Frankfurt – Der Börsengang der Tochter Porsche AG könnte ein voller Erfolg werden. Bis Mittwochnachmittag können die Aktien noch gezeichnet werden. Und bereits am Montagabend verkündeten die zuständigen Investmentbanken, dass Aufträge unter dem Höchstpreis von 82,50 Euro leer ausgehen würden. Von Volkswagen angeboten wurden die Papiere in einer Spanne zwischen 76,50 Euro bis 82,50 Euro.
Damit ergibt sich beim Verkauf der Papiere ein Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro. Bislang hat nur die Telekom bei ihrem Börsengang 1996 mit 9,65 Milliarden Euro mehr Geld durch den Sprung an die Börse eingenommen. Die tatsächlichen Einnahmen mit rund 19,5 Milliarden Euro durch den Börsengang liegen für Volkswagen mehr als doppelt so hoch. Grund dafür ist, dass mit dem Börsengang auch 25 Prozent der Porsche-Stammaktien an die Porsche-Automobil Holding gehen, die von den Familien Porsche und Piëch beherrscht wird
Eigner bekommen wieder direkten Zugriff auf den Porsche-Konzern
Die Investmentholding wiederum hält über 53 Prozent der Stammaktien des Volkswagen-Konzerns. Durch den Börsengang bekommen die Eigner damit wieder direkten Zugriff auf den Porsche-Konzern. Den hatten sie mit der gescheiterten Übernahme des VW-Konzerns durch die kleine Sportwagenschmiede vor rund zehn Jahren verloren.
Die Hälfte des Geldes soll im Volkswagen-Konzern bleiben, um die Transformation in Richtung Elektromobilität bei gleichzeitiger digitaler Vernetzung zu finanzieren. 49 Prozent der Erlöse sollen in Form einer Sonderdividende an die Volkswagen-Aktionäre fließen.
Porsche die wertvollste Markentochter von VW
Porsche ist bislang eine von zwölf Markentöchtern im Volkswagen-Konzern – und mit einigem Abstand die wertvollste; sie gilt nicht nur als Ertragsperle des Konzerns, sondern sie wird ab Donnerstag auch ein Schwergewicht an der Börse sein. Der Sportwagenbauer startet seine Börsenkarriere in dieser Woche mit einem Börsenwert von rund 75 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Volkswagen selbst ist auf dem Parkett rund 85 Milliarden Euro wert. Bei BMW sind es knapp 48 Milliarden.
Volkswagen hat in Vorbereitung des Börsenganges von Porsche das Grundkapital in 50 Prozent Stammaktien und 50 Prozent Vorzugsaktien unterteilt. Stammaktien bringen ein Stimmrecht mit sich, bei Vorzugsaktien fällt dafür oft die Dividende höher aus. Bis zu 25 Prozent der Porsche-Vorzugsaktien können von Anlegern gekauft werden. Neben großen institutionellen Ankerinvestoren wie dem katarischen Staatsfonds QIA, eine Holding aus Abu Dhabi und dem norwegischen Ölfonds können auch Privatanleger zum Zug kommen.
Porsche will mehr Selbstständigkeit durch Sprung an die Börse
Porsche verspricht sich vom Sprung an die Börse mehr Selbstständigkeit. Außerhalb der Volkswagen-Konzernstrukturen erhofft man sich mehr Sichtbarkeit und ein flexibleres Steuern des Konzerns. Dass Porsche nun eigenständig zu mehr Glanz kommen dürfte, belegt spätestens dieser Börsengang – inmitten eines durchaus schwierigen Börsenumfeldes. Seit Wochen sind die Aktienmärkte im Sinkflug begriffen, weil die hohe Inflation und Rezessionssorgen den Handel fest im Griff halten. Daher halten einige Beobachter den Sprung auf das Parkett zum jetzigen Zeitpunkt für gewagt.
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Zusätzliche Fragen wirft die Doppelfunktion von Oliver Blume auf. Der Porsche-Chef ist zugleich auch zum neuen Chef des Volkswagen-Konzerns aufgestiegen. Beobachter befürchten, dass beide Rollen schlecht miteinander vereinbar sind. Bei Volkswagen und Porsche teilt man derlei Bedenken nicht. Für die Fälle, in denen mögliche Interessenskonflikte auftreten könnten, sei man gut vorbereitet, heißt es im Volkswagen-Konzern. (me)