Best of „Rheinische Tafel“Fünf schöne Restaurants im Rhein-Sieg-Kreis
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In der Rundschau-Serie „Rheinische Tafel“ besucht Michael Sachse Restaurants und Gaststätten in der Region.
Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es viele Adressen für leckeres Essen.
Wir stellen fünf besondere Restaurants von Hennef bis Windeck vor.
Rhein-Sieg-Kreis – Von Troisdorf bis Windeck gibt es viele Restaurants. Fünf davon hat Michael Sachse im Rahmen der Serie „Rheinische Tafel“ besucht. Hier berichtet er, warum sich ein Besuch lohnt und was Gäste erwarten können.
Wild aus dem Windecker Ländchen
Natürlich ist die Aussicht bemerkenswert und die Lage idyllisch. Das Landhaus Höhe liegt auf dem Höhenrücken der Nutscheid, zwischen den Tälern der Sieg und der Bröl inmitten eines Wandergebiets. Im eher grauen November rücken diese Vorzüge ein wenig in den Hintergrund. Jetzt strömen die Gäste vornehmlich wegen der guten Küche ins Landhaus.
Pia Klein und Bernd Martin haben sich im Dezember 1992 im Windecker Ländchen niedergelassen. Aus den Überresten einer alteingesessenen Gaststätte hat das Ehepaar damals ein schmuckes Landhaus entstehen lassen, zu dem neben dem Restaurant ein Biergarten und Gästezimmer gehören. Um das Anwesen erstreckt sich eine Garten- und Teichlandschaft. Rund um das Haus gedeihen mehrere der in der Küche verwendeten Produkte wie Kräuter und Kürbisse. Das Wild, das vor allem in den kommenden Wochen vermehrt zubereitet wird, stammt aus den umliegenden Wäldern.
Während der letzten Wochen des Jahres servieren Pia Klein und ihr Team zum Beispiel Sauerbraten von der Rehkeule, der mit gefülltem Bratapfel, Rotkohl, glacierten Maronen und geschmelzten Kartoffelknödeln (26 Euro) kombiniert wird oder deftiges Wildgulasch von der Hirschkeule mit glacierten Maronen, Preiselbeerpfirsich, Speckrosenkohl und schwäbischen Spätzle (24,50 Euro). Das Restaurant gilt nicht nur als Anlaufstelle für Freunde einer saisonalen Küche, sondern auch als Ziel für alle, die schwäbische Spezialitäten mögen. Während Pia Klein aus dem nahen Eitorf stammt, ist Bernd Martin in Schwaben geboren. Zu seinen kulinarischen Evergreens zählen daher auch Spezialitäten aus der Heimat wie Maultaschen in einer Speck-Zwiebel-Schmelze (12,50 Euro) oder Zwiebelrostbraten vom Rinderrücken angerichtet auf Käsespätzle (21,50 Euro).
Bei den Getränken können die Gäste zwischen Veltins Pils und Gaffel Kölsch vom Fass sowie aus einem reichhaltigen Weinangebot wählen. Man bietet alleine zehn offene Tropfen, wobei vor allem Weine von der Ahr, aus dem Rheingau und vom Kaiserstuhl prominent vertreten sind. Wer hinterher noch einen Digestif probieren möchte, kommt ebenso auf seine Kosten. Es gibt sogar eine separate Grappa-Karte.
Wo? Landhaus Höhe, Altenherfen 5, 51570 Windeck
Telefon: (02295) 5146
Öffnungszeiten: Mittwochs und donnerstags ab 17 Uhr sowie freitags bis sonntags ab 11 Uhr
Die Rheinbacher Gastronomie ist lebendig und Betreiberwechsel nicht ungewöhnlich. Doch es gibt eine Konstante, die auch von auswärtigen Gästen regelmäßig gelobt wird. Christopher Nolden sorgt seit Herbst 2007 mit seiner bodenständig-kreativen Art zu kochen für stete Resonanz. Sein Restaurant nennt er simpel „die Küche“.
Alles spielt sich rund um die 50 Sitzplätze in einer lockeren von hellen Holztischen bestimmten Atmosphäre ab. Das Restaurant hebt sich wohltuend vom durchschnittlichen Einerlei ab ohne „abgehoben“ zu wirken. Nolden wird dabei von Ehefrau Kerstin unterstützt.
Eigenes „Eiswerk“ gegenüber
Zum Erfolg trägt auch der Mut bei, etwas Neues auszuprobieren. Nach dem Besuch einer Eisfachschule hat sich der gebürtige Rheinbacher vor knapp vier Jahren einen kleinen Traum erfüllt. Seitdem ist gegenüber der „Küche“ das „Eiswerk“ entstanden. Sämtliche Eissorten basieren auf natürlichen Zutaten. Mit Salzkaramell und Schoko-Sorbet erntet Nolden ebenso viel Beifall wie mit Wiener Schnitzel oder Zander.
Stammgerichte und wechselnde Auswahl
Mittlerweile wurde in Euskirchen-Flamersheim sogar das zweite Eiswerk eröffnet. Die Basis bleibt jedoch „die Küche“. Die Speiseauswahl wechselt alle fünf bis sechs Wochen. „Das handhaben wir nicht so streng, sondern eher wie es gerade passt“, sagt Nolden. Manche Gerichte müssen auf der Karte verbleiben. Alles andere würden die Stammgäste nicht akzeptieren.
Dazu gehört rosa gebratene Flamersheimer Lammhüfte auf Speckblumenkohl und Kartoffelgratin (25 Euro) oder Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken mit Preiselbeeren, Pommes frites und Salat (22 Euro). Eine typische Vorspeise ist gebratener Ziegenkäse mit Honig und Mesclin-Salat in Walnussvinaigrette (11 Euro).
Beliebte Weine aus der Region
Mittags gibt es zusätzlich eine Suppe und Hauptgerichte, die um die 10 Euro kosten. Egal ob tagsüber oder abends, ein Dessert, das wenigstens eine Kugel Eis von nebenan einschließt, sollte man sich unbedingt gönnen.
Getrunken werden mit Vorliebe Weine von der Ahr. Die Weingüter Nelles und Meyer-Näkel zählen zu den Favoriten. Vom Fass gibt es Mühlen Kölsch, Bitburger Pils und Benediktiner. Als Digestif stehen die Erzeugnisse von der nahen Brennerei Brauweiler bereit und wer auf Alkohol verzichtet, darf auf Fritz-Limonaden zurückgreifen.
Wo? Das Restaurant „die Küche“, Weiherstraße 8, 53359 Rheinbach
Telefon: (02226) 8988608
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr
Genuss abseits der Stadt im Forsthaus Telegraph in Troisdorf
Ein Ausflug in die Wahner Heide lohnt sich nicht nur zum Wandern, sondern auch zum Schlemmen. Das Forsthaus Telegraph, in dem Thomas Pilger seit 32 Jahren für Genussmomente sorgt, diente von 1833 bis 1852 als Station Nr. 53 der Königlich-Preußischen Telegrafenlinie zwischen Berlin und Koblenz. Ein wenig abseits von Troisdorf wähnt man sich fern jeglicher Alltagshektik.
Von Bonn nach Südfrankreich
Pilger hat seine Ausbildung in der Küche des früheren Hotels am Tulpenfeld im ehemaligen Bonner Regierungsviertel absolviert. Anschließend sammelte er Erfahrungen an der Côte d´Azur, wo er vier Sommer lang kochte. Als er nach weiteren Stationen im In- und Ausland 1988 in die Heimat zurückkehrte, übernahm er das Forsthaus. Die Zeit in Südfrankreich war prägend. Seine Vorliebe für die ein oder andere Spezialität aus unserem Nachbarland beweist der gebürtige Troisdorfer mit gebratenen Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Beurre blanc (18,50 Euro) oder mit einem halben Dutzend Weinbergschnecken mit Kräuterbutter (9,90 Euro). Die französische Küche ist jedoch nur eine von vielen Facetten.
„Früher waren bei uns Schmorgerichte tabu“, gesteht Pilger. Mittlerweile hat sich sanft gegartes Schaufelstück vom Weiderind (23.50 Euro) zu einem Klassiker gemausert. Eindruck hinterlässt der 57-jährige nicht nur durch seine Küche, sondern auch durch seinen „Balsam für die Sinne“. Er heißt „Elexier de Balsamico“ und gilt bei Hobbyköchen als Geheimtipp. Den feinen Essig hat der Maître selbst erfunden und vertreibt ihn unter anderem über Feinkostgeschäfte. Er findet sich auf der aktuellen Speisekarte als Sauce mit Himbeeren zu rosa gebratener Entenbrust (26,50 Euro).
Das Weinangebot mit ca. 150 Positionen ist beachtlich. Während beim Weißwein deutsche Winzer dominieren, setzt Pilger bei den Roten vornehmlich auf italienische und französische Tropfen. Säfte und Fruchtseccos von van Nahmen sind die alkoholfreien Highlights. Wo früher Telegraphisten und Förster ihrer Arbeit nachgingen, herrscht ein anheimelndes Ambiente. „Die Atmosphäre passt sich der Ruhe und Idylle des Waldes an“, sagt der Gastgeber. Vor fünf Jahren hat Pilger seine Stube behutsam modernisiert. Liebevoll arrangierte Accessoires wie ein alter Herd, der Kaminofen und alte Schränke garantieren allerdings weiterhin pure Gemütlichkeit.
Wild aus dem Siebengebirge im Rhöndorfer „Haus im Turm“
Wahrscheinlich hätte sich hier auch der berühmteste Sohn Rhöndorfs bei einem Glas Wein und einem leckeren Rinderfilet rundum wohlgefühlt. Wer das Haus im Turm aufsucht, kommt an Konrad Adenauer nicht vorbei. So ist der erste Kanzler der Bunderepublik auf mehreren Schwarz-Weiß-Bildern im Restaurant zu sehen. Das Rhöndorfer Haus im Turm ist ein Juwel. Die Villa, die auf eine mittelalterliche Burganlage zurückgeht und ihr heutiges Erscheinungsbild einem Umbau im 19. Jahrhundert verdankt, eignet sich ideal für eine ambitionierte Gastronomie. Das Ambiente der Räumlichkeiten und der weitläufige Park hinter dem Haus runden den positiven Eindruck ab.
Eier aus Rhöndorf und Wild aus dem Siebengebirge
In der Küche, die von Marc Eschbach geleitet wird, ist Regionalität mehr als ein Lippenbekenntnis. „Die Eier, die wir in der Küche verwenden, kommen aus Rhöndorf, das Wild aus dem Siebengebirge und Gemüse beziehen wir von Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung“, verspricht Eschbach. Die Küche verzichtet nicht auf Klassiker wie Königsberger Klopse vom Kalb, die mit Kartoffelpüree und Kapersauce (18 Euro) serviert werden oder auf ein Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken mit Kartoffel-Gurkensalat, Preiselbeeren und Zitrone (22 Euro).
Da das Haus im Turm auch Sitz des gleichnamigen Weinguts ist, profitiert das Restaurant von der Weinaffinität der Inhaberfamilie Siebdrat, die das Gut 2006 erwarb. Das üppige Sortiment umfasst ca. 70 Positionen. Hervorzuheben sind die hauseigenen Weine wie der „Simply“, eine Cuvée aus Weißburgunder und Rivaner. Wer ein Bier vorzieht, darf sich auf frisch gezapftes helles Augustiner, Benediktiner Weizen, Bitburger Pils und Reissdorf Kölsch freuen. An der schicken Bar im Eingangsbereich lässt sich zudem der ein oder andere Drink genießen.
Der großzügig gestaltete Hauptgastraum überzeugt optisch mit einer Trennwand aus Metallrahmen und Baumscheiben. Hier finden bis zu 80 Personen Platz. Hinzu kommen die Orangerie und das angrenzende kleine Kapellchen. Im Sommer können die Gäste auf der Terrasse zum Park verweilen. Auf der ersten Etage der Villa befindet sich der Spiegelsaal aus dem 18. Jahrhundert, der für separate Gesellschaften und als Außenstelle des Standesamtes Bad Honnef genutzt wird.
Wo? Haus im Turm, Drachenfelsstraße 4-7, 53604 Bad Honnef-Rhöndorf
Telefon: 02224-7799911
Öffnungszeiten: Dienstags bis samstags, 17 bis 23 Uhr, freitags zusätzlich von 11.30 bis 14.30 Uhr, sonntags (Brunch bis 14 Uhr) von 10 bis 23 Uhr
Ein Name kann schon mal in die Irre führen. „Sängerheim“ klingt nicht gerade nach einer Adresse, deren Küche Gourmets zufrieden stellt. Doch weit gefehlt, Gastgeber Johannes Richter hat sich längst mit dem in Stein gemeißelten Namen seines Restaurants arrangiert. Die Stammgäste wissen, dass sie hier genussvoll speisen können. Verborgen in einem Wohnviertel des Hennefer Ortsteils Heisterschoss betreibt Richter das alteingesessene Lokal seit April 2008. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Martina, die den Service organisiert.
Nach vielen Erfahrungen in renommierten Küchen wie Holtmanns Restaurant oder im Gästehaus Petersberg war Johannes Richter bis zu seiner Selbständigkeit als Küchenchef im Restaurant auf dem Drachenfels tätig. In Hennef-Heisterschoss hat sich der gebürtige Leipziger mit einer bodenständig-kreativen Küche etabliert und mit seiner Familie Wurzeln geschlagen.
Die Neugier der Gäste wecken
Die einst rustikale Atmosphäre des Lokals haben die Richters sukzessive in einen gemütlichen Wohnzimmer-Stil verwandelt. Die Speisekarte wird in der Regel im sechs Wochen-Rhythmus erneuert. Das hält die Neugier der Gäste wach. Aktuell schmückt zum Beispiel eine Pastinaken-Rotweinsuppe (7 Euro) den Speiseplan. Zu den saisonalen Hauptgerichten zählen Wildschweinroulade mit Wirsing, Backpflaume und Vanillebrot (22 Euro) oder gebratenes Eismeersaiblingsfilet mit Reis, Blütenpollen, Haselnuss, Portulak und Knoblauch (23,50 Euro). Bei aller Variabilität bereitet Richter auch unverzichtbare Evergreens wie Rinderrückensteak mit Kräuterbutter und gerösteten Kartoffelwürfeln (24,50 Euro) zu.
Zum ständigen Angebot gehört darüber hinaus ein Menü über drei oder fünf Gänge. Die Mehrzahl der sechs offenen und etwa 60 Flaschenweine kommt von deutschen und spanischen Winzern. Daneben empfiehlt man stets einen Wein des Monats. Beliebt sind zudem die verschiedenen Aperitifs wie ein Apfel Sprizz aus Sekt, Soda und Apfellikör, den Richters Mutter aus Äpfeln aus dem eigenen Garten hergestellt hat. Eine Reminiszenz an die alte Heimat ist die Bierspezialität Leipziger Gose. Wer lieber auf Alkohol verzichtet, sollte eine der hausgemachten Limonaden in den Geschmacksrichtungen Limette-Minze, Orange oder Zitrone probieren.