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NRW-ProjektWie Wasserstoff die Region künftig antreiben soll

Lesezeit 3 Minuten

Wasserstoffbusse gehören in Hürth zum täglichen Bild. Die Nachbarstadt Kölns ist Wasserstoff-Pionier in der Region. Doch bei der privaten Nutzung steckt noch vieles in den Kinderschuhen.

  1. Die Städte Brühl, Hürth, Köln, Wesseling, der Rheinisch-Bergische- und der Rhein-Sieg-Kreis haben ihre gemeinsame Roadmap „H2R Wasserstoff Rheinland“ zum umfassenden Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Region vorgestellt.
  2. Das Konzept beinhaltet rund 100 konkrete Maßnahmen und Projekte.
  3. Ingo Schmitz fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Köln – Die Landesregierung NRW sucht die „Modellregion Wasserstoff“. Köln, der südliche Rhein-Erft-Kreis sowie der Rheinisch-Bergische- und der Rhein-Sieg-Kreis wollen gemeinsam den Preis gewinnen. Dafür haben sie nun ein Konzept eingereicht. Mit 100 Maßnahmen und mehr als 80 Unterstützern. Das klingt nach viel. Muss es auch sein. Die Wasserstofftechnik steckt immer noch in den Kinderschuhen. Ein Platz auf dem „Treppchen“ ist den Bewerbern sicher. Landesweit gibt es nur drei Teilnehmer.

Das Konzept

Um Modellregion werden zu können, haben die beteiligten Städte und Kreise die Initiative H2R-Wasserstoff Rheinland gegründet. Die wiederum hat das Ingenieurbüro EMCEL damit beauftragt, ein „Feinkonzept“ zu erarbeiten. Sieben Teilnehmer haben an der Erstellung des Papiers mitgewirkt, darunter das Forschungszentrum Jülich. 52 Seiten ist das Konzept dick, das nun an die Landesregierung übergeben wurde.

Die Partner

Um die Ziele des Konzepts erreichen zu können, braucht es Unterstützung. 82 Unternehmen, Institutionen und kommunale Betriebe haben die Absicht erklärt, sich zu beteiligen. Darunter ist unter anderem Toyota, als einer von zwei Herstellern, frei verkäuflicher Wasserstoff-Pkw in Serie. Auch der Flughafen Köln/Bonn ist dabei. Er will bis 2025 klimaneutral zu sein. Die TH Köln hat eine entsprechende Professur ausgeschrieben.

Die Projekte

Es muss Kärrnerarbeit geleistet werden: bei der Herstellung des Wasserstoffs, der Verbreitung über Tankstellen sowie der breiten Nutzung über Serienfahrzeuge. Entsprechend gefächert sind die Projekte mit einem maximalen Zeithorizont bis 2030. Bis zu 16 Tankstellen sollen in dem Gebiet der Projektpartner entstehen. Nicht alle frei zugänglich. Die Produktion soll angekurbelt werden. Das Renommeeprojekt dafür liefert Shell: Auf dem Werksgelände Godorf/Wesseling soll bis Ende des Jahres ein 100 Megawatt (MW) Elektrolyseur stehen.

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Die Anlage, die Wasserstoff über Elektrolyse erzeugen kann, wäre die größte ihrer Art in Europa. Noch wird der Wasserstoff mit Lkw in der Region transportiert. H2R will eine Pipeline von bis zu 100 Kilometer Länge realisieren. Das alles weil: „Wir müssen in große Nutzungszahlen kommen, damit die Preise interessant werden“, sagt Marcell Corneille, Geschäftsführer der EMCEL GmbH.

Die Realität

Hürth ist Pionier, wenn es um Wasserstoff im ÖPNV geht. Die Stadtbusflotte fährt seit rund zehn Jahren. Im Rheinisch-Bergischen und in Rhein-Sieg wurde schon kräftig nachgezogen. Dass das Bündnis auf die Zukunft ausgerichtet ist, ist auch Indiz für uneinheitliches Handeln in der Vergangenheit. Köln setzt bei der Busflotte der KVB auf Batteriebetrieb. Dabei ist gerade die Verbreitung über Flotten das Einfallstor für die Wasserstofftechnik. Auch deckt die Modellregion die Region nicht ab. Der nördliche Rhein-Erft-Kreis fehlt. „Ich vermisse mal wieder Bonn“, sagt Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises bei der Konzeptpräsentation. Die Rundschau machte eine Woche lang einen Praxistest mit einem Wasserstoffauto. Es gibt nur zwei öffentliche Tankstellen in der gesamten „Modellregion“. Ein Pkw ist unter 70 000 Euro nicht zu haben.