Abenteuer BirresbornFaszinierende Welten – Die schönsten Höhlen in der Eifel
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Die Birresborner Eishöhlen liegen in der rheinland-pfälzischen Eifel.
Für Kinder und Erwachsene bietet sich hier ein perfektes Ferien-Abenteuer mit Nervenkitzel.
Wir haben außerdem Tipps für weitere faszinierende Höhlen im Rheinland.
„Hier war doch irgendwo ein Kriechgang“, murmelt Sven von Loga. Ein paar Schritte weiter leuchtet der Geologe mit der Taschenlampe auf eine Öffnung in der Wand: Der Eingang ist vielleicht einen Meter hoch, stehen kann man nirgendwo. Nach ein paar Meter Krabbeln über schotterartiges Geröll sieht man, wozu die Birresborner Eishöhle früher genutzt wurde: Wie eine Skulptur hängt ein Mühlenstein an der Wand, fast vollständig aus dem harten Basalt herausgehauen. Links daneben wird der Gang so dünn, dass man nur auf dem Bauch weiterrobben kann. Ein Abenteuer für Kinder, nichts für Menschen mit Platzangst – und ein Moment, in dem man Sven von Logas Erzählung über Höhlenspinnen besser ganz weit in den Hinterkopf verdrängt.
Vor 200 Jahren verließ der letzte Basalt die Höhle
Die Birresborner Eishöhlen liegen etwa 1,5 Kilometer außerhalb des Ortskerns Birresborn in der rheinland-pfälzischen Eifel. Besucher sollten auch im Sommer nicht ohne dicke Jacke hineingehen: Selbst an heißen Tagen klettern die Temperaturen in der Höhle nicht über sieben Grad, früher hingen selbst im Sommer noch Eiszapfen von der Höhlendecke. Aus dem Dorf führt ein Wanderweg zur Höhle, doch man kann auch direkt zum Höhlen-Parkplatz fahren und von dort einem Pfad zum alten Steinbruch folgen.
Rechts des Weges blickt man auf den ehemaligen Vulkan Kalem, links hat die Natur den Steinbruch zurückerobert. Abbauarbeiten finden hier schon lange nicht mehr statt. Die letzten Steine aus hartem Basalt schleiften Birresborner vor 200 Jahren heraus. Seitdem liegen die drei Höhlen verlassen da, nur bewohnt von Fledermäusen im Winter und besucht von Spaziergängern im Sommer.
Klettern und rutschen durch einen inaktiven Vulkan
Die erste Höhle zeigt sich schon vom Pfad aus: Sie liegt ganz rechts und hat einen breiten und hohen Eingang, über dem Efeu baumelt. Ein paar Stufen kann das bloße Auge noch erkennen, dann wird es schwarz. Sven von Loga knipst die Taschenlampe an seinem Helm an. „Das ist hier nicht wie in einer Tropfsteinhöhle“, sagt er. Hier gibt es keine Schilder, keine Öffnungszeiten. Noch nicht einmal Licht. Doch gerade das macht für von Loga den Charme der Höhle aus: Mit Taschenlampen in einem inaktiven Vulkan herumzuklettern – das ist abenteuerlicher als dem Pfad einer grell beleuchteten Tropfsteinhöhle zu folgen. Nach wenigen Metern richtet von Loga den Lichtkegel seiner Taschenlampe auf kreisförmige Spuren an der Wand: Hier haben Eifelbewohner Mühlensteine abgebaut. Wenn früher der Vulkan ausbrach, erzählt er, spuckte er nicht nur Lavaflüsse, sondern auch fünf Meter dicke Lavastücke. Fielen zwei übereinander, schweißten sie zusammen. „Deshalb heißen sie Schweißschlacken“, sagt von Loga. „Weil die schön hart sind, machten die Menschen Mühlensteine daraus.“
Er zeigt mit dem Finger auf die vielen weißen Kerben, die an der dunkelgrauen Basaltwand verlaufen. „Hier sieht man noch die Meißelspuren.“ Von dem Schotterweg führen immer wieder kleine, enge Gänge ab, die nach wenigen Metern im Nichts enden. Felsbrocke ragen von der Decke herunter, an denen Wasser herunterperlt. Das leise Tropfen ist das einzige Geräusch, das durch die Höhle hallt – selbst Vogelzwitschern dringt kaum über den Eingang hinaus. Sven von Loga geht links um die Ecke und leuchtet gegen die Basaltwand. „Hier ist die Höhle auch schon vorbei“, sagt er. Es ist die kleinste der Eishöhlen.
„Was ist das denn?“, ruft von Loga erstaunt. In der zweiten Höhle, etwas versteckt links neben der ersten, stehen vier Birkenstämme. Den vordersten rahmt sogar ein Steinkreis ein, innen versetzt mit einem Salzring. Irgendwelche Besucher haben in der Höhle Maibäume aufgestellt – der Baum mit dem Steinkreis trägt sogar einen Kranz mit weiß blühenden Blumen. „Wenigstens haben sie keinen Dreck herumliegen lassen“, sagt der Geologe. Er berührt mit dem Fuß einen weiteren runden, flachen Stein auf dem Boden. „Das hier sollte auch ein Mühlstein werden.“ Selbst die Oberfläche ist glatt, der Stein ist beinahe fertig.
Höhlenmalerei mit Supermarkt-Spraydosen
Hinter den Maibäumen ist auch hier Schluss – die zweite Höhle ist ähnlich klein wie die erste. Gleich zwei Eingänge führen in die dritte Höhle. Beide liegen links der ersten beiden Höhlen und sind so niedrig, dass ein Erwachsener schon beim Hineingehen beinahe auf die Knie geht. Dafür ist diese Höhle weitläufiger als die ersten beiden zusammen: Groß genug, um sich zu verlaufen, zu klein, um verloren zu gehen.
Von Loga duckt sich durch den Eingang durch, läuft einige Meter nach rechts, klettert abwärts und lässt die Taschenlampe durch eine circa zehn Meter hohe Halle schweifen. Hinten links liegt ein fertiger Mühlstein, dutzende kreisförmige Meißelspuren und runde Basaltsteine zieren die Höhlenwände. Zwischen den Werkzeugspuren haben frühere Besucher einen Ochsen, Rehe und ein Strichmännchen mit Speer an die Wand geschmiert – Höhlenmalerei mit Supermarkt-Spraydosen.
In der Mitte, fast in einer Reihe, thronen drei meterhohe Steinklötze, deren Schatten an den Wänden Gebirgsketten gleichen. Die Felsen, vermutet von Loga, sind wohl Jahrzehnte nach Ende der Abbauarbeiten heruntergestürzt, bei einem Erdbeben vielleicht.
Das wichtigste in einer Höhle, sagt von Loga, sind Taschenlampen. Selbst kleine Höhlen wie die Birresborner Eishöhlen sollte man nur mit mehreren Lampen und Akkus betreten. „Mach mal dein Licht aus“, sagt von Loga und knipst seine Lampe am Helm ebenfalls aus. In der Höhle herrscht absolute Finsternis. Ob vor dem Gesicht ein massiver Felsbrocken herunterhängt oder ein Abgrund wartet, können die Augen nicht mehr erfassen. „Wenn du ein bisschen Orientierung hast, dann weißt du, dass wir von dort drüben gekommen sind“, sagt von Loga. „Aber nach dem dritten Hubbel wird das schon schwierig.“ Der Ausgang ist maximal fünfzig Meter entfernt, doch ohne Licht wäre der Rückweg mindestens mit leichten Verletzungen verbunden. „Auch in eine kleine Höhle sollte man nicht alleine gehen, sondern immer zu zweit oder zu dritt“, sagt der Geologe. „Vor allem, wenn man sie nicht kennt.“
Zudem trägt er in Höhlen immer einen Helm. Nicht, weil Steine herunterfallen könnten, sondern weil man sich in den engen Gängen schnell den Kopf anstößt. Sven von Loga steht auf, knipst die Lampe wieder an und sucht die Höhlenwand ab, bis er den alten Kriechgang findet. Hier hat er sich bereits vor Jahren das erste Mal durchgezwängt.
Viele alte Höhlen, die früher zum Steinabbau genutzt wurde, sind heute gesperrt. „Diese hier aber nicht. Eltern können aus dieser Höhle einen Abenteuerspielplatz für Kinder machen“, sagt von Loga. Genau das führte auch Katja und Jan Dierking mit ihren Kindern Kai und Eva nach Birresborn. Die Familie kommt eigentlich aus Kiel, das Himmelfahrtswochenende nutzt sie für einen Besuch bei den Großeltern. Als von Loga anbietet, die Familie durch den Kriechgang zu führen, stimmt Eva begeistert zu. Ihr Bruder überlegt erst, kriecht die ersten Meter mit hinein, wartet aber doch lieber mit seiner Mutter im breiteren Höhlenbereich.
„Der Gang ist aber echt eng“, sagt Eva überrascht, als sie an der kleinen Abbiegung mit dem Mühlstein ankommt. Sie setzt sich auf und guckt neugierig umher. „Jetzt hast du etwas, das du in dein Ferientagebuch schreiben kannst, nicht wahr?“, fragt sie ihr Vater. Eva lacht zustimmend, steckt den Kopf durch den kleinen Spalt hinter dem Mühlstein und robbt los. „Ich kenne einige Erwachsene, die sich das nicht trauen würden“, sagt von Loga später zu den Kindern. Eva strahlt.
Zurück im Sonnenlicht setzt von Loga seinen Helm ab, packt die Lampen in seinen Rucksack und geht zurück Richtung Wanderweg. „Ich mag das unaufgeräumte an der Höhle“, sagt er. „Hier ist kein Schild, kein Wegweiser, nichts. Du gehst einfach hinein.“ Höhlen, sagt er, haben etwas abenteuerliches – vor allem für Kinder. „Man kennt das aus Geschichten: Piraten verstecken ihre Schätze in Höhlen. Vor Millionen von Jahren haben Säbelzahntiger in Höhlen gewohnt. Manche führen sogar zum Mittelpunkt der Erde.“ Umso schöner findet er es, wenn Eltern mit ihren Kindern auf Höhlen-Erkundungstour gehen. „Das weckt bei einigen Kindern den Abenteuersinn – und auch den Forschersinn.“
Anfahrt: A 553 und A1 bis L 115 in Blankenheim nehmen, danach L115, L26 undL29 bis zum Ziel in Birresborn folgen. Die Birresborner Eishöhlen liegen westlich des Ortskerns, die Anfahrt mit dem Auto von Köln aus dauert eine Stunde und 20 Minuten. Wanderwege führen vom Parkplatz im Ortskern und vom Bahnhof Birresborn hoch zu den Höhlen, vom „Parkplatz Eishöhlen“ führt ein kurzer, ausgeschilderter Pfad herunter.
Öffnungszeiten: Die Höhle ist vom 15. April bis zum 15. Oktober rund um die Uhr frei zugänglich.Führung: Jeden zweiten Freitag im Monat findet um 18 Uhr eine Führung durch die Höhlen statt. Treffpunkt ist der Parkplatz direkt bei den Eishöhlen.
Ein paar Kilometer südlich von Mechernich (Kreis Euskirchen) liegt eine der größten offenen Höhlen in der Eifel: Die Kakushöhle. Im Gegensatz zu den Birresborner Eishöhlen entstand diese Höhle nicht mit Hammer und Meißel, sondern wurde vor hunderttausenden Jahren von einem Bach aus dem Kartstein gewaschen. Knochen und Faustkeile zeigen, dass dort schon Mammuts und Neanderthaler Schutz suchten; Anschließend nutzten Menschen der Eiszeit sie, einige Jahrtausende später lebten dort Rentierjäger. Heute ist die Höhle ist rund um die Uhr für Besucher geöffnet. Mit dem Auto erreicht man sie am besten über die A1 nach Mechernich, die Ausfahrt 113-Nettersheim führt in die Nähe der Höhle.
2. Buchenlochhöhle
Etwas nördlich von Gerolstein, in den Gerolsteiner Dolomiten, führt eine Leiter in die Buchenlochhöhle. Auch diese Höhle entstand auf natürliche Art: Vor Millionen von Jahren grub Grundwassers sie in den Stein hinein. Genau wie die Kakushöhle nutzten bereits Neanderthaler und Eiszeitmenschen diese Höhle und ließen Knochen sowie Werkzeug zurück. Heute ist die 30 Meter lange Höhle das ganze Jahr über frei begehbar, beispielsweise über den Vulkaneifelpfad und den Eifelsteig.
3. Eishöhle bei Gerolstein-Roth
Wieder Gerolstein: Am Hohenfels in Roth gruben Anwohner vor hunderten von Jahren eine Mühlsteinhöhle in den Basaltstein hinein. Nach der Abbauzeit wurde dort Wein für die Kurfürsten gekühlt. Die alten Gänge führen heute noch 25 Meterweit in den Berg hinein, eine Besichtigung ist nur in den Sommermonaten möglich. Sie ist über Wanderwege aus Roth sowie dem „Eifelsteig“ erreichbar.
4. Genovevahöhle
Über 500 Meter ragt der Hochstein nahe Mendig hinauf, er gilt als einer der schönsten Vulkane der Eifel. Kein Wunder, dass Sagen nur darauf warten, hier erzählt zu werden: Vor vielen Jahrhunderten soll in einer Höhle unterhalb des Gipfels die Pfalzgräfin Genoveva mit ihrem Sohn Schutz gesucht haben. Soweit der Mythos. Vom Gipfel des Hochsteines hat man übrigens einen guten Ausblick auf den Laacher See. Die Genovevahöhle ist rund um die Uhr geöffnet.
5. Siewe Stuve
Rund 200.000 Jahre ist es her, dass der Bellerbergvulkan brodelte und Lavafetzenhinausschleuderte, die sich an der Ostflanke zu einem Wall auftürmten: Die „Kottenheimer Büden“ entstanden. Während des Zweiten Weltkrieges hämmerten Anwohner dort Sieben Höhlen hinein und statteten sie mit Feldbetten, Regalen und Öfen aus. Rund 20 Menschen lebten dort während des Krieges, überwiegend Kottenheimer Frauen und Kinder. Heute stehen die Kottenheimer Büden – inklusive der Höhlen – unter Naturschutz. Der „Vulkanpfad“, ein sieben Kilometer langer Rundweg, führt von der Vulkanparkstation Ettringer Bellerberg aus an den Höhlen vorbei.
6. Mühlsteinhöhle Nerother Kopf
Am Ostrand des Gerolsteiner Landes thront die Burgruine Freudenkoppe auf dem Nerother Kopf, einem alten Vulkankegel. Im Gipfelbereich, knapp unter der Burgruine, führt ein Wanderweg an der Nerother Mühlsteinhöhle vorbei. Genau wie die Birresborner Eishöhlen ist diese Höhle zwar begehbar, allerdings nur mit Taschenlampen. Vermutlich wurden hier schon im 14. Jahrhundert Mühlsteine abgebaut, von denen einige noch immer halb fertig in der Höhle liegen. Die Höhle geht 18 Meter tief in den Berg hinein, das Gewölbe ist bis zu zehn Meter hoch. Auch diese Mühlsteinhöhle ist rund um die Uhr offen.
7. Mühlsteinhöhle in Hohenfels-Essingen
Auch in den drei Mühlsteinhöhlen in Hohenfels-Essingen ließen die Bewohner einige Mühlsteine zurück, sei es in den Höhlen oder auf dem Waldboden vor dem Eingang. Schon die Römer und Franken sollen hier Basaltsteine abgebaut haben. Ab der Ortsmitte von Hohenfels-Essingen führt eine 3,3 Kilometer lange Rundwanderung zu den Mühlsteinhöhlen, die Gehzeit beträgt circa 1,5 Stunden. Alle drei Mühlsteinhöhlen sind ganzjährig begehbar.
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