Köln – Lange vor dem ersten Lockdown hing bereits der neue Name über dem Ladenlokal am Karolingerring: „Flor y Canela“. Dann rollte die Pandemie über den Globus, die Zeit fror sämtliche gastronomischen Zukunftsperspektiven ein. Eine Neueröffnung in diesen unberechenbaren Zeiten erschien völlig abwegig. Das Flor-y-Canela-Team wagte dennoch den Schritt und eröffnete still und heimlich am 1. Juli – keine spanische Bäckerei oder Bodega, sondern ein peruanisches Restaurant mit gegrilltem Oktopus, Ceviche und gegrillten Rinderherzen auf der Karte.
Es hätte alles so schön sein können. Ich wollte mich durch die verschiedenen Chilisaucen testen, von mild (Salsa Huancaina) bis scharf (Salsa Carretillera), in Tigermilch baden und marinierten Fisch mit erfrischendem Pisco Sour runterspülen – dann kam schon die zweite Welle. Das nagelneue Restaurant musste seine Pforten wieder schließen. Zukunft ungewiss.
Ein kleines Fenster der Hoffnung
An vier Tagen in der Woche öffnet sich allerdings ein kleines Fenster der Hoffnung. Hinter dem Fenster steht ein freundlich lächelnder Mitarbeiter und reicht nach Zimt duftende Heißgetränke und Empanadas. Das To-Go-Fenster im „Flor y Canela“ ist die peruanische Antwort auf den fehlenden Weihnachtsmarkt.
Die kleine Karte im Fenster bildet nicht mal ansatzweise die eigentliche Küchenleistung ab, aber sie gewährt einen Einblick. Zugegebenermaßen ist meine Erwartungshaltung im Empanada-Bereich wirklich überschaubar. Hackfleisch in Teig – da muss schon einiges passieren, um diese Kombination wirklich spannend zu gestalten. Zu Hause angekommen, packe ich mein Teigtäschlein aus und stelle überrascht fest, es wurde mit ein wenig Puderzucker bestäubt. Erster Bissen, erster Treffer: Die Füllung der Empanadas ist aromatisch, das bisschen Puderzucker wirkt wie ein Umami-Katalysator und der Teig ist feinblättrig und knusprig.
Die vegetarische Gemüse-Version steht dem in nichts nach. Würziges Grillgemüse, Kräuter und ein Hauch Käse ergeben eine überraschend gute Füllung. Auch das zweite Schächtelchen wird mich nicht enttäuschen: super knuspriger Maniok mit fruchtiger Huancaina Sauce. Schächtelchen Nummer drei wird allerdings den Jackpot des Abends beinhalten: das Chicharron Sandwich. Die Schweinerippchen sind knusprig und saftig, das Brötchen ist herrlich weich und hat die für dieses Gericht perfekte Konsistenz. Die Salsa Criolla, die aus marinierten roten Zwiebeln und Tomaten besteht, bringt Frische und leichte Schärfe. Welches Getränk würde besser zu diesem wuchtigen Sandwich passen als ein erfrischend süß-säuerlicher Pisco Sour? Ich entscheide mich für den peruanischen Exportschlager-Cocktail. Selbstverständlich steht auch die alkoholfreie Chicha Morada aus lila Mais auf der Karte.
Wenn die Restaurants irgendwann wieder öffnen dürfen, stehe ich ganz sicher beim „Flor y Canela“ auf der Matte und lasse mich von der Aromen-Palette Perus begeistern.
Restaurant Flor y Canela, Karolingerring 40, 50678 Köln