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Rundschau-Debatte des TagesWie wichtig ist gendergerechte Sprache?

Lesezeit 3 Minuten
Das Wort „Besucher“ ist auf einem Schild mit dem Zusatz „:innen“ versehen. 

Das Wort „Besucher“ ist auf einem Schild mit dem Zusatz „:innen“ versehen.

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Gendern hat keine sehr große Relevanz, die Umsetzung hingegen polarisiert. Eine Variante des Gendern ist dabei besonders unbeliebt.

Ob ein kleines Mädchen später einmal als Ingenieurin oder Technikerin arbeitet, hängt damit zusammen, ob es das Gefühl hat, dass diese Berufe für sie erreichbar sind. Das wird ihr auch über die Sprache vermittelt.

Zumindest, wenn es nach einer Studie der Freien Universität Berlin aus dem Jahr 2015 geht. Darin wurden 591 Schüler zwischen 8 und 12 Jahren aus Deutschland und Belgien nach ihrer Perspektive aufs spätere Berufsleben befragt. Es zeigte sich: Wenn bei Berufsbeschreibungen beide Geschlechter verwendet werden – also „Ingenieurinnen und Ingenieure“ und nicht nur das generische Maskulinum, also „Ingenieure“ – sich Kinder eher einen typisch männlichen Beruf zutrauten. Die Verfasser der Studie fanden heraus, dass diese Berufe so als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt wurden.

Gendern bewegt weniger, als angenommen

Trotzdem ist gendergerechte Sprache im deutschsprachigen Raum ein viel diskutiertes Thema. Allerdings scheint es den Menschen nicht so wichtig zu sein, wie bislang angenommen. Das geht aus einer Umfrage des Umfrageinstituts dimap infratest hervor, die der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in Auftrag gegeben hat. Mehr als tausend Personen wurden im September 2022 gefragt: Wie wichtig ist Ihnen gendergerechte Sprache? Nicht so wichtig, wie es angesichts der vielen Debatten darüber erscheinen können. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, dass für sie gendergerechte Sprache gar nicht (41 Prozent) oder weniger wichtig (21 Prozent) sei. 20 Prozent hielten sie für etwas wichtig und 16 Prozent für sehr wichtig. Dabei zeigt sich, dass die Relevanz der gendergerechten Sprache im Vergleich zu einer Umfrage im Jahr 2020 abgenommen hat. Da gaben jeweils 30 Prozent an, dass ihnen gendergerechte Sprache gar nicht oder weniger wichtig sei. Jeweils 19 Prozent hielten sie für etwas- oder sehr wichtig.

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Das Alter spielt bei dieser Einschätzung ebenfalls eine Rolle. Ob das Gendern einem Menschen wichtig ist, hängt den Umfrageergebnissen zufolge auch von seinem Alter ab. Von den Befragten zwischen 14 und 29 hielten 43 Prozent das Thema für wichtig, 51 Prozent hielten es für weniger wichtig. Bei Menschen über 60 Jahren sagten 66 Prozent, das Thema sei ihnen weniger wichtig – 33 Prozent hielten es für wichtig.

Wie gendergerechte Sprache wahrgenommen wird, scheint auch damit zusammen zu hängen, auf welche Art sie sich äußert. So findet die Doppelnennung beider Geschlechter, also „Ingenieurinnen und Ingenieure“ unter den Befragten besonders viel Zuspruch. Mehr als die Hälfte gab nach Angaben des WDR an, diese Form auch im Alltag zu benutzen. 69 Prozent der Befragten gab an, die Doppelnennung auch in der Berichterstattung gut zu finden.

Gesprochener „Gender Gap“ besonders unbeliebt

Weniger Zuspruch findet der sogenannte „Gender Gap“, eine Trennung zwischen der weiblichen Endung eines Wortes in Form von Doppelpunkt oder Sternchen, also Ingenieur*innen oder Ingenieur:innen. 59 Prozent gaben an, diese Form nicht gut zu finden. 35 Prozent sprachen sich dafür aus. Noch weniger Zustimmung fand die Variante, den Gender Gap als Pause zu sprechen. 69 Prozent finden diese Variante weniger gut.

Auf der Website des WDR gibt es unter den Nutzerinnen und Nutzern viel Zuspruch für die Umfrageergebnisse. Einer schreibt,er könne sich gut mit der Doppelnennung anfreunden, „auch wenn ich glaube, dass es jedem bewusst ist, wenn wir von „der Gruppe Lehrern“ sprechen, nicht nur männliche Lehrer gemeint sind.“ Formen des Gender Gaps mit Doppelpunkt und Sternchen hält er für „aufgesetzten Quatsch“.