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Sanierung der LufthansaIn Deutschland könnten 11.000 Stellen entfallen

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Lufthansa

(Symbolbild)

Frankfurt – Die wirtschaftliche Lage im Lufthansa-Konzern bleibt angespannt. Zwischen April und Juni Das Unternehmen verbuchte mit einem operativen Verlust von 1,7 Milliarden Euro den höchsten Quartalsverlust ihrer Geschichte, unter dem Strich waren die Zahlen mit1,5 Milliarden Euro ebenso tiefrot.

Im Vorjahr hatte die Kranichlinie noch einen Gewinn von 226 Millionen Euro eingeflogen. Im ersten Halbjahr liegt der Verlust nun bei insgesamt 3,6 Milliarden Euro. Deshalb erhöht das Management den Druck auf die Mitarbeiter und droht mit betriebsbedingten Kündigungen. Dabei hatten sich die Tarifpartner mit ihren Mitarbeitern eigentlich auf Einsparungen ohne Kündigungen einigen wollen.

Bis jetzt habe die Lufthansa mit verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit keine Krisenvereinbarung geschlossen, die Urabstimmung über den Vertrag mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo stehe noch aus, monierte Lufthansa-Chef Carsten Spohr: „Das geht mir viel zu langsam“, sagte er mit Blick auf die Marktentwicklungen im globalen Luftverkehr. Rechnerisch sind 22.000 Mitarbeiter zu viel an Bord, gegenüber dem Vorjahr sind schon 8300 Stellen gestrichen, die aber fast ausschließlich im Ausland. 129.400 Beschäftigte arbeiteten Ende Juni noch im Konzern. 11.000 Stellen sollen allein in Deutschland ohne betriebsbedingte Kündigungen entfallen. Deshalb sei es jetzt Zeit, den Mitarbeitern „reinen Wein“ einzuschenken, sagte Spohr bei der Vorlage der Quartalsbilanz.

Das sagen die Gewerkschaften

Die Gewerkschaften reagieren mit Unverständnis. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die am heutigen Freitag mit dem Management weiterverhandeln will, spricht von Blockadehaltung in den Verhandlungen. Auch die Piloten seien noch in Gesprächen, die Kündigungsdrohung sei da nicht hilfreich, sagt Janis Schmitt, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Und auch Ufo ist verärgert: Lufthansa müsse noch Details liefern zu Freiwilligenprogrammen zum sozialverträglichen Stellenabbau. „Uns jetzt unter Druck zu setzen und zu sagen, wenn ihr eure Urabstimmung nicht sofort durchführt, dann kündigen wir doch, das ist nicht in Ordnung“, kritisierte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies. Allein in der Kernmarke Lufthansa gebe es einen Überhang von etwa 5000 Stellen, sagte Spohr, 800 davon bei den Piloten, 2600 bei den Flugbegleitern und 1500 bei den Bodenmitarbeitern.

Per Milliardenpaket gerettet

Doch der Druck auf das Management ist hoch. Im zweiten Quartal beförderte Lufthansa, die im Juni mit einem Milliardenpaket durch den Staat gerettet worden war, 96 Prozent weniger Fluggäste als 2019. Dass das Ergebnis nicht noch schlechter ausfiel, lag allein an der Frachtsparte, die 300 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftetet. Spohr sprach von einer „Zäsur“ im Luftverkehr. Erst 2024 werde man das Niveau des vergangenen Jahres wieder erreichen. Habe man bis dahin keinen Impfstoff gefunden, dann werde diese Prognose nicht zu halten sein. Der Konzern will seine Kosten bis zum Jahr 2023 um 15 Prozent senken. Die Flotte soll um 100 Flugzeuge schrumpfen, in den nächsten Wochen soll über die Stilllegung einzelner Flugzeugtypen entschieden werden. Deshalb stehen die A 380, A 340 und die Boeing 747 auf dem Prüfstand.

Rückschläge wegen erneuter Coronaausbrüche

Denn vor allem auf der Langstrecke kommt das Geschäft nicht in Gang. Auch in Europa gibt es wegen neuer Ausbrüche des Coronavirus immer wieder Rückschläge. Die Fluggäste können deshalb aber stornieren und sich den Flugpreis erstatten lassen oder einen Reisegutschein erhalten. Diese Erstattungen waren zunächst zum Unmut vieler Passagiere sehr schleppend verlaufen. Das Versprechen von der Hauptversammlung im Mai, in den sechs darauffolgenden Wochen die Erstattungen zu leisten, habe man eingehalten. Von drei Milliarden Euro seien inzwischen zwei Milliarden abgearbeitet, sagte der Lufthansa-Chef, doch es kämen mit jeder Flugplanänderung oder Stornierung ständig neue hinzu.

In der zweiten Jahreshälfte hofft Spohr zwar auf eine leichte Belebung. Das Flugprogramm wird im dritten Quartal auf den Kurz- und Mittelstrecken allmählich auf 40 Prozent hochgefahren, bis zum Jahresende auf 55 Prozent. Auf der Langstrecke geht es deutlich langsamer: 20 Prozent strebt Lufthansa im dritten Quartal an, 50 Prozent bis zum Jahresende. Dennoch werde man auch im Gesamtjahr einen Verlust schreiben. Analysten rechnen mit fünf Milliarden Euro.