Der Umstieg auf Elektroautos verläuft in Deutschland schleppender als gehofft. Der ADAC vergleicht die Umweltbilanz von Stromern und Verbrennern miteinander – mit überraschender Erkenntnis.
Überraschende ErgebnisseSind E-Autos wirklich dreckiger als gedacht?
Wenn es um das Thema „Auto und Umwelt“ geht, wird nicht selten leidenschaftlich gestritten. Benziner und Diesel sind bloße Klimakiller, die lieber heute als morgen verschwinden müssten, sagen die einen. Andere entgegnen, E-Autos stünden auch nicht besser da. Weil der Strom, mit dem sie betrieben werden, ja auch alles andere als sauber ist, Stichwort Kohle und Gas. Und die Batterieproduktion erst! Aber wie sieht die Umweltbilanz von Benzinern, Dieselautos und Stromern denn nun wirklich aus?
Der ADAC unterzieht regelmäßig Automodelle seinem „Ecotest“. Im aktuellen hat der Autoclub die Umweltbilanz von 84 Fahrzeugen unter die Lupe genommen, von Elektroautos über Hybride bis zu Verbrennern. Der Club bemisst die Fahrzeuge nach einem Punktesystem und betrachtet dabei nicht nur Schadstoffe, die aus dem Auspuff kommen, sondern auch die, die bei der Herstellung des Antriebs-Energieträgers anfallen.
Stromerzeugung treibt Bilanz von E-Autos hoch
Für E-Autos wird der aktuelle Strommix in Deutschland zugrunde gelegt. Im vergangenen Jahr nahmen Kohle und Erdgas zwischen 40 und 50 Prozent der gesamten Stromerzeugung ein. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren errechnet der ADAC daraus eine Schadstoffbelastung je verbrauchter Kilowattstunde. Und die ist auch bei Elektrofahrzeugen durchaus alles andere als gering.
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So kommt der Öko-Spitzenreiter Peugeot e-208 auf 80 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Kleinwagen liegt damit nicht allzuweit unter dem derzeit heftig umstrittenen CO2-Grenzwert der EU für Neuwagenflotten, der gerade erst auf 93,6 g/km abgesenkt wurde. Andere E-Modelle wie der BYD Seal liegen sogar darüber: Der chinesische Kompakt-Stromer schlägt, weil er mehr Strom verbraucht, mit gleich 108 g/km zu Buche.
Dass E-Autos dennoch eine große Rolle für die CO2- Bilanz der Hersteller – und damit für die Vermeidung von hohen Strafen – haben, liegt daran, dass die EU sie grundsätzlich mit null Emissionen in die Berechnung einfließen lässt. Gleichwohl: Die Bestbewertung von fünf Punkten geht in der ADAC-Öko-Rangliste fast durchweg an Stromer. Mit einer Ausnahme: Mit dem Toyota Prius findet sich sogar ein Plug-in-Hybrid, also ein halber Verbrenner, unter den zehn saubersten Fahrzeugen.
Und was ist mit reinen Verbrennern? Der sauberste Benziner in der Liste, der Suzuki Swift auf Platz 20, stößt 130 Gramm CO2 pro Kilometer aus, neun Plätze später bestplatzierte VW ist der Golf 1,5 TSI Life mit 148 Gramm. Beide sind laut Bewertung unterm Strich emissionsärmer als manches E-Modell, etwa der Kia EV9. Denn Stromer stehen beim CO2- Ausstoß zwar grundsätzlich besser da, aber nicht bei anderen Schadstoffen wie etwa Stickoxiden – auch die fallen bei der Stromerzeugung aus fossilen Quellen an. In Verbrennerautos ebenfalls, dort werden sie aber weitgehend durch den Katalysator aufgefangen. „Je nach Antriebsart und Verbrauch eines Fahrzeugs kann es also rechnerisch sein, dass ein Auto mit Verbrennungsmotor pro Kilometer zum Teil weniger Schadstoffe ausstößt als ein E-Auto“, erklärt der Mobilitätsclub. Der Regelfall ist das allerdings nicht: Im Ecotest landen nur vereinzelte E-Modelle im Mittelfeld.
Emissionen auch bei der Herstellung
Was der ADAC in seiner Berechnung hingegen nicht berücksichtigt, sind die Emissionen, die bei der Herstellung des Fahrzeugs anfallen. Und da gibt es durchaus einen großen Unterschied zwischen Stromern und Verbrennern, wie unter anderem eine Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) im Auftrag des Umweltbundesamts ergab. Die Forscher betrachteten darin die komplette Ökobilanz von Autos über eine Lebensdauer von 16 Jahren und eine Gesamtfahrleistung von 220000 Kilometern.
Ergebnis: In der Produktion des Basisfahrzeugs gibt es bei Verbrenner-, Hybrid- und Elektrofahrzeugen zwar keine großen Unterschiede. Die dabei anfallenden Emissionen werden bei allen Antriebsarten mit 40 bis 50 Gramm CO2-Äquivalenten – eine Rechengröße für Treibhausgase – pro Kilometer veranschlagt. Allerdings schlägt der Studie zufolge allein die Produktion der Batteriezellen für E-Auto-Akkus mit weiteren rund 25 Gramm zu Buche. Eine Analyse des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) setzt die Emissionen im E-Auto-Bau sogar rund doppelt so hoch an wie bei Verbrennern.
Ökologischer Fußabdruck bei Herstellung der Stromer ist schlechter
Somit fällt der ökologische Fußabdruck der Stromer-Herstellung tatsächlich deutlich schlechter aus als bei Verbrennern. Allerdings: In der Lebens-Emissionsbilanz eines Verbrenners nimmt die Produktion nur höchstens 20 Prozent ein, der Rest entfällt auf den im Betrieb entstehenden Schadstoffausstoß. In der Gesamtrechnung kommen Diesel und Benziner daher laut UBA-Studie alles in allem auf rund 240 Gramm CO2- Äquivalente pro Kilometer, Elektroautos auf 140. Plug-in-Hybride liegen mit 190 ziemlich genau dazwischen – allerdings unter der Voraussetzung, dass sie zu 45 Prozent im Elektromodus bewegt werden, was Untersuchungen zufolge aber meist nicht der Fall ist.
Andere Studien kommen grundsätzlich zu ähnlichen Ergebnissen. Das wirft die Frage auf, ab wann ist im Lauf des Fahrzeuglebens der Punkt erreicht ist, ab dem der Stromer ökologisch besser dasteht als der Verbrenner. Pauschal ist das schwer zu beantworten, da es nicht nur vom Fahrzeug selbst sowie vom Fahrverhalten abhängt, sondern auch von Entwicklungen in der Energiegewinnung oder den Produktionstechniken. Sprich: Je grüner der Strommix, desto früher rechnet sich auch das E-Auto fürs Klima.