourismus-Boom. Hunderttausende Besucher strömten in die Region, reisten mit Dampfschiffen rheinaufwärts entlang der steilen Weinterrassen, darunter viele Besucher aus England. Dichter, Maler und Musiker hielten ihre Eindrücke fest und prägten im Ausland das Bild des romantischen Rheins. Mehr als 200 Jahre erlebt das Siebengebirge einen erneuten Boom. Die Corona-Pandemie hat den Nahtourismus belebt.

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Romantik pur – die Insel Grafenwerth lockte Besucher schon zur Zeit der Rheinromantik an. 

Klaus Breuer kennt die felsigen Gipfel seit seiner Kindheit. Der heute 82-Jährige ist Geologe vom Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS) und in Königswinter aufgewachsen. In seinem Ruhestand geht der frühere Leiter des Oelberg-Gymnasiums in Oberpleis der Geschichte des Siebengebirges und seiner Wahrzeichen nach. „Meine Heimat fasziniert mich auch heute noch“, sagt er. Für Geologen wie ihn sei das Siebengebirge ein El Dorado, ein Musterbeispiel für eine Vulkanlandschaft.

Der Winzerort Rhöndorf als guter Startpunkt

Wanderer können den Aufstieg in die sagenumwobene Landschaft unter anderem vom Rheintal aus beginnen. Ausgehend vom beschaulichen Winzerort Rhöndorf führt ein Weg über die Hänge der Breiberge hinauf. Die Route läuft anfangs an einem Waldfriedhof vorbei, auf dem der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Konrad Adenauer beerdigt wurde, der seinen Wohnsitz in dem Ort hatte. Sein Wohnhaus kann auch heute noch besichtigt werden. Wer den teils steilen Anstieg durch Laubwald bewältigt hat, steht zu Füßen der Löwenburg -  Breuers Lieblingsruine. Der beliebte Ausflugsort war bei den Rheintouristen des 19. Jahrhunderts nur wenig bekannt, weil sie anders als die Drachenburg und Rolandseck nicht vom Rheintal aus zu sehen war. „Sie war schon immer die Burg der Einsamkeit, wahrscheinlich mag ich sie deshalb so“, sagt Breuer.

Party-Location im 19. Jahrhundert

Die Burg errichteten die Grafen von Sayn ab 1180 mit Stammburg in Bendorf und Herrschaftsgebiet im Westerwald, entlang der Sieg und am Niederrhein. Drei Kilometer entfernt vom Rhein wurde sie der Macht der Erzbischöfe aus Köln entgegengesetzt, so lautet Breuers Erklärung. Diese hatten mit der Godesburg, der Wolkenburg, der Drachenburg sowie am Rolandseck und auf der Rheininsel Nonnenwerth die südlichen Grenzen ihres Territoriums markiert. Ihren Namen bekam die Burg der Grafen von ihrem Wappentier, dem Löwen. Wie fast alle der Burgen und Befestigungen der Region wurde die Löwenburg im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

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So könnte die Löwenburg einst ausgesehen haben: In dieser Zeichnung aus den Jahren 1908 bis 1917 hat die Kölnerin Hedwig Below die Rekonstruktionspläne von Ludwig Arntz in eine Zeichnung umgesetzt. 

Von den Touristen verschmäht fand sie jedoch Anklang für Partys der gehobenen Mittelklasse. Eine Ausgrabung im Bergfried legte 2013 zahlreiche Fundstücke frei. Darunter Parfümflaschen der Marke Kölnisch Wasser sowie Bierflaschen Bonner Brauereien aus der Zeit vor 1900.  Wenig später geriet die Burg ins Visier der Nazis. Wie Breuer berichtet, plante Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels dort eine Thing-Stelle, einen Platz zur Erziehung der deutschen Menschen im Sinne einer deutschen Volksgemeinschaft. Die Besitzer des Löwenburger Hofs - einem Gasthof, der sich noch heute großer Beliebtheit freut - waren demnach bereits enteignet. Doch dann habe sich die NS-Führung vermutlich von der volkstümlichen Waldkulisse zugunsten monomentaler Betonbauten abgewandt.

Wie der Drachenfels zum Drachen kam

Die Burg selbst war nach ihrer Entstehung wohl ein recht freudloses, dunkles und feuchtes Gemäuer. Gewohnt habe dort nicht der Graf selbst sondern ein Statthalter. Der hatte immerhin einen sagenhaften Ausblick. Der Blick schwenkt über den Rhein hin zur gegenüberliegenden Drachenburg. Wanderer erreichen diese über einen Kamm, der C-förmig zurück in Richtung Rhein führt. Dazwischen lässt sich ein Abstecher zur Anhöhe der Wolkenburg machen. Die Burg selbst allerdings gibt es nicht mehr und der Gipfel ist zum Teil im Steinbruch abgetragen worden. Wer die rund sieben Kilometer lange Tour noch deutlich ausweitet, kann der Burgruine Rosenau einen Besuch abstatten.

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Die Drachenburg auf dem Drachenfels ist seit der Rheinromantik Anziehungspunkt und Hauptattraktion des Siebengebirges.

Der Drachenfels gilt aber als touristisches Highlight. Wie Breuer vermutet, verdankt er seine Bezeichnung den Römern, die im Castell in Bonn stationiert waren und im Siebengebirge Steinbruch betrieben. Ein gern verwendetes Feldzeichen der römischen Kohorten  sei der Drache gewesen. Es gebe einige Anzeichen dafür, dass der Fels bereits vor Errichtung der Burg als Drachenberg bekannt gewesen sei.

Bei klarem Himmel kann man bis zum Kölner Dom sehen

Auch hier erwartet die Besucher ein atemberaubendes Panorama, an dessen nördlichem Rand sich bei klarem Himmel sogar deutlich der Kölner Dom abzeichnet. Bereits zur Zeit der Rheinromantik war die markante Ruine der Drachenburg ein großer Anziehungspunkt. Für die Pfingsttage im Jahr 1867 ist überliefert, dass 86.000 Besucher ins Rheintal strömten.

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Die Menschen im Siebengebirge wussten schon damals, wie sie ihre Region touristisch vermarkten konnten. Das Rheintal sei romantisch überhöht worden, sagt Breuer. „Die Rede war von schreckenserregenden Bergen und wilden Schluchten.“ Legenden aus dem Mittelalter wie die Nibelungensaga und die von Ritter Roland und seiner Geliebten Hildegunde wurden wiederbelebt. „Die Sagen und Legenden wirkten auf viele Besucher attraktiv“, sagt Breuer. Heute bringen die Besucher neue Herausforderungen mit. Viele Wildwege störten die Ruhezonen des Wilds, der Vandalismus hat laut Breuer seit Corona ungeheuer zugenommen. Doch auch wenn dieser neue Boom wieder abflaut, ist Breuer sich sicher: „Die Natur im Siebengebirge ist atemberaubend, aber vor allem die Burgen bleiben die Attraktionen dieser Kulisse.“

Infos: So können Sie das Siebengebirge entdecken

Die Burgruinen und das Siebengebirge lassen sich über mehrere Anlaufstellen entdecken. Gut eignet sich der Parkplatz Margarethenhöhe in Königswinter. Von hier aus führt ein etwa 20-minütiger Fußweg zum Ölberg hinauf, dem höchsten Berg im Siebengebirge. Auf dessen Gipfel wartet ein Gasthaus mit Jagdstube und Wildspezialitäten auf Besucher. Es lassen sich von dem Parkplatz aus aber viele weitere Routen entdecken.

Viele Besucher starten in Königswinter an der Station der Drachenfelsbahn. Entweder per Bahn oder zu Fuß führt der Weg vorbei an Schloss Drachenburg bis hinauf auf den Drachenfels. Aus Röhndorf lässt sich ein Rundwanderweg zur Löwenburg und weiteren Attraktionen beginnen. Der Ort lässt sich leicht mit der Bahn erreichen. Alternativ starten Wanderer von der Klosterruine Heisterbach. Unter anderem führt ein Rundweg vorbei an alten Steinbrüchen und hinauf auf den Petersberg, auf dem das Steigenberger Grandhotel - Schauplatz vieler internationaler Konferenzen - die Kulisse prägt.

Diese Burgen im Rheinland sind einen Besuch wert

Das Rheinland ist gesegnet mit Burgen und Ruinen. Eine Auswahl an Mittelalterbauten, die sich für einen Ausflug eigenen.

Jahrhundertelang lebten Ritter, Bischöfe und Adelige in den Anwesen, sie dienten sowohl als Wohn- und Verwaltungssitz oder auch als Zollstationen. Heute sind die Burgen und Schlösser beliebte Ziele für Tagesausflügler aus der Region oder auch Touristen aus der ganzen Welt.

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Die Tomburg bietet einen teils erhaltenen Burgfried sowie einen 46 Meter tiefen Brunnen, um den eine traurige Sage rankt. 

Entlang des Mittelrheins gibt es zwischen Bingen und Bonn besonders viele Burgen zu entdecken, doch auch anderswo verstecken sich im Rheinland zahlreiche mittelalterliche Bauten.

1.) Burg Klopp

Die Burganlage Burg Klopp ist im 13. Jahrhundert erbaut worden. Zweck des Baus war die Verstärkung einer Zollbarriere, die die Burg zusammen mit Burg Ehrenfels und dem Binger Mäuseturm bildete. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, anschließend wieder aufgebaut und 1689 durch französische Truppen erneut zerstört. Aus dem Mittelalter erhalten sind heute lediglich die unteren Mauern des Bergfrieds, der Halsgraben und Teile der südlichen Ringmauer. Der Bergfried ist insgesamt fast 38 Meter hoch und kann in den Sommermonaten besichtigt werden.

 Adresse: Burg Klopp, 55411 Bingen am Rhein

2.) Burg Rheinstein

Die Burg Rheinstein steht linksrheinisch auf einem Abhang des Binger Waldes. Als Vaitzburg oder Fautsburg wurde die Burg von 1316 bis 1317 erreichtet. Ende des 16. Jahrhundert begann mangels wirtschaftlicher Mittel der Verfall. Anfang des 18. Jahrhunderts gab es Pläne für den Wiederaufbau, sodass Rheinstein die erste der verfallenen oder zerstörten Rheinburgen war, die wieder aufgebaut wurde. Heute befindet sich die Burg in Privatbesitz, ist aber zu bestimmten Öffnungszeiten zugänglich.

 Adresse: Burg Rheinstein, 55413 Trechtingshausen

3.) Burg Rheinfels

Die Burg Rheinfels in St. Goar, erbaut 1245, war nach ihrem Ausbau kurze Zeit später die größte Wehranlage im Mittelrheintal. Unter anderem konnte sie 1692 als einzige linksrheinische Festung gegen die französischen Truppen Ludwig XIV. erfolgreich verteidigt werden. Nach der kampflosen Einnahme der gesamten Festung durch französische Revolutionstruppen im November 1794 wurden die Festungswerke und die Burg gesprengt. Nach Nutzung als Steinbruch, unter anderem für den Wiederaufbau der Festung Ehrenbreitstein, ist die Burg seit 1925 im Besitz der Stadt St. Goar. Seit 1973 ist dort ein Hotel beherbergt, zudem kann die Anlage von Besuchern besichtigt werden und dient als Ort für verschiedenste Veranstaltungen.

Adresse: Burg Rheinfels, Schlossberg 47, 56329 St. Goar

4.) Burg Blankenberg

Im 12. Jahrhundert gewannen die Grafen Heinrich und Eberhard von Sayn Einfluss an der mittleren Sieg. Um 1150 erbauten sie auf einer Anhöhe im Siegtal, 80 Meter oberhalb des Flusses, die Burg Blankenberg - in Sichtweite zur Abtei in Siegburg. In der Nachbarschaft entstand eine Siedlung. Die Befestigung hoch über der Sieg versetzte die Grafen von Sayn in die Lage, die Zugänge zum Siegtal und ins Bergische Land sowie auf den Westerwald zu beherrschen. Die Burg ist eine der größten Landesburgen in diesem Teil des Rheinlandes. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Burganlage fast vollständig zerstört. Erhalten sind Reste des Palas, des Pfortenhauses und spärliche Reste einer Doppelkapelle. Auf der Südseite steht ein mächtiger Bastionsturm aus dem 15. Jahrhundert, an der Nordseite ein runder Bergfried. Heute befindet sich die Vorburg im Privatbesitz und kann nicht besucht werden. Die Stadt Hennef ist im Besitz der Hauptburg, die deswegen kostenfrei besichtigt werden kann. Von hier aus hat man einen weiten Blick auf das Siegtal und das Ahrenbachtal.

Adresse: Burg Blankenberg, Burg 1, 53773 Hennef (Sieg)

 5.) Burg Eltz

Die Burg Eltz in der Eifel gehört zu den besterhaltenen Burgen in Deutschland. Obwohl bereits im Mittelalter erbaut, mutet sie ein wenig wie ein Märchenschloss an. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert kann über den 13 Kilometer langen Wanderweg „Traumpfad Eltzer Burgpanorama“ erreicht werden und bietet Panoramablicke über die Rhein- und Moseltäler.

Adresse: Burg Eltz, 56294 Wierschem

6.) Tomburg in Rheinbach

Auf der Tomburg in Wachtberg bei Rheinbach sollen vor langen Zeiten ein Graf und eine Gräfin gewohnt haben, die ein wunderschönes Kind hatten. Das Paar liebte sein Kind so sehr, dass sie ihm eine goldene Wiege anfertigen ließen. Doch kaum war die Wiege gebaut, wurde das Kind krank und starb. Untröstlich beweinte die Mutter ihren verstorbenen Liebling, bis ihr Mann die Wiege fortschaffte, um seine Frau nicht länger an den traurigen Tod zu erinnern. Und so kam es, dass die Wiege in den tiefen Schlossbrunnen geworfen wurde. So jedenfalls liest sich die Sage, die um die Burgruine rankt. Die um 900 erbaute Burg mit teils erhaltenem Burgfried und dem 46 Meter tiefen Brunnen steht auf dem rund 300 Meter hohen Basaltkegel des Tombergs. Ein kurzer Spaziergang von einem Wanderparkplatz zu Füßen der Erhebung führt durch das umliegende Naturschutzgebiet zu den Mauerresten der Ruine.

Adresse: Tomburg, Latzstraße 20, 53359 Rheinbach

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Wir wünschen einen schönen Sommer!