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Nach Corona-FlauteFlughafen-Geschäft in Köln/Bonn legt wieder zu

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Flughafen  Köln

Ein Flugzeug startet am Flughafen Köln-Bonn. (Archivbild)

Köln/Bonn – „Es war viel los im Sommer“, bilanzierte Johan Vanneste, der Chef des Flughafens Köln/Bonn, am Montag. Ab Juli gab es ein deutliches Anziehen des Flugverkehrs, so dass immerhin halb so viele Passagiere in der Wahner Heide starteten und landeten wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Weiter nach oben mit der Zahl der Fluggäste ging es in den Folgemonaten (siehe Grafik).

Köln/Bonn erholte sich sogar etwas schneller als andere Airports. In den Herbstferien dürften die Passagierzahlen 440 000 erreichen und damit nur noch 37 Prozent unter denen des Herbsts 2019 liegen, sagte Vanneste. Er erwartet allein am 10. Oktober, dem Tag mit dem meisten Betrieb, 31 000 Fluggäste. „Das fühlt sich schon fast wieder normal an“, so Vanneste.

20 Airlines fliegen von Köln/Bonn zu 80 Zielen in 30 Ländern. Wichtigstes Reiseziel in den 17 Tagen der Herbstferien ist die Türkei mit 125 000 Passagieren, darunter 60 000 mit dem Ziel Antalya. 105 000 Passagiere wollen nach Spanien, fast die Hälfte davon nach Palma. Und nach Italien und Griechenland reisen 50 000 beziehungsweise 35 000 Fluggäste.

Keine Staus mehr bei der Abfertigung erwartet

Zu Staus bei der Abfertigung wie im Sommer sollte es nicht wieder kommen, hofft Airport-Chef Vanneste. Das für die Sicherheitskontrollen zuständige Unternehmen Securitas habe mehr Personal als benötigt, weil es vom Vorgänger Kötter alle Mitarbeitenden übernommen habe. Auch die Kurzarbeit sei im Vergleich zum Sommer reduziert. Acht Kontrollspuren sollen in Betrieb sein, in Stoßzeiten wird auf 13 aufgestockt.

Der Flughafen selbst hat für die Gepäckabfertigung 70 neue Mitarbeitende eingestellt. 60 weitere werden gesucht. Es sei freilich gar nicht so leicht, die Stellen zu besetzen, so Vanneste. „Alle suchen nach Personal“, sagte der Flughafenchef. Und für die Arbeit im Sicherheitsbereich sei eine Zuverlässigkeitsüberprüfung erforderlich, die einige Wochen dauere. Der Flughafen beschäftigt bei der Gepäckabfertigung rund 600 Mitarbeitende. Darum kümmert sich aber auch noch eine weitere Firma. Und die Frachtgesellschaften haben auch eigenes Personal zum Be- und Entladen der Flieger.

Was der Passagier selber tun kann

Die Abfertigung selbst kann laut Vanneste auch jeder Passagier selbst beschleunigen. Vorher sollte er sich über Auflagen der Fluggesellschaften und des Ziellandes erkundigen und alle nötigen Unterlagen wie Impfzertifikate oder Tests in der geforderten Sprache dabeihaben. Wenn möglich sollten Fluggäste online einchecken oder den Check-in am Vorabend nutzen. Und zwei Stunden vor Abflug sollten sie am Flughafen sein. Erlaubt ist nur ein Handgepäckstück. Kinder sollten möglichst auf Spielzeug an Bord verzichten, auch wenn das erlaubt sei. Denn auch das müsse durch die Sicherheitskontrolle.

Automat nimmt Gepäck an

Neue Automaten sollen die Abfertigung in Köln/Bonn entzerren. Ab Donnerstag können die Passagiere das Gepäck selbst aufgeben. Dazu ziehen sie an einem von vier Automaten, die derzeit bereits im Probebetrieb sind, nach Angabe der Flugdaten einen Gepäckaufkleber pro Gepäckstück. Der hat unter einer Schutzfolie eine Selbstklebefläche. So können sie den Aufkleber etwa am Koffergriff befestigen. Dann können sie den Koffer zu zwei gegenüberliegenden Automaten für die Gepäckaufgabe bringen und dort auf das Band stellen, wo der Koffer gewogen und der Aufkleber gescannt wird. So erfolgt die Gepäckaufgabe nahezu kontaktlos. Vier weitere dieser Selbstbedienungsautomaten zur Gepäckaufgabe will der Flughafen laut seinem Chef Vanneste noch anschaffen. (raz)

Vanneste erwartet im laufenden Jahr 4,1 bis 4,2 Millionen Passagiere nach 3,1 Millionen Im Vorjahr. Im kommenden Jahr sollen es acht Millionen sein, das wären zwei Drittel der Passagiere der Vor-Corona-Zeit. Schwarze Zahlen will der Flughafen 2023 wieder schreiben. Der Frachtumschlag soll im laufenden Jahr auf etwa 975 000 (2020: 863 000) Tonnen steigen. Diese Zahl liegt etwas höher als noch im Sommer geschätzt.

Fortschritte sieht Vanneste auch bei der Vermietung von Flächen. Seit Mitte September hat die Lounge unter einem neuen Betreiber wieder geöffnet, nachdem die Lufthansa sich zurückgezogen hatte. In den Herbstferien kann jeder Fluggast sie für 20 Euro nutzen, danach werden 29 Euro fällig. Es gebe auch Aussichten auf einen neuen Betreiber für den Zeitungs- und Buchverkauf, so Vanneste. Dabei handele es sich um ein weltweit bekanntes Unternehmen – mehr verriet er nicht.

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Über 50 Prozent der Shops waren im Sommer in der Vermietung. Mieten für Shops, Hangars, Büros, Parkplätze und Dienstleistungen sorgen nach einer Faustformel für ein Drittel des Umsatzes eines Flughafens. In Köln/Bonn waren das im abgelaufenen Jahr 80 Millionen Euro, 30 Prozent weniger als 2019.