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Böhm-BauWarum bei starkem Wind in Lindlar-Frielingsdorf die Kirche zu bleibt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Windmesser dreht sich auf dem Kirchendach von St. Apollinaris.

Windmesser auf dem Dach der katholischen Pfarrkirche St. Apollinari.

Windmesser und Wetter-App: Katholiken können in St. Apollinaris Frielingsdorf wieder Messen feiern.

Zwei Geräte auf dem Dach schaffen Abhilfe: In der Pfarrkirche St. Apollinaris in Lindlar-Frielingsdorf können unter Auflagen wieder Gottesdienste stattfinden. Die erste Messe soll am Samstag, 30. September gefeiert werden, bestätigt Pfarrer Martin Reimer.

Die beiden Windmesser wurden in dieser Woche installiert, sie gucken aus den Lüftungsöffnungen des Dachs und haben etwa die Größe von Stabmixern. Ende Juli hatte die katholische Gemeinde im Pfarrverband Lindlar die Kirche sperren müssen.

Taufen und Hochzeiten wieder möglich

Sorge bereitete den Verantwortlichen die Standsicherheit des Dachstuhls. Bei einer Begehung des Dachstuhls hatte eine Gutachterin auf mögliche Probleme hingewiesen. Als Vorsichtsmaßnahme hatte Pfarrer Reimer die Kirche geschlossen. Danach war das Betreten des Böhm-Baus komplett untersagt.

Blick auf die Kirche St. Apollinaris hinter rot-weißem Flatterband.

Die derzeit gesperrte Kirche in Lindlar-Frielingsdorf.

Die Gemeinde hatte die Gottesdienste ins benachbarte Jugendheim verlegt. „Uns war daran gelegen, zumindest einzelne Messen und Gottesdienste wieder in der Kirche zu feiern“, sagt Dr. Christian Lenz vom Kirchenvorstand. Auch Taufen und Hochzeiten seien wieder in St. Apollinaris möglich, bestätigt Pfarrer Reimer.

Die Lösung sieht nun so aus, dass die Kirche für Touristen und Besucher außerhalb der Gottesdienste weiter geschlossen bleibt. An besonders windigen Tagen ebenso. Für die Dauer der Gottesdienste sollen die Messgeräte die Daten in Echtzeit liefern. Sie sitzen an den Seiten des Satteldachs und funken die Windstärke an ein Smartphone. „Bei starkem Wind bleibt die Kirche geschlossen“, so Dr. Lenz.

Erzbistum Köln hat die Rettung zugesagt

Außerdem gelte: Während der Gottesdienste ist immer eine Person erreichbar und achtet auf die Windstärke, um im Zweifelsfall die Kirche räumen zu lassen. Wichtig ist Martin Reimer, dass nur dann in der Kirche Gottesdienst gefeiert wird, wenn die Vorhersage günstig sei.

Neben dem Blick auf die App der Windmesser kommt daher auch der Blick in eine Wetter-App, wie sie auch Segelflieger und Heißluftballonfahrer nutzen. Windmesser und die beiden Apps sind Interimslösungen für die Gemeinde.

Das Erzbistum Köln arbeitet derweil an einer langfristigen Instandsetzung des Baudenkmals. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Probleme hatte das Generalvikariat erklärt, dass es das Ziel sei, die Kirche „für die Menschen und die Zukunft zu erhalten“, so Sprecher Ulrich Nitsche im Juli.

3D-Modell vom Dachstuhl wird erstellt

Aktuell soll ein 3D-Modell des Dachstuhls über dem Langhaus der Kirche erstellt werden. Mithilfe des Modells können dann Schwachstellen erkannt werden, um die Konstruktion gezielt zu verstärken. „Das wird mittelfristig auch geschehen“, sagt Pfarrer Reimer.

Erkannt worden waren die Mängel in der Standsicherheit bei einer Begehung mit Experten im Juli. Eine Gutachterin hatte sich den Dachstuhl im Hinblick auf geplante Elektroarbeiten für die Beleuchtung angeschaut und dann Bedenken zur Standsicherheit geäußert. Auch für die Beleuchtung werde nun erst einmal eine Interimslösung geschaffen, so der Kirchenvorstand.


Warum St. Apollinaris unter Denkmalschutz steht

St. Apollinaris in Lindlar-Frielingsdorf wurde 1927 von dem bekannten Kölner Kirchenbaumeister Dominikus Böhm geplant. Der Altar im Inneren stammt von Gottfried Böhm.

Blick auf den Altarraum von St. Apollinaris in Frielingsdorf, im Bild sind das Kirchenschiff von Dominikus Böhm, der Altarraum von Gottfried Böhm und das Fenster vonHerbert Bienhaus zu sehen.

Spiel mit dem Licht: Innenansicht von St. Apollinaris in Frielingsdorf.

Neben den beiden bekannten Architekten arbeitete auch der Glaskünstler Herbert Bienhaus an der Kirche und setzte Böhms Lichtideen mit dem Fenster des Altarraums um. Glaskünstler Anton Wendling gestaltete die Fenster des Langhauses und der Taufkapelle. Die Kirche ist als Baudenkmal überregional bekannt, das Portal „Baukunst NRW“ der Architektenkammer beschreibt Böhms Pläne für St. Apollinaris als durch die „Gotik inspiriert“.