Berlin – Karl Lauterbach hat in einem Tweet auf ein „wichtiges Problem“ aufmerksam gemacht. Der Gesundheitsminister verwies in einem Post auf einen Artikel in der „Washington Post“ und schrieb dazu: „Niemand will das gerne hören. Aber viele 20- bis 50-Jährige werden im Herbst, bei steigenden Corona Fallzahlen, eine Entzündung ihres Gehirngewebes als Folge von #LongCovid erleben.“
Der Artikel, auf den sich Lauterbach bezieht, erschien vor einigen Tagen in der amerikanischen Tageszeitung, darin geht es um die teilweise dramatischen Folgen für Betroffene von Long Covid und die aktuelle wissenschaftliche Forschung zum Thema.
Karl Lauterbach schlägt Corona-Alarm: Folgen von Long Covid immer noch wenig erforscht
Die Autor des Textes, Wes Ely, ist Co-Direktor der Abteilung für Hirnschäden am Center der Vanderbilt.University sowie des Nashville Veteran’s Administration. Er macht in der „Washington Post“ darauf aufmerksam, dass Corona auch lange nach der anfänglichen Virusinfektion für Infizierte gefährlich sein kann. Die Wissenschaft mache immer deutlicher, dass Covid-19 Entzündungen anrege und das Nervensystem verändere, heißt es dort.
Das Virus setze im Körper Vorgänge in Gang, die Zellen im Nervensystem angriffen und letztlich Schäden an vielen Zellen im Gehirn hinterlassen könnten. Eine Neuroimaging-Studie der UK Biobank habe ergeben, dass selbst milde Verläufe einer Covid-Erkrankung zu einer allgemeinen Verringerung der Größe des Gehirns führen können. Dies habe bemerkenswerte Auswirkungen auf den frontalen Kortex und das limbische System und könnte für Angstzustände, Depressionen und Gedächtnisverlust bei Covid-Patienten verantwortlich sein.
Karl Lauterbach schlägt bei Long Covid Alarm: „Müssen endlich Therapien entwickeln“
Es sei längst überfällig, sich mit diesen Tatsachen eingehender zu beschäftigen und dahingehend weiter zu forschen. Das sieht auch Karl Lauterbach so. „Wir müssen endlich Therapien entwickeln“, so der SPD-Politiker in seinem Tweet in der Nacht von Sonntag auf Montag.
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Der Gesundheitsminister schätzt die Lage offenbar ähnlich kritisch wie die Autoren der „Washington Post“ ein, die in ihrem Artikel auf mehrere weitere Studien zum Thema aufmerksam machen und konstatieren, dass die Symptome vieler Long Covid-Patienten „einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Krankheit oder der Art von Hirnverletzung von Krebspatienten nach einer Chemotherapie“ ähneln.
Bericht in der „Washington Post“: Vor allem 20- bis 50-Jährige von Entzündungen im Hirn betroffen
Besonders alarmierend sei, dass die beschriebenen neurologischen Verletzungen am häufigsten bei jüngeren Long Covid-Patienten (20 bis 50 Jahre) aufträten, die nie wegen Covid ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. Allerdings seien die Symptome zumindest bei einigen Patienten nur vorübergehend aufgetreten.
„Eine Studie mit 150.000 Covid-Überlebenden zeigte ein 10- bis 15-fach höheres Risiko, Selbstmord in Erwägung zu ziehen, verglichen mit 11 Millionen Kontrollpatienten“, so Ely. Es sei an der Zeit, dass nun endlich etwas passiere.