Mechernich-Eiserfey – Die Karnevalsmagie beim Stäänedanz erleben – das geht dieses Jahr schon wieder nicht. 2016 haben die Feytaler Jecken zu ihrem 50-jährigen Bestehen den Lichterzug aus der Taufe gehoben und damit aus dem Stegreif den bis dahin eher toten Abend des Karnevalsfreitags in der Eifel mit einem Muss-Termin belegt. Fünf Jahre hat sich der Rausch aus Licht und Farben stetig weiterentwickelt und Jahr für Jahr Tausende in das kleine Örtchen gelockt – bis Corona die Jecken zur Vollbremsung gezwungen hat.
Nein, Spaß macht das nicht. Aber das Karnevalistenherz kann man nicht abschalten – das schafft Corona nicht. Da sind sich die Ladys der KG um Geschäftsführerin Beate Heimersheim einig. Im vergangenen Jahr ist die Hoffnung auf diese Session so groß gewesen. Doch die hat sich irgendwann im Herbst zerschlagen. Jetzt rücken Weibertag und Rosenmontag nah und näher, das Jeckenherz wird ganz schön schwer.
Besonderer Orden
Ahrlaaf
Orden haben in den Corona-Sessionen Seltenheitswert. Es lohnt schlicht nicht, die Erinnerungsstücke an Sitzungen oder Zöch, die von vielen Jecken gesammelt und in Ehren gehalten werden, produzieren zu lassen. So haben auch die Feytaler Jecken gehandelt: Kein Lichterzoch, kein Lichterorden.
Ein besonderes Exemplar geht aber in diesen Wochen auch in der Eifel in Umlauf. „Ahrlaaf – wir kommen wieder“ ist auf dem Orden aus dem Ahrtal zu sehen, inklusive einem Clown, der kräftig am Wiederaufbau arbeitet, und der Ahr mit all den betroffenen Orten, die sich durch den Orden schlängelt.
Die Karnevalisten aus dem Kreis Ahrweiler haben das schmucke Stück entworfen und bieten es zum Verkauf an. Der Erlös geht an die Karnevalsvereine im Ahrtal, die in der Flut alles verloren haben: Kostüme, Wagen, Veranstaltungsstätten.
Die Aktion, so Beate Heimersheim, unterstützen die Feytaler gerne. Hier und da gibt’s ja auch Gelegenheiten, einen Orden zu verteilen. Von den Eiserfeyern gibt’s daher in dieser Session den Ahrlaaf-Orden. (rha)
Da ist unser Aufruf zum met Abstand schönsten Zoch gerade recht gekommen. Die Eiserfeyer haben nicht mal rundfragen müssen, wer denn beim Videodreh mitmacht. Es ist einfach klar, dass keine Gelegenheit ausgelassen wird, ein bisschen Gemeinschaft erleben zu dürfen, ein bisschen Fastelovendsjeföhl. Das eint die Jecken – von den ganz jungen bis zu den nicht mehr ganz so jungen wie Maria Blum, die in der vergangenen Woche ihren 70. Geburtstag gefeiert hat.
Genauso jeck op Fastelovend sind Scharleen und Kassandra Becker. Mit ihren acht und elf Jahren haben die Schwestern schon ein paar Jahre Lichterzoch-Erfahrung – die Corona-Zeit, in der auch an Gardetanz nicht zu denken ist, ist für die Mädels echt hart. Der Drehtermin ist eine Gelegenheit, endlich nochmal in die schicken Kostüme zu schlüpfen. Welch ein Glück, dass der Pool-Test in der Schule ihnen das nicht vermasselt hat. Scharleen findet die Idee mit dem Mini-Zoch fürs Video prima. „Machen wir das jetzt jeden Freitag?“, habe sie vorgeschlagen, erzählt Mutter Leticia Becker, die selbst auch ein funkelndes Kraken-Kostüm trägt.
Beleuchtete Kostüme und Wagen 2023 wieder in Eiserfey
Die Kostüme sind das, was diese Truppe ausmacht. Natürlich ist der Lichterzoch das Tollste für die Eiserfeyer. Doch auch die monatelange Arbeit an den Kostümen, die Geheimniskrämerei der verschworenen Truppe – all das gehört untrennbar dazu und macht mindestens genauso viel Spaß. Ja, die Damen haben extra für die leuchtenden Gärten in Zülpich tolle Kraken kreiert, die sie auch im met Abstand schönsten Zoch zeigen. Werden wir die im „richtigen“ Lichterzoch 2023 erneut sehen? Nun, diese Frage kommt einem Sakrileg gleich.
Jetzt geht’s los
D’r Zoch stellt sich op – mehr als 20 Gruppen und Vereine sind dem Aufruf zum virtuellen Karnevalszug gefolgt. In den kommenden Tagen stellen wir die Jecken vor – Alaaf. Hier finden Sie alle Gruppen, die mitmachen.
Wir beleuchten auch den Karneval in den Dörfern. Wie er sich entwickelt hat und wie er sich trotz Corona-Pandemie und Flutkatastrophe behauptet hat, nicht hat unterkriegen lassen.
Am Schluss der Aktion entsteht ein Video-Karnevalszug, der unsere Jecken in Szene setzt, auch wenn es in dieser Session auf der Straße nicht möglich sein wird. (eb)
Selbstverständlich nicht! „Die Idee werden wir niemals woanders zuerst zeigen als in unserem Lichterzug“, sagt Beate Heimersheim. Welche Ideen denn? Na klar, da geben die Damen wieder die verschlossenen Austern. Traurigkeit und Vorfreude bilden eine eigenartige Melange. Stoff und Einzelteile haben die Damen bereitliegen. „Es ist schlimm, dass wir das alles nicht umsetzen können“, sagt Heimersheim leise. Aber farbentechnisch, kündigt sie schonmal voller Überzeugung an, „wird’s bombe“.
Die Hoffnung lässt sich ohnehin niemand nehmen. Nächstes Jahr! Vor Vorfreude leuchten auch Hannah Schmitz’ Augen. „Wer uns noch nicht kennt, der hat was verpasst“, sagt sie. Gelegenheit dazu soll’s beim Lichterzoch 2023 geben: „Dann werden wir alles raushauen. Wir haben so tolle Ideen und sind ganz heiß darauf, euch die zu präsentieren.“