New York – Mitten im Prozess der Wiederzulassung der Boeing 737 MAX sind interne Dokumente des US-Flugzeugherstellers bekannt geworden, die kein gutes Licht auf das Verhältnis seiner Mitarbeiter zur US-Flugaufsichtsbehörde FAA werfen. Das Flugzeug sei „von Clowns entworfen, die von Affen beaufsichtigt werden“, machten sich Boeing-Angestellte in den am Donnerstag von Kongressabgeordneten veröffentlichten Mails lustig.
Außerdem prahlen die Mitarbeiter, dass sie die Maschine mit einem minimalen Training für Piloten zertifizieren lassen könnten. Nach zwei Abstürzen von Passagiermaschinen des Typs Boeing 737 MAX, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen waren, gilt seit März ein Flugverbot für das Modell. Die neuen Dokumente dürften die Beziehungen von Boeing zu den Aufsichtsbehörden weiter verschlechtern, während sich das Unternehmen bemüht, die Genehmigung für die erneute Inbetriebnahme des Unglücksmodells zu bekommen.
Kritik am MAX-Flugsimulator
Boeing erklärte zum Bekanntwerden der internen Dokumenten, einige davon würden sich auf die Entwicklung von Boeings MAX-Flugsimulatoren in den Jahren 2017 und 2018 beziehen. „Würden Sie Ihre Familie in ein Flugzeug setzen, dessen Crew am MAX-Simulator trainiert hat? Ich würde das nicht“, schrieb ein Boeing-Mitarbeiter in einem Austausch mit einem Kollegen. „Nein“, antwortete dieser. „Gott hat mir noch immer nicht für das vergeben, was ich im vergangenen Jahr vertuscht habe“, hieß es bei einem weiteren Mitarbeiter in einer Nachricht aus dem Jahr 2018 in Bezug auf den Umgang mit der FAA.
„Ich weiß, aber das ist es, was diese Regulierungsbehörden bekommen, wenn sie versuchen, sich in den Weg zu stellen. Sie behindern den Fortschritt“, schrieb ein anderer Boeing-Angestellter bereits im August 2015. Die Mitteilungen seien im Interesse der Transparenz an die Untersuchungsbeauftragten des Kongresses geschickt worden, erklärte Boeing. Der spöttische Ton der Nachrichten bringt das Unternehmen mitten in der Krise um die 737 MAX weiter in Bedrängnis.
Tiefe Krise
„Diese neu veröffentlichten E-Mails sind unglaublich vernichtend“, sagte Peter DeFazio, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im US-Repräsentantenhaus. „Sie zeichnen ein zutiefst beunruhigendes Bild davon, wie weit Boeing offenbar bereit war zu gehen, um sich der Kontrolle der Aufsichtsbehörden, der Flugbesatzungen und der fliegenden Öffentlichkeit zu entziehen.“ Boeing steckt seit den Abstürzen einer Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air im Oktober 2018 und eines Flugzeugs der Ethiopian Airlines im vergangenen März in einer tiefen Krise.
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Ermittler vermuten, dass die Unglücke mit einem Stabilisierungssystem zusammenhängen, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt. Wegen des weltweiten Flugverbots mussten Fluggesellschaften tausende Flüge streichen und auf andere Maschinen zurückgreifen.
Sie verlangen vom Flugzeugbauer deswegen Entschädigungen. Boeing stellte im Juli 5,6 Milliarden Dollar (knapp 5,1 Milliarden Euro) für solche Zahlungen zurück. Im Dezember setzte Boeing dann seinen umstrittenen Chef Dennis Muilenburg ab. Künftig soll der bisherige Verwaltungsratsvorsitzende David Calhoun den Konzern führen. (afp)